Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].7.) Der Haupt-Altar in der Kirche del spirito Santo ist von kostbarem Mar- 8.) Unter allen hiesigen Kirchen ist die von Sankt Lorenzo, welche Augusti- 7.) Der Haupt-Altar in der Kirche del spirito Santo ist von kostbarem Mar- 8.) Unter allen hiesigen Kirchen ist die von Sankt Lorenzo, welche Augusti- <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <pb facs="#f0531"/> <p> 7.) Der Haupt-Altar in der Kirche del spirito Santo ist von kostbarem Mar-<lb/> mor, und das auf demselben stehende sehr große und hohe Behältniß, zu<lb/> Verschließung der monstrantz, von lapis lazoli und andern kostbaren<lb/> Orientalischen Steinen sehr prächtig verfertiget.</p><lb/> <p> 8.) Unter allen hiesigen Kirchen ist die von <choice><abbr>S.</abbr><expan>Sankt</expan></choice> Lorenzo, welche <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB10228" corresp="register.xml#regID_502.lemID_11926">Augusti-<lb/> ner</name> Canonici inne haben, die sehenswürdigste. Denn ob sie gleich an<lb/> sich nicht prächtig ist, so findet sich doch in derselben erstlich die b<hi rendition="#u">is-<lb/> herige Begräbniß-Capelle derer Groß-Hertzoge</hi>. In dieser Capelle<lb/> stehen die Leichnamme über der Erden so lange in deposito, bis die<lb/> bald zu erwehnende Welt beruffene Begräbniß-Capelle wird zur<lb/> perfection gebracht seyn. Jedweder Sarg ist mit einem höltzernen<lb/> Futteral überkleidet, und auf solches der Nahme geschrieben, von<lb/> Grabschrifften aber, so viel wir bey unsrer Eilfertigkeit bemercken<lb/> können, nur folgende eintzige vorhanden, welche uns, iedoch nur<lb/> in recht Evangelischem Verstande, erbaulich geschienen: Princeps<lb/> Cosmus,<persName xml:id="TidB10229" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116"> Ferdinandi II</persName> et <persName xml:id="TidB10230" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Victoriae</persName> magnorum Ducum Etruriae primo<lb/> genitus, hic populos quos regere debuit, nunc precibus apud<lb/> Deum protecturus 1639. In eben dieser Capelle sind 2 vortefliche<lb/> monumenta derer Groß-Hertzoge von weißem marmor, iedwedes<lb/> mit 3 Statuen, von <persName xml:id="TidB3153" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10621" ref="http://d-nb.info/gnd/118582143">Michael Angelo</persName> in höchster Vollkommenheit<lb/> verfertiget. Der andre Umstand, welcher dieser Laurentius Kirche<lb/> vor denen übrigen den Vorzug giebet, ist die Weltberühmte <hi rendition="#u">Me</hi>=<lb/><hi rendition="#u">diceische Bibliothec</hi>, darüber denen gedachten Canonicis die Aufsicht<lb/> von denen Groß-Hertzogen anvertrauet worden. Den Flügel<lb/> des an die Kirche stoßenden Closters, in welchem diese Bibliothec<lb/> stehet, hat <persName xml:id="TidB3154" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10621" ref="http://d-nb.info/gnd/118582143">Michael Angelo</persName> nach einer sehr correcten, aber doch<lb/> nicht sonderlich in die Augen fallenden architectur erbauet. Die<lb/> gantze Bibliothec bestehet aus <choice><abbr>MSCtis</abbr><expan>Manuscriptis</expan></choice>, welche das Mediceische Haus,<lb/> als es noch im privat-Stande gewesen, schon zu sammlen ange-<lb/> fangen, doch sind auch einige von denen ersten Editionen der<lb/> gedruckten Bücher, <choice><abbr>Z.E.</abbr><expan>Zum Exempel</expan></choice> die <name type="artificialWork" xml:id="TidB3156" corresp="register.xml#regID_41.lemID_10917">Mayntzer Bi<del rendition="#s">e</del>bel</name>, vorhanden. Alle<lb/> Codices liegen nach der alten Art auf Pulpeten mit Ketten an-<lb/> geschloßen, vor welche pulpete man sich auf dazu gemachte<lb/> Bäncke niedersetzen, und das Nötige aufschlagen kan. Die <choice><abbr>MSCta</abbr><expan>Manuscripta</expan></choice><lb/> sollen sich auf 3000 Stück erstrecken. Unter denen uns vorgezeigten<lb/> waren die vornehmsten ein <persName xml:id="TidB10233" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10238" ref="http://d-nb.info/gnd/11855333X">Homerus</persName> von dem bekanten<lb/><persName xml:id="TidB3158" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10918" ref="http://d-nb.info/gnd/11882497X">Theodoro Gaza</persName> selbsten auf Pergament in <choice><abbr>fol:</abbr><expan>folio</expan></choice> abgeschrieben <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice><lb/> mit einer rothen glossa interlineari versehen, nach welchem <choice><abbr>MSCt.</abbr><expan>Manuscript</expan></choice><lb/> die erste sehr rare Edition dieses Poeten hier in <placeName xml:id="TidB10235" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10148">Florentz</placeName> <choice><abbr>a<hi rendition="#u">o</hi> </abbr><expan>anno</expan></choice>1488.<lb/> in <choice><abbr>fol.</abbr><expan>folio</expan></choice> gedruckt ist. 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7.) Der Haupt-Altar in der Kirche del spirito Santo ist von kostbarem Mar-
mor, und das auf demselben stehende sehr große und hohe Behältniß, zu
Verschließung der monstrantz, von lapis lazoli und andern kostbaren
Orientalischen Steinen sehr prächtig verfertiget.
