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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Dauphin geschah die Praesentation in seiner antichambre, in
welche er zu diesem Ende express heraus geführet wurde, bey
denen Mesdames de France aber, in ihrem audienz-Zimmer, und
war an diesen beyden Orten, ebenfals alles stumm. Nachdem
solchergestalt unsre Praesentation vollendet war, wurde Monsieur Cammasch aus
der Sale des Ambassadeurs dergestalt processionaliter herauf geholet,
daß (1.) seine in Trauer gekleidete Livree-Bedienten paar weise,
(2) zwey Pagen, (3) der Sous-Introducteur alleine, (4) die Cavaliers
des Gesandten nebst dem Legations-Secretario vortraten, worauf
der Gesandte nebst dem premier-Introducteur folgete. Die Livree-
Bedienten
blieben in der antichambre bis zur Rückkunft stehen.
Der König saß in seinem großen Cabinet auf einem Lehn-
Stuhl, mit bedecktem Haupt, und hatte zur rechten Hand einen
langen mit grünen Sammet beschlagenen Schreib-Tisch, zur lincken
aber einen gantz niedrigen Camin-Schirm stehen, welche beyde
Stücke gleichsam die Barriere vor die umstehenden formireten.
Nach geendeter Audienz beym König, wurde der Gesandte wiederum
a la Sale des Ambassadeurs hinunter, und sodann zur Audienz bey
die Königin wider hinaufgeführet, welches Hinunter und Hinaufführen
bey dem Dauphin und denen Mesdames de France ebenfals geschahe.
Bey iedweder Audienz, ausgenommen bey denen Mesdames de France,
befand sich auch der Cardinal Fleuri. Die Anreden bestunden in
einem bloßen Compliment, es war iedoch nichts recht deutliches
davon zu vernehmen, und noch vielweniger von der darauf fol-
genden Antwort, außer, daß die älteste von denen Mesdames
de France, mit vieler grace und parrhesie zu dem Ge-
sandten sagte: Monsieur je vous prie d'affures votre Maitre
de mon estime, au reste nous hommes faches de perdre Monsieur
de Cammasch si tot dans ce pais ici. Der Dauphin saß
gleich dem König, mit seinem Hut bedeckt, und hatte Mühe,
die kurtze Zeit der Anrede, seine Füße und den Leib stille zu
halten. Bey der Königin sowol, als bey denen Mesdames de
France, saßen zu beyden Seiten, der Länge nachhinunter, viele
Dames auf Tabourets, welche letztern iedoch, bey der Ankunft des
Gesandten, aufstunden. An denen Augen und der gantzen Positur
der Königin, war bey Anhörung des Compliments, eine gantz besondre
douceur und modestie zu spühren, und küßete der Gesandte,
nach empfangener Antwort, sowol dem König als der Königin,
die Hand, dem Dauphin und denen Mesdames de France aber,
geschahe solches nicht. Vom Monsieur Cammasch ist noch anzumercken,

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Dauphin geschah die Praesentation in seiner antichambre, in
welche er zu diesem Ende express heraus geführet wurde, bey
denen Mesdames de France aber, in ihrem audienz-Zimmer, und
war an diesen beyden Orten, ebenfals alles stumm. Nachdem
solchergestalt unsre Praesentation vollendet war, wurde Monsieur Cammasch aus
der Sale des Ambassadeurs dergestalt processionaliter herauf geholet,
daß (1.) seine in Trauer gekleidete Livree-Bedienten paar weise,
(2) zwey Pagen, (3) der Sous-Introducteur alleine, (4) die Cavaliers
des Gesandten nebst dem Legations-Secretario vortraten, worauf
der Gesandte nebst dem premier-Introducteur folgete. Die Livree-
Bedienten
blieben in der antichambre bis zur Rückkunft stehen.
Der König saß in seinem großen Cabinet auf einem Lehn-
Stuhl, mit bedecktem Haupt, und hatte zur rechten Hand einen
langen mit grünen Sammet beschlagenen Schreib-Tisch, zur lincken
aber einen gantz niedrigen Camin-Schirm stehen, welche beyde
Stücke gleichsam die Barriere vor die umstehenden formireten.
