Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].gleicher Anzahl vorhanden sind. Unter denen Canonen waren ver- Den 27ten September Mittags retournirete der König von der am 23ten huj. nach Alessandria gleicher Anzahl vorhanden sind. Unter denen Canonen waren ver- Den 27ten September Mittags retournirete der König von der am 23ten huj. nach Alessandria <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0463"/> gleicher Anzahl vorhanden sind. Unter denen Canonen waren ver-<lb/> schiedene, auf welchen die Schrifft gegoßen stund<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">:</add></subst> parant haec Ful-<lb/> mina pacem, und auf einem andern war zu lesen: haec ultima<lb/> ratio Regum. Noch auf einem andern war, an statt eines Nahmens<unclear reason="covered">, x=</unclear><lb/> ben venuto, und weiterhinunter die Nachricht eingegraben: daß<lb/> bey der <choice><abbr>Franzöl.</abbr><expan>Frantzösischen</expan></choice> Belagerung dieser Citadelle <choice><abbr>ao</abbr><expan>anno</expan></choice> 1706 dieses Stück<lb/> in einem AusFall von denen Franzosen erbeutet worden. Unser alter<lb/><persName xml:id="TidB6756" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Capitain</persName> wieß uns von denen Wällen herunter sehr umständlich an,<lb/> wie die <choice><abbr>Franzöl.</abbr><expan>Frantzösische</expan></choice> armée damals gestanden, auch wo und wie die atta-<lb/> quen Formiret, und auf was Weise <choice><abbr>endl:</abbr><expan>endlich</expan></choice> durch den <persName xml:id="TidB6757" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11096">Printz Eugenium</persName><lb/> der Platz entsetzet worden. Vor 40 Jahren hat das Wetter ein Pulver<lb/> Magazin angezündet, wodurch eine große Verwüstung angerichtet,<lb/> und ein gantz regiment von der Garnison getödtet, eine Schild-Wache aber<lb/> durch die Luft eine halbe Stunde weit von der Citadelle ohne alle Beschädi-<lb/> gung ins Feld geführet worden. Auf die Fatique dieser über= und unter-<lb/> irdischen Besichtigung, fanden Wir dienlich, heute weiter nicht auszufahren.</p><lb/> </div> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 27<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">ten</hi></hi> <choice><abbr>Sept.</abbr><expan>September</expan></choice></head><lb/> <p> Mittags retournirete der <persName xml:id="TidB6758" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11137" ref="http://d-nb.info/gnd/119080184">König</persName> von der am 23<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">ten</hi></hi> <unclear reason="illegible">huj.</unclear> nach <placeName xml:id="TidB6759" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10744" ref="http://d-nb.info/gnd/4207729-1">Alessandria</placeName><lb/> unternommenen Reise, mit 3 Post chaises a deux roues, iede mit zwey<lb/> Pferden bespannet, in Begleitung 3 bis 4 Personen zu Pferde. Noch vor<lb/> Eßens hatten Wir von dem <persName xml:id="TidB6760" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10652">Graf Schulenburg</persName> und dem <persName xml:id="TidB6761" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11679">Comte de Pron</persName><lb/> visite, und Nachmittags wurde die Zeit an folgenden Orten zu gebracht:<lb/> (1.) Bey der Comtesse de <persName xml:id="TidB1869" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10518">Favria</persName>, woselbst wir auch den Marquise <persName xml:id="TidB6762" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11694">de<lb/> Ferret</persName> antraffen, und ihn ersuchten, unsere audientz bey seinen Herrn <persName xml:id="TidB6763" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10642" ref="http://d-nb.info/gnd/118897101">Vater</persName> zu<lb/> erinnern; 2.) Bey der Marquise <persName xml:id="TidB6764" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10511">d'Entraive</persName>. 