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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Mademoiselle Cleremont, welches, bekantermaßen, eine Princess
du Sang ist, der Dähnische Legations-Secretarius Waßerleben
Herr Petersen und sein Successor, Herr Hasenmüller. Von Discours
fiel außerdem, was vor und nach der Tafel, von dem hiesigen
verderbten Leben und schlechten Credit, gesprochen wurde, nichts
merckwürdiges vor, als die Materie von Freymaurern, von
welcher Societaet Der Herr von Wind, in Engelland ein Mitglied
worden ist. Er declarirte, daß das gantze Institutum nicht
als was ehrlich und löblich, in sich halte, sonst er sich dazu nicht
wurde begeben haben, offerirte auch, uns gleichfals zu reci-
piren. Der Darmstättischen Minister, Herr von Böhmer, erinnerte
dagegen, daß die hiesigen Freymaurer von Schismaticos gehalten
würden, die Secte auch hier verboten sey: Wenn aber auch
die Reception in des Dähnischen Ministers Hause geschehen
könte, so sey es endlich nichts neues, qu'on faisoit des sottises
dans l[unleserliches Material]es maisons des Ministres etrangeres. Das ferner Rai-
sonement lief endlich dahinaus, daß ein vorsichtiger Mann
sich schwehrlich resolviren würde, sich in ein Engagement
einzulaßen, ohne vorher nach seinem eignen Erkäntniß
beurtheilen zu können: ob die Sache gut oder böse, und
wenn sie gut, ob sie auch, nach denen Umständen eines
iedweden, vor ihn schicklich und convenabel sey.

Den 24 November

Früh hatten wir von dem Dähnischen respective Etats-Rath
und Legations-Secretario, Herr von Braun und Herrn Waßerleben,
Visite, da denn unter andern erzehlet wurde, daß ein gewiser
Liefländer von Vittinghoff hier gantz extraordinair große
Figur gemacht, [unleserliches Material]an allen großen Häusern, auch selbst mit
dem König und der Königin, die grösten Spiele gespielet,
vor 8 Tagen aber mit Hinterlaßung 40000 Ecus gemachter
Schulden, sich aus dem Staube gemacht, auch kurtz vorher noch
einen kostbaren Ring und ein Paquet Louisd'or auf nimmer
Widergeben mitgenommen habe. Die Marechausse setze ihm
ietzo nach, weil der Rußische Ambassadeur declariret habe, daß
er ihn weiter nichts angehe. Uberhaupt soll, was den Credit
betrift, es hier schlecht bestellet, und nirgend Geld sicher unter zu bringen

Mademoiselle Cleremont, welches, bekantermaßen, eine Princess
du Sang ist, der Dähnische Legations-Secretarius Waßerleben
Herr Petersen und sein Successor, Herr Hasenmüller. Von Discours
fiel außerdem, was vor und nach der Tafel, von dem hiesigen
verderbten Leben und schlechten Credit, gesprochen wurde, nichts
merckwürdiges vor, als die Materie von Freymaurern, von
welcher Societaet Der Herr von Wind, in Engelland ein Mitglied
worden ist. Er declarirte, daß das gantze Institutum nicht
als was ehrlich und löblich, in sich halte, sonst er sich dazu nicht
wurde begeben haben, offerirte auch, uns gleichfals zu reci-
piren. Der Darmstättischen Minister, Herr von Böhmer, erinnerte
dagegen, daß die hiesigen Freymaurer von Schismaticos gehalten
würden, die Secte auch hier verboten sey: Wenn aber auch
die Reception in des Dähnischen Ministers Hause geschehen
könte, so sey es endlich nichts neues, qu’on faisoit des sottises
dans l[unleserliches Material]es maisons des Ministres etrangeres. Das ferner Rai-
sonement lief endlich dahinaus, daß ein vorsichtiger Mann
sich schwehrlich resolviren würde, sich in ein Engagement
einzulaßen, ohne vorher nach seinem eignen Erkäntniß
beurtheilen zu können: ob die Sache gut oder böse, und
wenn sie gut, ob sie auch, nach denen Umständen eines
iedweden, vor ihn schicklich und convenabel sey.

Den 24 November

Früh hatten wir von dem Dähnischen respective Etats-Rath
und Legations-Secretario, Herr von Braun und Herrn Waßerleben,
Visite, da denn unter andern erzehlet wurde, daß ein gewiser
Liefländer von Vittinghoff hier gantz extraordinair große
Figur gemacht, [unleserliches Material]an allen großen Häusern, auch selbst mit
dem König und der Königin, die grösten Spiele gespielet,
vor 8 Tagen aber mit Hinterlaßung 40000 Ecus gemachter
Schulden, sich aus dem Staube gemacht, auch kurtz vorher noch
einen kostbaren Ring und ein Paquet Louisd’or auf nimmer
Widergeben mitgenommen habe. Die Marechaussé setze ihm
ietzo nach, weil der Rußische Ambassadeur declariret habe, daß
er ihn weiter nichts angehe. Uberhaupt soll, was den Credit
betrift, es hier schlecht bestellet, und nirgend Geld sicher unter zu bringen

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[0059] Mademoiselle Cleremont, welches, bekantermaßen, eine Princess du Sang ist, der Dähnische Legations-Secretarius Waßerleben Hl. Petersen und sein Successor, H: Hasenmüller. Von Discours fiel außerdem, was vor und nach der Tafel, von dem hiesigen verderbten Leben und schlechten Credit, gesprochen wurde, nichts merckwürdiges vor, als die Materie von Freymaurern, von welcher Societaet DH. von Wind, in Engelland ein Mitglied worden ist. Er declarirte, daß das gantze Institutum nicht als was ehrlich und löblich, in sich halte, sonst er sich dazu nicht wurde begeben haben, offerirte auch, uns gleichfals zu reci- piren. Der Darmstädtl: Minister, H. von Böhmer, erinnerte dagegen, daß die hiesigen Freymaurer von Schismaticos gehalten würden, die Secte auch hier verboten sey: Wenn aber auch die Reception in des Dähnischen Ministers Hause geschehen könte, so sey es endlich nichts neues, qu’on faisoit des sottises dans les maisons des Ministres etrangers. Das ferner Rai- sonement lief endl: dahinaus, daß ein vorsichtiger Mann sich schwehrlich resolviren würde, sich in ein Engagement einzulaßen, ohne vorher nach seinem eignen Erkäntniß beurtheilen zu können: ob die Sache gut oder böse, und wenn sie gut, ob sie auch, nach denen Umständen eines iedweden, vor ihn schicklich und convenabel sey. Den 24 Novembr: Früh hatten wir von dem Dähnischen respective Etats-Rath und Legations-Secretario, H: v. Braun und H: Waßerleben, Visite, da denn unter andern erzehlet wurde, daß ein gewiser Liefländer von Vittinghoff hier gantz extraordinair große Figur gemacht, an allen großen Häusern, auch selbst mit dem König und der Königin, die grösten Spiele gespielet, vor 8 Tagen aber mit Hinterlaßung 40000 Ecus gemachter Schulden, sich aus dem Staube gemacht, auch kurtz vorher noch einen kostbaren Ring und ein Paquet Louisd’or auf nimmer Widergeben mitgenommen habe. Die Marechaussé setze ihm ietzo nach, weil der Rußische Ambassadeur declariret habe, daß er ihn weiter nichts angehe. Uberhaupt soll, was den Credit betrift, es hier schlecht bestellet, und nirgend Geld sicher unter zu bringen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/59>, abgerufen am 03.12.2024.