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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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natürlich zu sehen sind, oben auf demselben aber ist die anatomie
in Gestalt einer Weibs-Person mit einem Meßer in der Hand vor-
gestellet, und soll die gantze Gestalt dieser Statue von der vorbe-
meldten Laura genommen seyn. Der Tisch worauf die Sectiones
verichtet werden, ist von weißem marmor und mit einem
saubern Schrancken von Eisen und Meßing umgeben.

4.) Die Dominicaner Kirche und Closter sind um so viel merck-
würdiger, weil der Heilige Dominicus solche selbst gestiftet. Seine
Zelle, darinn er gelebet und gestorben, ist ietzo eine kleine
Capelle im Creutz-Gange des Closters, und stehet darüber geschrieben:
hic obiit Sanctus pater Dominicus anno Domini 1221. Seine Be-
gräbniß Capelle aber in der Kirche ist mit marmor durchaus
sehr magnifique ausgekleidet, und mit sehr vielen silbernen
Lampen behänget. Der Cörper selbst lieget auf dem Altar dieser
Capelle in einer tombe von weißem marmor, worauf
seine Lebens-Geschichte en bas relief sehr schön ausgehauen
sind. Das renovirte monument Königs Hencii von weiß
und schwartzen marmor enthält dasjenige mit mehrern
Umständen, was oben schon von diesem Herrn angeführet worden.
Ein Original Portrait von dem großen Thomas Aquinas, item
das Begräbniß-monument des berühmten Marsilii, welcher
die hiesige academie des sciences oder das sogenannte institutum
Bononiense gestifftet, sind auch in dieser Kirche zu sehen,
wie denn nicht weniger in denen Creutz-Gängen und andern
Neben-Gebäuden sich eine ungemeine Menge solcher Grabmale
findet, davon ein eigen Buch zu schreiben wäre, und be-
merckten wir sonderlich darunter die von Mariano Socino,
Petro Ancharano, wie nicht weniger von vielen vornehmen
Teutschen, welche ehemals hier studiret. Das Portrait von dem
Heiligen Domonico im Refectorio des Closters soll ein bey seinem
Leben gemahltes Original seyn, und hat wenigstens alle lineamenta
eines vollkommenen Spaniers. Die Bibliothec des Closters ist in
einem sehr propren Saal rangiret, und vor derselben ein schöner
porticus zum Spatzieren gehen und meditiren erbauet.

5.) In der Kirche Sankt Giovanna in Monte ist das Bild der Heiligen Ceacilia von
Raphael gemahlet zu admiriren. Sankt Paulus, Sankt Johannes Baptista, Sankt Au-
gustin
und Sankt Magdalena stehen um sie herum, und sie wirfft ihre
musicalische Instrumenta von sich.

6.) In der Catharinen-Kirche, welche auch corpus Domini genannt
wird, ist die Himmelfarth Christi von Annibal Caraccio, und
Christus wie er seine Mutter in Himmel aufnimmt, von Ludovico
Caraccio
gemahlt, wohl zu sehen, das gantz neu Gemählde

natürlich zu sehen sind, oben auf demselben aber ist die anatomie
in Gestalt einer Weibs-Person mit einem Meßer in der Hand vor-
gestellet, und soll die gantze Gestalt dieser Statue von der vorbe-
meldten Laura genommen seyn. Der Tisch worauf die Sectiones
verichtet werden, ist von weißem marmor und mit einem
saubern Schrancken von Eisen und Meßing umgeben.

4.) Die Dominicaner Kirche und Closter sind um so viel merck-
würdiger, weil der Heilige Dominicus solche selbst gestiftet. Seine
Zelle, darinn er gelebet und gestorben, ist ietzo eine kleine
Capelle im Creutz-Gange des Closters, und stehet darüber geschrieben:
hic obiit Sanctus pater Dominicus anno Domini 1221. Seine Be-
gräbniß Capelle aber in der Kirche ist mit marmor durchaus
sehr magnifique ausgekleidet, und mit sehr vielen silbernen
Lampen behänget. Der Cörper selbst lieget auf dem Altar dieser
Capelle in einer tombe von weißem marmor, worauf
seine Lebens-Geschichte en bas relief sehr schön ausgehauen
sind. Das renovirte monument Königs Hencii von weiß
und schwartzen marmor enthält dasjenige mit mehrern
Umständen, was oben schon von diesem Herrn angeführet worden.
Ein Original Portrait von dem großen Thomas Aquinas, item
das Begräbniß-monument des berühmten Marsilii, welcher
die hiesige academie des sciences oder das sogenannte institutum
Bononiense gestifftet, sind auch in dieser Kirche zu sehen,
wie denn nicht weniger in denen Creutz-Gängen und andern
Neben-Gebäuden sich eine ungemeine Menge solcher Grabmale
findet, davon ein eigen Buch zu schreiben wäre, und be-
merckten wir sonderlich darunter die von Mariano Socino,
Petro Ancharano, wie nicht weniger von vielen vornehmen
Teutschen, welche ehemals hier studiret. Das Portrait von dem
Heiligen Domonico im Refectorio des Closters soll ein bey seinem
Leben gemahltes Original seyn, und hat wenigstens alle lineamenta
eines vollkommenen Spaniers. Die Bibliothec des Closters ist in
einem sehr propren Saal rangiret, und vor derselben ein schöner
porticus zum Spatzieren gehen und meditiren erbauet.

