Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].232 gehende Gerücht ihr Kummer mache; so hat der König zuihr gesaget: Madame, n'en parlez pas. Si le Marquis d'Elbourg a perdu 26/Millionen Livre tournois, ils Sont page. Wie er denn auch von ihr keinen Danck annehmen wollen. Wie der eine Bereuter auf der Venerie erwehnete, so hat demselben Niemand scharff genug reiten oder fahren, er auch nicht leiden können, wenn jemand von seinen Begleitern mit dem Pferde gestürtzet, und die andern, um dem Fallenden zu helffen sich im ge- ringsten aufhalten wollen, daß es also da recht geheißen: wer reit der reit, wer leit der leit. Einige die in Sardinien selbst gewesen, referireten, daß die Einwohner derselben Insul zu gewißen Zeiten auf ihren kleinen Pferden ein Wett-Rennen hielten, da 2 bis 3 Reuter sich en front in eine linie stelleten, mit denen Armen sich an einander faßeten, und sodann in vollem courier einen sehr höckerig- und steinigten Berg herunter iagten. Ihre Hirsch-Jagd aber wurde also beschrieben. Der Jäger verfolgete den Hirsch zu Pferde, und wenn er denselben zu erreichen zu können vermeinet, wirfft er ihm eine Schlinge von Stricken über das Geweih, läst sodann die corde lang schießen, und rennet mit ihm im Circul herum, ziehet aber im Rennen die corde allmählig immer kürtzer wider an sich, bis er endlich a portee ist, seine Beute mit einem Stich oder Schuß zu erlegen. Doch sind die Hirsche kleiner und schwächer, als in andern Ländern. Den Beschluß dieser Blätter machet vor diesesmal eine Nachricht von der Einrichtung des hiesigen Hofes und andern 232 gehende Gerücht ihr Kummer mache; so hat der König zuihr gesaget: Madame, n'en parlez pas. Si le Marquis d'Elbourg a perdu 26/Millionen Livre tournois, ils Sont pagé. Wie er denn auch von ihr keinen Danck annehmen wollen. Wie der eine Bereuter auf der Venerie erwehnete, so hat demselben Niemand scharff genug reiten oder fahren, er auch nicht leiden können, wenn jemand von seinen Begleitern mit dem Pferde gestürtzet, und die andern, um dem Fallenden zu helffen sich im ge- ringsten aufhalten wollen, daß es also da recht geheißen: wer reit der reit, wer leit der leit. Einige die in Sardinien selbst gewesen, referireten, daß die Einwohner derselben Insul zu gewißen Zeiten auf ihren kleinen Pferden ein Wett-Rennen hielten, da 2 bis 3 Reuter sich en front in eine linie stelleten, mit denen Armen sich an einander faßeten, und sodann in vollem courier einen sehr höckerig- und steinigten Berg herunter iagten. Ihre Hirsch-Jagd aber wurde also beschrieben. Der Jäger verfolgete den Hirsch zu Pferde, und wenn er denselben zu erreichen zu können vermeinet, wirfft er ihm eine Schlinge von Stricken über das Geweih, läst sodann die corde lang schießen, und rennet mit ihm im Circul herum, ziehet aber im Rennen die corde allmählig immer kürtzer wider an sich, bis er endlich á portée ist, seine Beute mit einem Stich oder Schuß zu erlegen. Doch sind die Hirsche kleiner und schwächer, als in andern Ländern. 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gehende Gerücht ihr Kummer mache; so hat der König zu
ihr gesaget: Madame, n'en parlez pas. Si le Marquis d'Elbourg
a perdu 26/m lt, ils Sont pagé. Wie er denn auch von ihr
keinen Danck annehmen wollen. Wie der eine Bereuter
auf der Venerie erwehnete, so hat demselben Niemand scharff
genug reiten oder fahren, er auch nicht leiden können, wenn
jemand von seinen Begleitern mit dem Pferde gestürtzet,
und die andern, um dem Fallenden zu helffen sich im ge-
ringsten aufhalten wollen, daß es also da recht geheißen:
wer reit der reit, wer leit der leit. Einige die in Sardinien
selbst gewesen, referireten, daß die Einwohner derselben
Insul zu gewißen Zeiten auf ihren kleinen Pferden ein
Wett-Rennen hielten, da 2 bis 3 Reuter sich en front in
eine linie stelleten, mit denen Armen sich an einander
faßeten, und sodann in vollem courier einen sehr höckerig-
und steinigten Berg herunter iagten. Ihre Hirsch-Jagd aber
wurde also beschrieben. Der Jäger verfolgete den Hirsch zu
Pferde, und wenn er denselben erreichen zu können
vermeinet, wirfft er ihm eine Schlinge von Stricken über
das Geweih, läst sodann die corde lang schießen, und
rennet mit ihm im Circul herum, ziehet aber im Rennen
die corde allmählig immer kürtzer wider an sich, bis er endlich
á portée ist, seine Beute mit einem Stich oder Schuß zu
erlegen. Doch sind die Hirsche kleiner und schwächer, als in
andern Ländern. Den Beschluß dieser Blätter machet vor
diesesmal eine Nachricht von der
Einrichtung des hiesigen Hofes und andern
damit connectirenden materien.
Das Palais, darinn der König mit denen 2 jüngsten Printzen
Ducs d'Hoste und de Chabelais und mit denen 3 Prinzeßinnen
wohnet, hat viererley Wachen, nehmlich 1.) unter dem ersten
Thor, welches in die avant cour führet, eine compagnie
infanterie von hiesiger Guarnison mit einem Capitain,
Lieutenant und Fähndrich: 2) unter dem andern Thor welches
mit dem corps de logis überbauet ist, und wodurch man
in den innern Hof fähret, stehen. Die sogenannten gardes
de la porte, in roth und blauer montur, mit blauen auf
der Kante mit Gold eingefasten carabiner Riemen, auch mit
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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