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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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liegendes Wirths-Haus, welches das Schild führet: al Rolando
Furioso
, wie denn dieser Held sowol auf dem Schilde als an
der Wand mit seinem Schwerdt zu Pferde abgemahlet, vor
dem Hause aber ein großer Stein zu sehen war, den der-
selbe mit seinem Schwerdt soll von einander gehauen haben.
Das Mittags Quartier war zu Saint Ambrosio in dem schönen
großen Gast-Hofe au Pape, und Abends um 6 Uhr gelan-
geten wir glücklich nach Turin, nachdem wir von dem
Königlichen Lust-Schloß Rivole oder Rivoli an, woselbst der vorige
König Victor Amadeus abdiciret, in einer 3 Stunden lang
schnur stracks geraden auf das Stadt-Thor zugehenden
sehr breiten allee von hohen Linden, bis hierher sehr an-
genehm gefahren, und die Frequentz derer uns begegenden
Menschen, Pferde und Maul-Thiere bewundert. Je näher
man nach Turin komt, ie schöner wird das Land, und ie weiter
öffnen sich die Gebürge, besonders haben wir das Obst sehr schön
und schmackhaft gefunden. Unsern Fuhr-Leuten müßen
wir das Zeugniß beylegen, daß sie auf der gantzen route
von Lyon aus bis hieher uns mit der Kost und allen übrigen
aufs beste und reichlichste versorget, und es auch sonst an nichts
ermangeln laßen, was zu unsrer Bequemligkeit in denen
Wirths-Häusern nur immer möglich aufzutreiben gewesen.

Den 17, 18 und 19 September

Hat unsre Verrichtung in Ausschlaffen, laxiren, hiesiger
Einrichtung, Expedition der mannigfaltigen Correspondentz
und adjustirung der letzten Frantzösischen Rechnung bestanden,
welche Schreiberey Arbeit auch bis ietzo noch continuiret, und wir
weiter noch Niemand, als unsre Banquiers gesprochen haben,
es wäre denn, daß man den Zuspruch eines Mönchs von dem
Orden dererjenigen, welche die Türckischen Gefangene los kauffen,
vor eine Visite anrechnen wolte; der selbe hat uns gegegen die empfangene
milde Gabe, mit beiliegendem gedruckten Wunsch beschencket:

Benedicta fit Sancta Trinitas.
Potentia Patris, Sapientia Filij
Virtus Spiritus Sancti, per in-
tercessionem Beatissimae Virginis
Mariae de Remedio, & Sanctorum
Patrum nostroru Joannis, & Fe-
licis
Patriarcharum Ordinis San-
ctissimae Trinitatis, liberet te ab
omni febre,& ab omni alia infir-
mitate. In nomine Patris, & Filij
& Spiritus Sancti Amen.

liegendes Wirths-Haus, welches das Schild führet: al Rolando
Furioso
, wie denn dieser Held sowol auf dem Schilde als an
der Wand mit seinem Schwerdt zu Pferde abgemahlet, vor
dem Hause aber ein großer Stein zu sehen war, den der-
selbe mit seinem Schwerdt soll von einander gehauen haben.
Das Mittags Quartier war zu Saint Ambrosio in dem schönen
großen Gast-Hofe au Pape, und Abends um 6 Uhr gelan-
geten wir glücklich nach Turin, nachdem wir von dem
Königlichen Lust-Schloß Rivole oder Rivoli an, woselbst der vorige
König Victor Amadeus abdiciret, in einer 3 Stunden lang
schnur stracks geraden auf das Stadt-Thor zugehenden
sehr breiten allee von hohen Linden, bis hierher sehr an-
genehm gefahren, und die Frequentz derer uns begegenden
Menschen, Pferde und Maul-Thiere bewundert. Je näher
man nach Turin komt, ie schöner wird das Land, und ie weiter
öffnen sich die Gebürge, besonders haben wir das Obst sehr schön
und schmackhaft gefunden. Unsern Fuhr-Leuten müßen
wir das Zeugniß beylegen, daß sie auf der gantzen route
von Lyon aus bis hieher uns mit der Kost und allen übrigen
aufs beste und reichlichste versorget, und es auch sonst an nichts
ermangeln laßen, was zu unsrer Bequemligkeit in denen
Wirths-Häusern nur immer möglich aufzutreiben gewesen.

