Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].Bremsen-Stich. Mit anbrechendem Tage passirten wir auf Pont Saint Esprit Den 26 August Zu Donzere eingenommen und noch denselben vormittag Den 27 August Mittags und Abend bey derselben gespeiset, Illustrissimus auch nebst Bremsen-Stich. Mit anbrechendem Tage passirten wir auf Pont Saint Esprit Den 26 August Zu Donzere eingenommen und noch denselben vormittag Den 27 August Mittags und Abend bey derselben gespeiset, Illustrissimus auch nebst <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0423"/> Bremsen-Stich. 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Bremsen-Stich. Mit anbrechendem Tage passirten wir auf
der berühmten steinern Brücke
Pont St: Esprit
genannt, über die Rôhne. Besagte Brücke hat 19 große und
7 kleine Schwibbogen uns ist 420 Ruthen lang rund 2 Ruthen
4 Fuß breit. Es hat solche der Prieur de St. Pierre Jean de Tian-
ges 1265 zuerst angeleget, und ist das Werck 1309 durch gantz
ordentl:e Mittel zum Stande gebracht worden, ohnerachtet der
Pöbel in hiesiger Gegend, wegen der Größe des Gebäudes
und Rapiditaet des Flußes, vorgiebet, daß der heil. Geist
selbst der Baumeister gewesen. Das an der Brücke ge-
legene Städtgen gleiches Nahmens ist sehr schlecht gebauet.
Der Thee wurde
Den 26 Augl:
Zu Donzere eingenommen und noch denselben vormittag
Montelimart erreichtet. Die verwittibte Marquise de Saintau-
ban, des Marquis de Montbrun Schwester, schickte ihren
Sohn, den wir in Paris gesehen, so bald wir unsre An-
kunft melden laßen, und ließ uns zum Mittags-Eßen
abholen, da wir denn heute sowol, als
Den 27 Augl:
Mittags und Abend bey derselben gespeiset, Illmus auch nebst
einem Bedienten, weil vor die übrigen kein Platz gewesen,
in ihrem Hause geschlaffen. Die Marquise ist eine Dame
von großem Verstande und starcker lecture, scheinet
auch viel Feuer zu haben. Die beyden unverheiratheten
Töchter haben sich auf Antrieb der cathol: gebohrnen
Mutter noch bey Leb-Zeiten ihres Hl:n Vaters zur cathol:n
Religion gewendet, und auch der Sohn gehet nunmehro
in die Meße, doch scheinen sie sich alle nicht recht von
Hertzens Grunde verkehret zu haben. Der alte Marquis
de Saintauban hingegen ist eifrig protestantisch gestorben,
und auf seinem ohnweit von hier gelegenen Schloß in
der Gruft seiner Vorfahren, zwar ohne Kirchen-Ceremo-
nien, aber doch unter Begleitung eines starcken Adels begraben
worden, wie denn unter der hier sich aufhaltenden Noblesse
noch viele Protestanten sind, die auch öffentlich vor solche
passiren, und ob sie gleich von allen Chargen ausgeschloßen
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Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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