Nach geendeter Audienz beym König, wurde der Gesandte wiederum
à la Sale des Ambassadeurs hinunter, und sodann zur Audienz bey
die Königin wider hinaufgeführet, welches Hinunter und Hinaufführen
bey dem Dauphin und denen Mesdames de France ebenfals geschahe.
Bey iedweder Audienz, ausgenommen bey denen Mesdames de France,
befand sich auch der Cardinal Fleuri. Die Anreden bestunden in
einem bloßen Compliment, es war iedoch nichts recht deutliches
davon zu vernehmen, und noch vielweniger von der darauf fol-
genden Antwort, außer, daß die älteste von denen Mesdames
de France, mit vieler grace und parrhesie zu dem Ge-
sandten sagte: Monsieur je vous prie d’affures votre Mâitre
de mon estime, au reste nous hommes fachés de perdre Monsieur
de Cammasch si tot dans ce pais ici. Der Dauphin saß
gleich dem König, mit seinem Hut bedeckt, und hatte Mühe,
die kurtze Zeit der Anrede, seine Füße und den Leib stille zu
halten. Bey der Königin sowol, als bey denen Mesdames de
France, saßen zu beyden Seiten, der Länge nachhinunter, viele
Dames auf Tabourets, welche letztern iedoch, bey der Ankunft des
Gesandten, aufstunden. An denen Augen und der gantzen Positur
der Königin, war bey Anhörung des Compliments, eine gantz besondre
douceur und modestie zu spühren, und küßete der Gesandte,
nach empfangener Antwort, sowol dem König als der Königin,
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[0056] 23 Dauphin geschah die Praesentation in seiner antichambre, in welche er zu diesem Ende express heraus geführet wurde, bey denen Mesdames de France aber, in ihrem audienz-Zimmer, und war an diesen beyden Orten, ebenfals alles stumm. Nachdem solchergestalt unsre Praesentation vollendet war, wurde Mr Cammasch aus der Sale des Ambassadeurs dergestalt processionaliter herauf geholet, daß (1.) seine in Trauer gekleidete Livree-Bedienten paar weise, (2) zwey Pagen, (3) der Sous-Introducteur alleine, (4) die Cavaliers des Gesandten nebst dem Legations-Secretario vortraten, worauf der Gesandte nebst dem premier-Introducteur folgete. Die Livree- Bedienten blieben in der antichambre bis zur Rückkunft stehen. Der König saß in seinem großen Cabinet auf einem Lehn- Stuhl, mit bedecktem Haupt, und hatte zur rechten Hand einen langen mit grünen Sammet beschlagenen Schreib-Tisch, zur lincken aber einen gantz niedrigen Camin-Schirm stehen, welche beyde Stücke gleichsam die Barriere vor die umstehenden formireten. Nach geendeter Audienz beym König, wurde der Gesandte wiederum à la Sale des Ambassadeurs hinunter, und sodann zur Audienz bey die Königin wider hinaufgeführet, welches Hinunter und Hinaufführen bey dem Dauphin und denen Mesdames de France ebenfals geschahe. Bey iedweder Audienz, ausgenommen bey denen Mesdames de France, befand sich auch der Cardinal Fleuri. Die Anreden bestunden in einem bloßen Compliment, es war iedoch nichts recht deutliches davon zu vernehmen, und noch vielweniger von der darauf fol- genden Antwort, außer, daß die älteste von denen Mesdames de France, mit vieler grace und parrhesie zu dem Ge- sandten sagte: Monsieur je vous prie d’affures votre Mâitre de mon estime, au reste nous hommes fachés de perdre Mons: de Cammasch si tot dans ce pais ici. Der Dauphin saß gleich dem König, mit seinem Hut bedeckt, und hatte Mühe, die kurtze Zeit der Anrede, seine Füße und den Leib stille zu halten. Bey der Königin sowol, als bey denen Mesdames de France, saßen zu beyden Seiten, der Länge nachhinunter, viele Dames auf Tabourets, welche letztern iedoch, bey der Ankunft des Gesandten, aufstunden. An denen Augen und der gantzen Positur der Königin, war bey Anhörung des Compliments, eine gantz besondre douceur und modestie zu spühren, und küßete der Gesandte, nach empfangener Antwort, sowol dem König als der Königin, die Hand, dem Dauphin und denen Mesdames de France aber, geschahe solches nicht. Vom Mr. Cammasch ist noch anzumercken,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/56>, abgerufen am 17.09.2024.