5.) In der Kirche Sankt Giovanna in Monte ist das Bild der Heiligen Ceacilia von
Raphael gemahlet zu admiriren. Sankt Paulus, Sankt Johannes Baptista, Sankt Au-
gustin
und Sankt Magdalena stehen um sie herum, und sie wirfft ihre
musicalische Instrumenta von sich.

6.) In der Catharinen-Kirche, welche auch corpus Domini genannt
wird, ist die Himmelfarth Christi von Annibal Caraccio, und
Christus wie er seine Mutter in Himmel aufnimmt, von Ludovico
Caraccio
gemahlt, wohl zu sehen, das gantz neu Gemählde

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[0521] natürlich zu sehen sind, oben auf demselben aber ist die anatomie in Gestalt einer Weibs-Person mit einem Meßer in der Hand vor- gestellet, und soll die gantze Gestalt dieser Statue von der vorbe- meldten Laura genommen seyn. Der Tisch worauf die Sectiones verichtet werden, ist von weißem marmor und mit einem saubern Schrancken von Eisen und Meßing umgeben. 4.) Die Dominicaner Kirche und Closter sind um so viel merck- würdiger, weil der H. Dominicus solche selbst gestiftet. Seine Zelle, darinn er gelebet und gestorben, ist ietzo eine kleine Capelle im Creutz-Gange des Closters, und stehet darüber geschrieben: hic obiit Sanctus pater Dominicus ao Domn: 1221. Seine Be- gräbniß Capelle aber in der Kirche ist mit marmor durchaus sehr magnifique ausgekleidet, und mit sehr vielen silbernen Lampen behänget. Der Cörper selbst lieget auf dem Altar dieser Capelle in einer tombe von weißem marmor, worauf seine Lebens-Geschichte en bas relief sehr schön ausgehauen sind. Das renovirte monument Königs Hencii von weiß und schwartzen marmor enthält dasjenige mit mehrern Umständen, was oben schon von diesem Hl: angeführet worden. Ein Original Portrait von dem großen Thomas Aquinas, item das Begräbniß-monument des berühmten Marsilii, welcher die hiesige academie des sciences oder das sogenannte institutum Bononiense gestifftet, sind auch in dieser Kirche zu sehen, wie denn nicht weniger in denen Creutz-Gängen und andern Neben-Gebäuden sich eine ungemeine Menge solcher Grabmale findet, davon ein eigen Buch zu schreiben wäre, und be- merckten wir sonderlich darunter die von Mariano Socino, Petro Ancharano, wie nicht weniger von vielen vornehmen Teutschen, welche ehemals hier studiret. Das Portrait von dem H. Domonico im Refectorio des Closters soll ein bey seinem Leben gemahltes Original seyn, und hat wenigstens alle lineamenta eines vollkommenen Spaniers. Die Bibliothec des Closters ist in einem sehr propren Saal rangiret, und vor derselben ein schöner porticus zum Spatzieren gehen und meditiren erbauet. 5.) In der Kirche S. Giovanna in Monte ist das Bild der H. Ceacilia von Raphael gemahlet zu admiriren. S. Paulus, S. Joh. Baptista, S. Au- gustin u. S. Magdalena stehen um sie herum, u. sie wirfft ihre musicalische Instrumenta von sich. 6.) In der Catharinen-Kirche, welche auch corpus Domini genannt wird, ist die Himmelfarth Christi von Annibal Caraccio, und Christus wie er seine Mutter in Himmel aufnimmt, von Ludovico Caraccio gemahlt, wohl zu sehen, das gantz neu Gemählde

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/521>, abgerufen am 01.10.2024.