Den 17, 18 und 19 September

Hat unsre Verrichtung in Ausschlaffen, laxiren, hiesiger
Einrichtung, Expedition der mannigfaltigen Correspondentz
und adjustirung der letzten Frantzösischen Rechnung bestanden,
welche Schreiberey Arbeit auch bis ietzo noch continuiret, und wir
weiter noch Niemand, als unsre Banquiers gesprochen haben,
es wäre denn, daß man den Zuspruch eines Mönchs von dem
Orden dererjenigen, welche die Türckischen Gefangene los kauffen,
vor eine Visite anrechnen wolte; der selbe hat uns gegegen die empfangene
milde Gabe, mit beiliegendem gedruckten Wunsch beschencket:

Benedicta fit Sancta Trinitas.
Potentia Patris, Sapientia Filij
Virtus Spiritus Sancti, per in-
tercessionem Beatissimae Virginis
Mariae de Remedio, & Sanctorum
Patrum nostroru Joannis, & Fe-
licis
Patriarcharum Ordinis San-
ctissimae Trinitatis, liberet te ab
omni febre,& ab omni alia infir-
mitate. In nomine Patris, & Filij
& Spiritus Sancti Amen.

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[0453] liegendes Wirths-Haus, welches das Schild führet: al Rolando Furioso, wie denn dieser Held sowol auf dem Schilde als an der Wand mit seinem Schwerdt zu Pferde abgemahlet, vor dem Hause aber ein großer Stein zu sehen war, den der- selbe mit seinem Schwerdt soll von einander gehauen haben. Das Mittags Quartier war zu St. Ambrosio in dem schönen großen Gast-Hofe au Pape, und Abends um 6 Uhr gelan- geten wir glücklich nach Turin, nachdem wir von dem Königl: Lust-Schloß Rivole oder Rivoli an, woselbst der vorige König Victor Amadeus abdiciret, in einer 3 Stunden lang schnur gerade auf das Stadt-Thor zugehenden sehr breiten allee von hohen Linden, bis hierher sehr an- genehm gefahren, und die Frequentz derer uns begegenden Menschen, Pferde und Maul-Thiere bewundert. Je näher man nach Turin komt, ie schöner wird das Land, u. ie weiter öffnen sich die Gebürge, besonders haben wir das Obst sehr schön und schmackhaft gefunden. Unsern Fuhr-Leuten müßen wir das Zeugniß beylegen, daß sie auf der gantzen route von Lyon aus bis hieher uns mit der Kost u. allen übrigen aufs beste u. reichlichste versorget, u. es auch sonst an nichts ermangeln laßen, was zu unsrer Bequemligkeit in denen Wirths-Häusern nur immer möglich aufzutreiben gewesen. Den 17, 18 u. 19 Se: Hat unsre Verrichtung in Ausschlaffen, laxiren, hiesiger Einrichtung, Expedition der mannigfaltigen Correspondentz und adjustirung der letzten Frantzöl: Rechnung bestanden, welche Schreiberey Arbeit auch bis ietzo noch continuiret, u. wir weiter noch Niemand, als unsre Banquiers gesprochen haben, es wäre denn, daß man den Zuspruch eines Mönchs von dem Orden dererjenigen, welche die Türckil: Gefangene los kauffen, vor eine Visite anrechnen wolte; der selbe hat uns gegen die empfangene milde Gabe, mit beiliegendem gedruckten Wunsch beschencket: Benedicta fit Sancta Trinitas. Potentia Patris, Sapientia Filij Virtus Spiritus Sancti, per in- tercessionem Beatissimae Virginis Mariae de Remedio, & Sanctorum Patrum nostroru Joannis, & Fe- licis Patriarcharum Ordinis San- ctissimae Trinitatis, liberet te ab omni febre,& ab omni alia infir- mitate. In nomine Patris, & Filij & Spiritus Sancti Amen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/453>, abgerufen am 23.11.2024.