3.) Bey der <persName xml:id="TidB6765" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10570">Marquise de Tan</persName><lb/> des <persName xml:id="TidB6766" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10514">Gouverneurs</persName> Gemahlin. Sie ist eine gebohrne Teutsche, aus dem Jü-<lb/> lichen Lande, und vor die Landsmanschafft sehr portirete. Wie sie denn den<lb/> alzugroßen Geschmack der Teutschen an denen Französischen moden<lb/> sehr mißbilligte. Von<del rendition="#s">m</del> <choice><abbr><persName xml:id="TidB6767" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10000" ref="http://d-nb.info/gnd/129906689"><hi rendition="#u">Illmi</hi></persName></abbr><expan>Illustrissimi</expan></choice>. <choice><abbr>hochseel.</abbr><expan>hochseeligen</expan></choice> Herren <persName xml:id="TidB6768" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11659" ref="http://d-nb.info/gnd/104254149">Vater</persName> machte sie<lb/> das wohl verdiente eloge, und schien übrigens in der alten und<lb/> neuen historie wohl bewandert zu seyn. 4.) Bey dem Marechal <persName xml:id="TidB1868" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10520" ref="http://d-nb.info/gnd/119553339X">Rehbin-<lb/> der</persName>, Er rühmete die beyden Gräntz Vestungen Fenestrelle und Brunette als<lb/> Plätze, die ihres gleichen nicht hätten, weil alles in den Felß gehauen sey, dem<lb/> man weder durch canoniren noch bombardiren etwas abgewinnen könne<lb/> dahero denn der Mangel an Proviant und munition der eintzige Vortheil<lb/> bleibe, wodurch ein Feind sich ihrer bemeistern könne. Als bey dieser Gele-<lb/> genheit die <subst><del rendition="#s">Gelegenheit</del><add place="superlinear">materie</add></subst> von unüberwindligkeit einer Vestung vor kam,<lb/> erzählete er, daß einsmals ein Ingenieur seinem Herren versprochen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0463]
gleicher Anzahl vorhanden sind. Unter denen Canonen waren ver-
schiedene, auf welchen die Schrifft gegoßen stund: parant haec Ful-
mina pacem, und auf einem andern war zu lesen: haec ultima
ratio Regum. Noch auf einem andern war, an statt eines Nahmens, x=
ben venuto, und weiterhinunter die Nachricht eingegraben: daß
bey der Franzöl. Belagerung dieser Citadelle ao 1706 dieses Stück
in einem AusFall von denen Franzosen erbeutet worden. Unser alter
Capitain wieß uns von denen Wällen herunter sehr umständlich an,
wie die Franzöl. armée damals gestanden, auch wo und wie die atta-
quen Formiret, und auf was Weise endl: durch den Printz Eugenium
der Platz entsetzet worden. Vor 40 Jahren hat das Wetter ein Pulver
Magazin angezündet, wodurch eine große Verwüstung angerichtet,
und ein gantz regiment von der Garnison getödtet, eine Schild-Wache aber
durch die Luft eine halbe Stunde weit von der Citadelle ohne alle Beschädi-
gung ins Feld geführet worden. Auf die Fatique dieser über= und unter-
irdischen Besichtigung, fanden Wir dienlich, heute weiter nicht auszufahren.
Den 27ten Sept.
Mittags retournirete der König von der am 23ten huj. nach Alessandria
unternommenen Reise, mit 3 Post chaises a deux roues, iede mit zwey
Pferden bespannet, in Begleitung 3 bis 4 Personen zu Pferde. Noch vor
Eßens hatten Wir von dem Graf Schulenburg und dem Comte de Pron
visite, und Nachmittags wurde die Zeit an folgenden Orten zu gebracht:
(1.) Bey der Comtesse de Favria, woselbst wir auch den Marquise de
Ferret antraffen, und ihn ersuchten, unsere audientz bey seinen Herrn Vater zu
erinnern; 2.) Bey der Marquise d'Entraive. 3.) Bey der Marquise de Tan
des Gouverneurs Gemahlin. Sie ist eine gebohrne Teutsche, aus dem Jü-
lichen Lande, und vor die Landsmanschafft sehr portirete. Wie sie denn den
alzugroßen Geschmack der Teutschen an denen Französischen moden
sehr mißbilligte. Von Illmi. hochseel. Herren Vater machte sie
das wohl verdiente eloge, und schien übrigens in der alten und
neuen historie wohl bewandert zu seyn. 4.) Bey dem Marechal Rehbin-
der, Er rühmete die beyden Gräntz Vestungen Fenestrelle und Brunette als
Plätze, die ihres gleichen nicht hätten, weil alles in den Felß gehauen sey, dem
man weder durch canoniren noch bombardiren etwas abgewinnen könne
dahero denn der Mangel an Proviant und munition der eintzige Vortheil
bleibe, wodurch ein Feind sich ihrer bemeistern könne. Als bey dieser Gele-
genheit die materie von unüberwindligkeit einer Vestung vor kam,
erzählete er, daß einsmals ein Ingenieur seinem Herren versprochen
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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