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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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commandir-Stabe, wie denn auch ietzt gedachte garde selbst den
König zu beyden Seiten begleitet. Vor der Capelle rangiren
sich die pagen auf eine, und die valets de pied auf die andre
Seite en haye, und laßen den gantzen Zug in die Capelle
hinein passiren, da denn mehr bemeldte garde die Capelle
inwendig an der Mauer herum besetzet, und in Form
eines halben Circuls dem König gegen über stehet. Wegen
der entree mit carossen ist weder auf dem Palais noch
au chateau der geringste Unterschied des ranges oder Standes,
sondern ein iedweder der sich sonst bey Hofe praesentieren
darf, fähret gantz hinein, und steiget unter denen arcaden
wo die Haupt-Treppe hinauf gehet, ab, wie denn auch
die carossen in dem innern Hofe des Palais unter denen
Fenstern des Königlichen apartements sich aufrangiren und
auf die Rückkunft ihrer Herrn warten. Der König stehet
um 7 Uhr auf, und ist bey seinem leve Niemand, als
die zum Ankleiden und Aufwarten nötige Personen.
Nachdem er Wittwer ist, speiset er niemalen en public, läst aber Mittags
dem Duc de Savoye täglich, und die Prinzeßinnen wöchentlich 2 mal mit sich
eßen. In der diaet hat er vor seine Person dieses besondere, daß er alle
Tage praecise einerley Speisen zu sich nimmt, nehmlich Suppe, Rindfleisch,
Stussata, einen Flügel vom gebratnen Huhn oder Rebhuhn, und endlich eine
gewiße portion Käse, bestehend in einem 4 eckig geschnittenen Stück, welches
er selbst in 4 Theile partagiret, 3 Theile davon eßet, und den 4ten iedesmal
auf dem Teller übrig läst. Seine Stunden-Einrichtung auf den gantzen Tag
ist folgende: so bald er um 7 Uhr aufgestanden und gebetet, thun die Ministres
ihren Vortrag und arbeiten mit dem Könige bis um 9 Uhr, von 9-10 besuchet er
die in der obern Etage des Palais wohnende junge Herrschaft. Von 10-11 wird allen
und ieden die ihn en particulier sprechen wollen, audientz gegeben. Von 11-1 ist
die gewöhnliche cour derer frembden Ministres und anderer die sich bey Hofe zeigen
wollen, und wird in dieser Zeit auch die Meße gehöret. Von 1-2 Mittags Eßen.
Von 2-3 geht der König im Palais herum und besichtiget was etwan im Bau-
Wesen, Schnitzwerck, Mahlerey und andern ameublement verfertiget oder noch zu
veranstalten ist. Von 3-5 continuiren die particular audientzien. Um 5 gehen
die Spatzierfarthen und promenaden an, und Abends nach der Rückkunft wird
entweder der Duc de Savoye, oder auch die Marquise de St. Germain besuchet.
Wenn des Wetter die promenade nicht verstattet, so wird die Zeit mit Schreiben
[unleserliches Material]oder Lesen zugebracht, und machet der König über das was er lieset, mehr-
mals schrifftliche Anmerckungen. In der Stadt und auf denen umliegenden
promenaden fähret sowol der König, als die junge Herrschafft nur mit 2
Pferden, und haben keine Wache, sondern nur ein paar Laquaien auf dem
Wagen, und zu Pferde ein paar Cavaliers, ein paar pages und ein paar
Knechte bey sich, da denn die Cavaliers und pages in Strümpfen reiten,
um beym Absteigen mit promeniren zu können, auch hat der König alle-
zeit einen cavalier im Wagen neben sich sitzen. Die denen Königlichen
Carossen begegende Kutschen müßen, bis sie vorbey passiret sind stille halten,
und die darinn sitzenden aufstehen, welches letzere auf dem Cours wegen

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commándir-Stabe, wie denn auch ietzt gedachte garde selbst den
König zu beyden Seiten begleitet. Vor der Capelle rangiren
sich die pagen auf eine, und die valets de pied auf die andre
Seite en haye, und laßen den gantzen Zug in die Capelle
hinein passiren, da denn mehr bemeldte garde die Capelle
inwendig an der Mauer herum besetzet, und in Form
eines halben Circuls dem König gegen über stehet. Wegen
der entrée mit carossen ist weder auf dem Palais noch
au chateau der geringste Unterschied des ranges oder Standes,
sondern ein iedweder der sich sonst bey Hofe praesentieren
darf, fähret gantz hinein, und steiget unter denen arcaden
wo die Haupt-Treppe hinauf gehet, ab, wie denn auch
die carossen in dem innern Hofe des Palais unter denen
Fenstern des Königlichen apartements sich aufrangiren und
auf die Rückkunft ihrer Herrn warten. Der König stehet
um 7 Uhr auf, und ist bey seinem levé Niemand, als
die zum Ankleiden und Aufwarten nötige Personen.
Nachdem er Wittwer ist, speiset er niemalen en public, läst aber Mittags
dem Duc de Savoye täglich, und die Prinzeßinnen wöchentlich 2 mal mit sich
eßen. In der diaet hat er vor seine Person dieses besondere, daß er alle
Tage praecise einerley Speisen zu sich nimmt, nehmlich Suppe, Rindfleisch,
Stussáta, einen Flügel vom gebratnen Huhn oder Rebhuhn, und endlich eine
gewiße portion Käse, bestehend in einem 4 eckig geschnittenen Stück, welches
er selbst in 4 Theile partagiret, 3 Theile davon eßet, und den 4ten iedesmal
auf dem Teller übrig läst. Seine Stunden-Einrichtung auf den gantzen Tag
ist folgende: so bald er um 7 Uhr aufgestanden und gebetet, thun die Ministres
ihren Vortrag und arbeiten mit dem Könige bis um 9 Uhr, von 9-10 besuchet er
die in der obern Etage des Palais wohnende junge Herrschaft. Von 10-11 wird allen
und ieden die ihn en particulier sprechen wollen, audientz gegeben. Von 11-1 ist
die gewöhnliche cour derer frembden Ministres und anderer die sich bey Hofe zeigen
wollen, und wird in dieser Zeit auch die Meße gehöret. Von 1-2 Mittags Eßen.
