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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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voller sich umdrehenden Rollen sind, werden durch das Maul-Thier
in volle Bewegung gesetzet. Das mittelste Stockwerck bewohnt
der Kauffmann, und gehet in einer Ecke gantz unvermerckt
die große Spille herunter, durch welche der obere und untere
machinen-Saal mit einander connectiren. Zu wieder An-
knüpfung der Abreißenden seidenen Faden sind besondere
Leute bestellet. Aus der gedreheten Seide läst der Kauffmann
einen seidnen Flor wircken, und sodann daraus seidenen
Krepp zurichten, welche Zurichtung auf eine gantz simple
weise geschiehet, da nehmlich der Flor naß gemacht, und
auf einem Bret durch ein mit rauhem Fell beschlagenes
kleines Holtz so lange gewelgert und gestrichen wird, bis
er immer in einander läufft und sich crepiret. Abends
besuchten wir die assemblee bey dem Commandanten, und
lernten daselbst den Comte de Castiglione kennen, lasen
auch eine gedruckte Nachricht, vermöge deren 3 Frantzösiche
Kriegs-Schiffe von 4 Englischen attaquiret und übel zu
gerichtet worden.

Den 7. September

Wurden die hiesigen Besichtigungen mit dem Hotel de Ville, der
Cathedral-Kirche und der Capelle derer weißen Penitents
beschloßen. Ohnerachtet das erstere recht schön und zierlich a la
moderne gebauet ist, so findet man doch darin so wenig, als
in der cathedral-Kirche |: deren Canonici 16 Ahnen haben
müßen und alle Grafen sind :| etwas merckwürdiges.
In benannter Capelle aber sind etliche Stücke von Rubens,
die der Mühe des Sehens allerdings werth sind. Der Uberrest
des Tages passirete mit Abschieds-visiten, und Abends
wurde bey dem Prevot des marchands zu guter letzt
soupiret, und waren die Mit-Gäste eben dieselben, welche
mit uns bey dem Intendanten gespeiseten, außer der
President de Bazas, der Marquis de Chaumont, welcher
zu Chambery in Savoyen etabliret ist, hatte Nachricht,
daß der König [unleserliches Material]von Sicilien den Krieg wider der Königin
von Ungarn
bereits würcklich declariret habe, ingleichere
referirte er, daß einer von denen Walpolt sich ietzt

voller sich umdrehenden Rollen sind, werden durch das Maul-Thier
in volle Bewegung gesetzet. Das mittelste Stockwerck bewohnt
der Kauffmann, und gehet in einer Ecke gantz unvermerckt
die große Spille herunter, durch welche der obere und untere
machinen-Saal mit einander connectiren. Zu wieder An-
knüpfung der Abreißenden seidenen Faden sind besondere
Leute bestellet. Aus der gedreheten Seide läst der Kauffmann
einen seidnen Flor wircken, und sodann daraus seidenen
Krepp zurichten, welche Zurichtung auf eine gantz simple
weise geschiehet, da nehmlich der Flor naß gemacht, und
auf einem Bret durch ein mit rauhem Fell beschlagenes
kleines Holtz so lange gewelgert und gestrichen wird, bis
er immer in einander läufft und sich crepiret. Abends
besuchten wir die assemblée bey dem Commandanten, und
lernten daselbst den Comte de Castiglione kennen, lasen
auch eine gedruckte Nachricht, vermöge deren 3 Frantzösiche
Kriegs-Schiffe von 4 Englischen attaquiret und übel zu
gerichtet worden.

Den 7. September

Wurden die hiesigen Besichtigungen mit dem Hôtel de Ville, der
Cathedral-Kirche und der Capelle derer weißen Penitents
beschloßen. Ohnerachtet das erstere recht schön und zierlich á la
moderne gebauet ist, so findet man doch darin so wenig, als
in der cathedral-Kirche |: deren Canonici 16 Ahnen haben
müßen und alle Grafen sind :| etwas merckwürdiges.
In benannter Capelle aber sind etliche Stücke von Rubens,
die der Mühe des Sehens allerdings werth sind. Der Uberrest
des Tages passirete mit Abschieds-visiten, und Abends
wurde bey dem Prevôt des marchands zu guter letzt
soupiret, und waren die Mit-Gäste eben dieselben, welche
mit uns bey dem Intendanten gespeiseten, außer der
President de Bazas, der Marquis de Chaumont, welcher
zu Chambery in Savoyen etabliret ist, hatte Nachricht,
daß der König [unleserliches Material]von Sicilien den Krieg wider der Königin
von Ungarn
bereits würcklich declariret habe, ingleichere
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[0437] voller sich umdrehenden Rollen sind, werden durch das Maul-Thier in volle Bewegung gesetzet. Das mittelste Stockwerck bewohnt der Kauffmann, und gehet in einer Ecke gantz unvermerckt die große Spille herunter, durch welche der obere und untere machinen-Saal mit einander connectiren. Zu wieder An- knüpfung der Abreißenen seidenen Faden sind besondere Leute bestellet. Aus der gedreheten Seide läst der Kauffmann einen seidnen Flor wircken, und sodann daraus seidenen Krepp zurichten, welche Zurichtung auf eine gantz simple weise geschiehet, da nehmlich der Flor naß gemacht, und auf einem Bret durch ein mit rauhem Fell beschlagenes kleines Holtz so lange gewelgert und gestrichen wird, bis er in einander läufft und sich crepiret. Abends besuchten wir die assemblée bey dem Commandanten, und lernten daselbst den Comte de Castiglione kennen, lasen auch eine gedruckte Nachricht, vermöge deren 3 Frantzösiche Kriegs-Schiffe von 4 Englischen attaquiret und übel zu gerichtet worden. Den 7. Sept. Wurden die hiesigen Besichtigungen mit dem Hôtel de Ville, der Cathedral-Kirche und der Capelle derer weißen Penitents beschloßen. Ohnerachtet das erstere recht schön und zierlich á la moderne gebauet ist, so findet man doch darin so wenig, als in der cathedral-Kirche |: deren Canonici 16 Ahnen haben müßen und alle Grafen sind :| etwas merckwürdiges. In benannter Capelle aber sind etliche Stücke von Rubens, die der Mühe des Sehens allerdings werth sind. Der Uberrest des Tages passirete mit Abschieds-visiten, und Abends wurde bey dem Prevôt des marchands zu guter letzt soupiret, und waren die Mit-Gäste eben dieselben, welche mit uns bey dem Intendanten gespeiseten, außer der President de Bazas, der Marquis de Chaumont, welcher zu Chambery in Savoyen etabliret ist, hatte Nachricht, daß der König von Sicilien den Krieg wider der Königin von Ungarn bereits würcklich declariret habe, ingleichere referirte er, daß einer von denen Walpolt sich ietzt

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/437>, abgerufen am 21.11.2024.