Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].290 ist sehr schön und klahr. Aus denen hin und wieder gebliebenenresten siehet man, daß das Gemäuer ehemals mit kleinen 4 eckten Ziegel-Steinen, gleich einem Bret-Spiel, incrustiret gewesen. Alle diese Embellissemens sind unstreitig alt- Römisch, zu Numae Zeiten aber freylich wohl noch nicht gewesen. Doch wir kommen aus dem bisherigen unchristlichen - 290 ist sehr schön und klahr. Aus denen hin und wieder gebliebenenresten siehet man, daß das Gemäuer ehemals mit kleinen 4 eckten Ziegel-Steinen, gleich einem Bret-Spiel, incrustiret gewesen. Alle diese Embellissemens sind unstreitig alt- Römisch, zu Numae Zeiten aber freylich wohl noch nicht gewesen. Doch wir kommen aus dem bisherigen unchristlichen - <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0594"/><fw type="folNum" place="top">290</fw><lb/> ist sehr schön und klahr. Aus denen hin und wieder gebliebenen<lb/> resten siehet man, daß das Gemäuer ehemals mit kleinen<lb/> 4 eckten Ziegel-Steinen, gleich einem Bret-Spiel, incrustiret<lb/> gewesen. Alle diese Embellissemens sind unstreitig alt-<lb/> Römisch, zu <persName xml:id="TidB10523" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11509" ref="http://d-nb.info/gnd/122673093">Numae</persName> Zeiten aber freylich wohl noch nicht<lb/> gewesen.</p><lb/> <p> Doch wir kommen aus dem bisherigen unchristlichen -<lb/> nunmehro auch auf das christliche Heydenthum. In einer<lb/> kleinen <hi rendition="#u">Kirche</hi> an eben diesem Appischen Wege gelegen,<lb/> insgemein <hi rendition="#u">Domine quo vadis</hi> genannt, siehet man die<lb/> Fußstapffen von den beyden Füßen unsers <persName xml:id="TidB10524" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10143">Heylandes</persName> in<lb/> einen weißen Marmor-Stein gedruckt, weil dieses die<lb/> Stelle seyn soll, da derselbe <persName xml:id="TidB5556" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11059" ref="http://d-nb.info/gnd/118593323">Petro</persName> begegnet, und auf des<lb/> letztern Befragen, Domine quo vadis? ihm geantwortet haben<lb/> soll: vado <placeName xml:id="TidB10525" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10241">Romam</placeName> iterum crucifigi, wodurch denn <persName xml:id="TidB5555" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11059" ref="http://d-nb.info/gnd/118593323">Petrus</persName><lb/> bewogen worden, in die Stadt wieder zurück zu kehren,<lb/> und der Creutzigung sich willig zu unterwerffen. In-<lb/> deßen ist gedachter Stein nur eine Copie, und das vor-<lb/> gegebene Original in der noch weiter vor der Stadt gelegenen<lb/><hi rendition="#u">Kirche <choice><abbr>S.</abbr><expan>Sankt</expan></choice> Sebastian</hi>, woselbst wir von diesen heiligen<lb/> Fußstapffen einen <name type="artificialWork" xml:id="TidB5559" corresp="register.xml#regID_500.lemID_11512">großen Kupfer-Stich</name> mir einer dabey stehen-<lb/> den umständlichen Nachricht empfangen haben. Aus dieser<lb/> Kirche ist ein Haupt-Eingang in die hiesigen berühmten<lb/><hi rendition="#u">Cata<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">com</add></subst>ben</hi>, welche wir unter Anführung eines Mönchs<lb/> aus dem zu dieser Kirche gehörigen Closter ziemlich<lb/> durchkrochen haben. Das gantze Soûterrain ist von<lb/> Tuf und nur hin und wieder untermauret. Wo Gräber<lb/> sind, da ist der Tuf ohngefähr einer Spanne hoch und etwan<lb/> anderthalb Ellen lang ausgegraben, die Oeffnung aber<lb/> mit Ziegel- oder mit Marmor-Stein zugesetzet, hinter<lb/> welchen die Cörper verborgen stecken. Die Inscriptiones,<lb/> welche wir an solchen Steinen hin und wieder gefunden,<lb/> sind zum Theil vitieux und ungereimt. So heist es <choice><abbr>Z. E.</abbr><expan>Zum Exempel</expan></choice><lb/> Victorino benemerenti in paci qui vixit annos IIII.<lb/> wobey schwer zu begreiffen, was ein Kind von 4 Jahren </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0594]
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ist sehr schön und klahr. Aus denen hin und wieder gebliebenen
resten siehet man, daß das Gemäuer ehemals mit kleinen
4 eckten Ziegel-Steinen, gleich einem Bret-Spiel, incrustiret
gewesen. Alle diese Embellissemens sind unstreitig alt-
Römisch, zu Numae Zeiten aber freylich wohl noch nicht
gewesen.
Doch wir kommen aus dem bisherigen unchristlichen -
nunmehro auch auf das christliche Heydenthum. In einer
kleinen Kirche an eben diesem Appischen Wege gelegen,
insgemein Domine quo vadis genannt, siehet man die
Fußstapffen von den beyden Füßen unsers Heylandes in
einen weißen Marmor-Stein gedruckt, weil dieses die
Stelle seyn soll, da derselbe Petro begegnet, und auf des
letztern Befragen, Domine quo vadis? ihm geantwortet haben
soll: vado Romam iterum crucifigi, wodurch denn Petrus
bewogen worden, in die Stadt wieder zurück zu kehren,
und der Creutzigung sich willig zu unterwerffen. In-
deßen ist gedachter Stein nur eine Copie, und das vor-
gegebene Original in der noch weiter vor der Stadt gelegenen
Kirche S. Sebastian, woselbst wir von diesen heiligen
Fußstapffen einen großen Kupfer-Stich mir einer dabey stehen-
den umständlichen Nachricht empfangen haben. Aus dieser
Kirche ist ein Haupt-Eingang in die hiesigen berühmten
Catacomben, welche wir unter Anführung eines Mönchs
aus dem zu dieser Kirche gehörigen Closter ziemlich
durchkrochen haben. Das gantze Soûterrain ist von
Tuf und nur hin und wieder untermauret. Wo Gräber
sind, da ist der Tuf ohngefähr einer Spanne hoch und etwan
anderthalb Ellen lang ausgegraben, die Oeffnung aber
mit Ziegel- oder mit Marmor-Stein zugesetzet, hinter
welchen die Cörper verborgen stecken. Die Inscriptiones,
welche wir an solchen Steinen hin und wieder gefunden,
sind zum Theil vitieux und ungereimt. So heist es Z. E.
Victorino benemerenti in paci qui vixit annos IIII.
wobey schwer zu begreiffen, was ein Kind von 4 Jahren
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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