Von 2-3 geht der König im Palais herum und besichtiget was etwan im Bau-
Wesen, Schnitzwerck, Mahlerey und andern ameublement verfertiget oder noch zu
veranstalten ist. Von 3-5 continuiren die particular audientzien. Um 5 gehen
die Spatzierfarthen und promenaden an, und Abends nach der Rückkunft wird
entweder der Duc de Savoye, oder auch die Marquise de St. Germain besuchet.
Wenn des Wetter die promenade nicht verstattet, so wird die Zeit mit Schreiben
[unleserliches Material]oder Lesen zugebracht, und machet der König über das was er lieset, mehr-
mals schrifftliche Anmerckungen. In der Stadt und auf denen umliegenden
promenaden fähret sowol der König, als die junge Herrschafft nur mit 2
Pferden, und haben keine Wache, sondern nur ein paar Laquaien auf dem
Wagen, und zu Pferde ein paar Cavaliers, ein paar pages und ein paar
Knechte bey sich, da denn die Cavaliers und pages in Strümpfen reiten,
um beym Absteigen mit promeniren zu können, auch hat der König alle-
zeit einen cavalier im Wagen neben sich sitzen. Die denen Königlichen
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[0480] 233 commándir-Stabe, wie denn auch ietzt gedachte garde selbst den König zu beyden Seiten begleitet. Vor der Capelle rangiren sich die pagen auf eine, und die valets de pied auf die andre Seite en haye, und laßen den gantzen Zug in die Capelle hinein passiren, da denn mehr bemeldte garde die Capelle inwendig an der Mauer herum besetzet, und in Form eines halben Circuls dem König gegen über stehet. Wegen der entrée mit carossen ist weder auf dem Palais noch au chateau der geringste Unterschied des ranges oder Standes, sondern ein iedweder der sich sonst bey Hofe praesentieren darf, fähret gantz hinein, und steiget unter denen arcaden wo die Haupt-Treppe hinauf gehet, ab, wie denn auch die carossen in dem innern Hofe des Palais unter denen Fenstern des Königl: apartements sich aufrangiren und auf die Rückkunft ihrer Herrn warten. Der König stehet um 7 Uhr auf, und ist bey seinem levé Niemand, als die zum Ankleiden und Aufwarten nötige Personen. Nachdem er Wittwer ist, speiset er niemalen en public, läst aber Mittags dem Duc de Savoye täglich, und die Prinzeßinnen wöchentlich 2 mal mit sich eßen. In der diaet hat er vor seine Person dieses besondere, daß er alle Tage praecise einerley Speisen zu sich nimmt, nehmlich Suppe, Rindfleisch, Stussáta, einen Flügel vom gebratnen Huhn oder Rebhuhn, und endlich eine gewiße portion Käse, bestehend in einem 4 eckig geschnittenen Stück, welches er selbst in 4 Theile partagiret, 3 Theile davon eßet, und den 4ten iedesmal auf dem Teller übrig läst. Seine Stunden-Einrichtung auf den gantzen Tag ist folgende: so bald er um 7 Uhr aufgestanden und gebetet, thun die Ministres ihren Vortrag und arbeiten mit dem Könige bis um 9 Uhr, von 9-10 besuchet er die in der obern Etage des Palais wohnende junge Herrschaft. Von 10-11 wird allen und ieden die ihn en particulier sprechen wollen, audientz gegeben. Von 11-1 ist die gewöhnl: cour derer frembden Ministres u. anderer die sich bey Hofe zeigen wollen, und wird in dieser Zeit auch die Meße gehöret. Von 1-2 Mittags Eßen. Von 2-3 geht der König im Palais herum und besichtiget was etwan im Bau- Wesen, Schnitzwerck, Mahlerey und andern ameublement verfertiget oder noch zu veranstalten ist. Von 3-5 continuiren die particular audientzien. Um 5 gehen die Spatzierfarthen und promenaden an, und Abends nach der Rückkunft wird entweder der Duc de Savoye, oder auch die Marquise de St. Germain besuchet. Wenn des Wetter die promenade nicht verstattet, so wird die Zeit mit Schreiben oder Lesen zugebracht, und machet der König über das was er lieset, mehr- mals schrifftliche Anmerckungen. In der Stadt u. auf denen umliegenden promenaden fähret sowol der König, als die junge Herrschafft nur mit 2 Pferden, und haben keine Wache, sondern nur ein paar Laquaien auf dem Wagen, und zu Pferde ein paar Cavaliers, ein paar pages u. ein paar Knechte bey sich, da denn die Cavaliers und pages in Strümpfen reiten, um beym Absteigen mit promeniren zu können, auch hat der König alle- zeit einen cavalier im Wagen neben sich sitzen. Die denen Königl: Carossen begegende Kutschen müßen, bis sie vorbey passiret sind stille halten, und die darinn sitzenden aufstehen, welches letzere auf dem Cours wegen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/480>, abgerufen am 17.09.2024.