8.) Unter allen hiesigen Kirchen ist die von S. Lorenzo, welche Augusti-
ner Canonici inne haben, die sehenswürdigste. Denn ob sie gleich an
sich nicht prächtig ist, so findet sich doch in derselben erstlich die bis-
herige Begräbniß-Capelle derer Groß-Hertzoge. In dieser Capelle
stehen die Leichnamme über der Erden so lange in deposito, bis die
bald zu erwehnende Welt beruffene Begräbniß-Capelle wird zur
perfection gebracht seyn. Jedweder Sarg ist mit einem höltzernen
Futteral überkleidet, und auf solches der Nahme geschrieben, von
Grabschrifften aber, so viel wir bey unsrer Eilfertigkeit bemercken
können, nur folgende eintzige vorhanden, welche uns, iedoch nur
in recht Evangelischem Verstande, erbaulich geschienen: Princeps
Cosmus, Ferdinandi II et Victoriae magnorum Ducum Etruriae primo
genitus, hic populos quos regere debuit, nunc precibus apud
Deum protecturus 1639. In eben dieser Capelle sind 2 vortefliche
monumenta derer Groß-Hertzoge von weißem marmor, iedwedes
mit 3 Statuen, von Michael Angelo in höchster Vollkommenheit
verfertiget. Der andre Umstand, welcher dieser Laurentius Kirche
vor denen übrigen den Vorzug giebet, ist die Weltberühmte Me=
diceische Bibliothec, darüber denen gedachten Canonicis die Aufsicht
von denen Groß-Hertzogen anvertrauet worden. Den Flügel
des an die Kirche stoßenden Closters, in welchem diese Bibliothec
stehet, hat Michael Angelo nach einer sehr correcten, aber doch
nicht sonderlich in die Augen fallenden architectur erbauet. Die
gantze Bibliothec bestehet aus MSCtis, welche das Mediceische Haus,
als es noch im privat-Stande gewesen, schon zu sammlen ange-
fangen, doch sind auch einige von denen ersten Editionen der
gedruckten Bücher, Z.E. die Mayntzer Bibel, vorhanden. Alle
Codices liegen nach der alten Art auf Pulpeten mit Ketten an-
geschloßen, vor welche pulpete man sich auf dazu gemachte
Bäncke niedersetzen, und das Nötige aufschlagen kan. Die MSCta
sollen sich auf 3000 Stück erstrecken. Unter denen uns vorgezeigten
waren die vornehmsten ein Homerus von dem bekanten
Theodoro Gaza selbsten auf Pergament in fol: abgeschrieben u.
mit einer rothen glossa interlineari versehen, nach welchem MSCt.
die erste sehr rare Edition dieses Poeten hier in Florentz ao 1488.
in fol. gedruckt ist. Die Syrische paraphrasis derer 4 Ewangelisten
zwischen dem 5ten und 7den Seculo in 2 Colonnen geschrieben. Die
ersten 5 Bücher von Taciti annalibus, aus welchem in einem
teutschen Closter gefundenen Codice dieser vorhin defect gewesene
auctor ergäntzet worden. Orosii Historie auf Pergament u. accurat
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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