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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Kirche gelegt, und wird an ihrem Grabmal anietzt gearbeitet. Das
fast mitten in der Kirche stehende Begräbniß Petri und Pauli über-
gehen wir, als allzu bekannt, gar mit Stillschweigen, und erwehnen
nur des Marmor-Steins, welcher vor dem Eingang dieses unter-
irdischen Begräbnißes mit dieser Schrifft in die Augen fält:

hac mulieribus ingredi non licet, nihi unico die
lunae post Pentecostem, quo vicissim viri ingredi
prohibentur. Qui secus faxint, anathema sunto.

Wir haben diesen Tempel des neuen Roms schon 2 mal besuchet, geden-
cken auch noch öfterer mit solcher Special Besichtigung fort zu fahren.
Doch aber auf die Special Beschreibung uns weiter nicht einzulaßen,
nachdem der berühmte Bau-Meister Carolo Fontana einen großmächti-
gen Folianten davon heraus gegeben hat. Das Vatican hänget mit
dieser Kirche zusammen, und ist zwar ein sehr vastes, aber nicht
regulaires Gebäude. Noch zur Zeit haben wir von dem interieur
weiter nichts besehen können, als die Welt berühmte bibliothecam
Vaticanam und das Zeug-Haus. Jene wird in 8 großen zum
Theil en fresco gemahlten Zimmern, worunter 3 Säle oder lange
Galerien sind, aufbehalten. Die Bücher stehen in verschloßenen
Schräncken, daß man sie also nicht siehet, und die Schräncke sind
nicht höher, als daß man gantz comode mit der Hand hinauf reichen
kan. Die Heidelbergische und der Konigin Christinae Manuscripta wie auch
der Bücher Vorrath derer Hertzoge von Vrbino haben, bekanter maßen
dieser von Sixto V zuerst fundirten Bibliothec einen sehr consi-
derablen Zuwachß gegeben. Doch erstrecket sich die vorhandene
Anzahl derer Manuscriptorum nur auf 40000 Stück, und die Anzahl der
gedruckten Bücher ist noch geringer. Aus dem ersten Saal gehet
die Thür in das Vaticanische Archiv, welches aber, wie leicht zu
erachten, nicht sichtbar ist. In eben diesem ersten Saal sind die
Wände über denen Schräncken mit denen General-Conciliis be-
mahlet, und an denen Zwischen-Pfeilern die Erfinder der
Grichisch= und lateinischen Buchstaben vorgestellet, an dem letzten
Pfeiler aber stehet der Herr Christus mit der Beyschrifft: ego sum A et O.
Man zeigete uns ein sehr großes Stück asbest welches man in
einer Römischen Urna mit der darein gewickelt gewesenen Asche ge-
funden. Wie denn die Cörper der vornehmen Römer und sonderlich
der Consulum, ehe man sie verbrannt, in solche unverbrennliche
Leinwand eingewickelt worden, um solchergestalt die Vermischung
der Holtz-Asche mit der Asche des Cörpers zu verhüten.
Eine sitzende Statue Aristidis Smirnai mit der noch auf dem Piedestal
stehenden Grichischen Inscription ist ein sehr schönes altes Original-
Stück, iedoch nur von schlechtem Stein. An Manuscriptis ist uns folgendes
gezeiget worden:

Der berühmte Codex Virgilianus auf Pergament insdehr breitem 4 format
litteris majusculis im 4ten Seculo geschrieben.

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Kirche gelegt, und wird an ihrem Grabmal anietzt gearbeitet. Das
fast mitten in der Kirche stehende Begräbniß Petri und Pauli über-
gehen wir, als allzu bekannt, gar mit Stillschweigen, und erwehnen
nur des Marmor-Steins, welcher vor dem Eingang dieses unter-
irdischen Begräbnißes mit dieser Schrifft in die Augen fält:

hac mulieribus ingredi non licet, nihi unico die
lunae post Pentecostem, quo vicissim viri ingredi
prohibentur. Qui secus faxint, anathema sunto.

Wir haben diesen Tempel des neuen Roms schon 2 mal besuchet, geden-
cken auch noch öfterer mit solcher Special Besichtigung fort zu fahren.
Doch aber auf die Special Beschreibung uns weiter nicht einzulaßen,
nachdem der berühmte Bau-Meister Carolo Fontana einen großmächti-
gen Folianten davon heraus gegeben hat. Das Vatican hänget mit
dieser Kirche zusammen, und ist zwar ein sehr vastes, aber nicht
regulaires Gebäude. Noch zur Zeit haben wir von dem interieur
weiter nichts besehen können, als die Welt berühmte bibliothecam
Vaticanam und das Zeug-Haus. Jene wird in 8 großen zum
Theil en fresco gemahlten Zimmern, worunter 3 Säle oder lange
Galerien sind, aufbehalten. Die Bücher stehen in verschloßenen
Schräncken, daß man sie also nicht siehet, und die Schräncke sind
nicht höher, als daß man gantz comode mit der Hand hinauf reichen
kan. Die Heidelbergische und der Konigin Christinae Manuscripta wie auch
der Bücher Vorrath derer Hertzoge von Vrbino haben, bekanter maßen
dieser von Sixto V zuerst fundirten Bibliothec einen sehr consi-
derablen Zuwachß gegeben. Doch erstrecket sich die vorhandene
Anzahl derer Manuscriptorum nur auf 40000 Stück, und die Anzahl der
gedruckten Bücher ist noch geringer. Aus dem ersten Saal gehet
die Thür in das Vaticanische Archiv, welches aber, wie leicht zu
erachten, nicht sichtbar ist. In eben diesem ersten Saal sind die
Wände über denen Schräncken mit denen General-Conciliis be-
mahlet, und an denen Zwischen-Pfeilern die Erfinder der
Grichisch= und lateinischen Buchstaben vorgestellet, an dem letzten
Pfeiler aber stehet der Herr Christus mit der Beyschrifft: ego sum A et Ω.
Man zeigete uns ein sehr großes Stück asbest welches man in
einer Römischen Urna mit der darein gewickelt gewesenen Asche ge-
funden. Wie denn die Cörper der vornehmen Römer und sonderlich
der Consulum, ehe man sie verbrannt, in solche unverbrennliche
Leinwand eingewickelt worden, um solchergestalt die Vermischung
der Holtz-Asche mit der Asche des Cörpers zu verhüten.
Eine sitzende Statue Aristidis Smirnai mit der noch auf dem Piedestal
stehenden Grichischen Inscription ist ein sehr schönes altes Original-
Stück, iedoch nur von schlechtem Stein. An Manuscriptis ist uns folgendes
gezeiget worden:

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litteris majusculis im 4ten Seculo geschrieben.

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[0552] 269 Kirche gelegt, und wird an ihrem Grabmal anietzt gearbeitet. Das fast mitten in der Kirche stehende Begräbniß Petri u. Pauli über- gehen wir, als allzu bekannt, gar mit Stillschweigen, und erwehnen nur des Marmor-Steins, welcher vor dem Eingang dieses unter- irdischen Begräbnißes mit dieser Schrifft in die Augen fält: hac mulieribus ingredi non licet, nihi unico die lunae post Pentecostem, quo vicissim viri ingredi prohibentur. Qui secus faxint, anathema sunto. Wir haben diesen Tempel des neuen Roms schon 2 mal besuchet, geden- cken auch noch öfter mit solcher Special Besichtigung fort zu fahren. Doch aber auf die Special Beschreibung uns weiter nicht einzulaßen, nachdem der berühmte Bau-Meister Carolo Fontana einen großmächti- gen Folianten davon heraus gegeben hat. Das Vatican hänget mit dieser Kirche zusammen, und ist zwar ein sehr vastes, aber nicht regulaires Gebäude. Noch zur Zeit haben wir von dem interieur weiter nichts besehen können, als die Welt berühmte bibliothecam Vaticanam und das Zeug-Haus. Jene wird in 8 großen zum Theil en fresco gemahlten Zimmern, worunter 3 Säle oder lange Galerien sind, aufbehalten. Die Bücher stehen in verschloßenen Schräncken, daß man sie also nicht siehet, und die Schräncke sind nicht höher, als daß man gantz comode mit der Hand hinauf reichen kan. Die Heidelbergil: und der Konigin Christinae MSCta, wie auch der Bücher Vorrath derer Hertzoge von Vrbino haben, bekanter maßen dieser von Sixto V zuerst fundirten Bibliothec einen sehr consi- derablen Zuwachß gegeben. Doch erstrecket sich die vorhandene Anzahl derer MSCtorum nur auf 40000 Stück, und die Anzahl der gedruckten Bücher ist noch geringer. Aus dem ersten Saal gehet die Thür in das Vaticanische Archiv, welches aber, wie leicht zu erachten, nicht sichtbar ist. In eben diesem ersten Saal sind die Wände über denen Schräncken mit denen General-Conciliis be- mahlet, und an denen Zwischen-Pfeilern die Erfinder der Grichisch= und lateinl: Buchstaben vorgestellet, an dem letzten Pfeiler aber stehet der Hl: Christus mit der Beyschrifft: ego sum A et Ω. Man zeigete uns ein sehr großes Stück asbest welches man in einer Röml: Urna mit der darein gewickelt gewesenen Asche ge- funden. Wie denn die Cörper der vornehmen Römer und sonderl. der Consulum, ehe man sie verbrannt, in solche unverbrennliche Leinwand eingewickelt worden, um solchergestalt die Vermischung der Holtz-Asche mit der Asche des Cörpers zu verhüten. Eine sitzende Statue Aristidis Smirnai mit der noch auf dem Piedestal stehenden Grichischen Inscription ist ein sehr schönes altes Original- Stück, iedoch nur von schlechtem Stein. An MSCtis ist uns folgendes gezeiget worden: Der berühmte Codex Virgilianus auf Pergament insdehr breitem 4 format litteris majusculis im 4ten Seculo geschrieben.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/552>, abgerufen am 23.11.2024.