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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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unserm General in Geselschafft vieler See-Officiers, und musten ihm versprechen,
die gewöhnliche Reise von hier nach Hieres zu unterlaßen. Je ne veus pas, sagte
er, que vous soyez la duppe de ce prejuge, comme tous les autres
etrangers. Seine Meinung war, es sey thörigt 3 Stunden zu reisen, um
die OrangeBäume in der bloßen Erde und zwar in großer confusion übel
cultiviret stehen zu sehen, da man solche hier in allen Gärten Haufen weise
ebenfals in der Erde und zwar ordentlich gesetzt und wohl beschnitten antreffen
könne. Er gab hiernächt unserm zugeordneten Major wegen Besichtigung des Ar-
senals und des Hafens Befehl. Um aber die zu dieser expedition nöthige Abend-
Kühle zuerwarten, führete uns der Major erst zur Madame Castineau,
Officiers Wittib, woselbst der Obriste des hier liegenden Regiments, Comte de Sale
und sehr viele andere Land- und See Officiers auch gegenwärtig waren. Madame
spielete mit einigen, und die andern sprachen von ietzigen Krieges Läufften, und
der Kayser Wahl. Ein Obrist Lieutenant konnte die 2 Dinge gar nicht verdauen,
welche er in Teutschland wahrgenommen, daß man nehmlich die Ober-Officiers
zum Profos schließe, und daß der Bischof von Speyer an seinen Ober Amt-
man
Du geschrieben. Endlich giengen wir nach den alten Hafen, und traten
in des Generals daselbst parat liegende Barque, welche mit einem schönen
bunten pavillon auf eisernen Stangen bedeckt, und mit 16 Rudern und ei-
nem Steuermann besetzt war. Der alte und neue Hafen, welchen letzteren Ludwig
der XIV
angeleget, liegen unmittelbar beysammen, und kan man vermittelst ei
nes canals aus einen in den andern kommen, aus beyden gehet aber auch die Aus-
fahrt in den Golfo oder großen Vor=Hafen, welchem die Natur fast rund ge-
macht, und mit Hügeln rings herum besetzet hat. Es hält dieser Golfo wohl bey 3
Stunden im Umfang, und gehet aus demselben die embuchure in die offene
See, welche letztere durch 2 zu beyden Seiten stehende Castelle beschloßen
werden kan. Wir ruderten mit großer Geschwindigkeit aus dem alten Ha-
fen hinaus, durch den Golfo hindurch, bis an die embuchure, woselbst
der obgedachte Holländer vor Ancker lag, und wurden nicht nur durch die frische
Waßer=Luft sondern auch durch den prospect nach der Stadt und dem Hafen mercklich
erquicket. Wie die alliirte armee gestanden, als Printz Eugenius Touloun
belagert, item der hohe Felsen hinter der Stadt, worauf er mit dem da-
maligen Hertzog von Savoyen den Platz recognosciret, das alles wur-
de uns von dem Major gewiesen, die Rück Fahrt aber nach dem neuen Hafen,
der mit trefflichen Batterien versehen ist, gerichtet. Wir bestiegen hier
das mit etlichen und 60 canonen montirte Kriegs=Schiff Le Terrible, worauf

unserm General in Geselschafft vieler See-Officiers, und musten ihm versprechen,
die gewöhnliche Reise von hier nach Hieres zu unterlaßen. Je ne veus pas, sagte
er, que vous soyez la duppe de ce prejuge, comme tous les autres
etrangers. Seine Meinung war, es sey thörigt 3 Stunden zu reisen, um
die OrangeBäume in der bloßen Erde und zwar in großer confusion übel
cultiviret stehen zu sehen, da man solche hier in allen Gärten Haufen weise
ebenfals in der Erde und zwar ordentlich gesetzt und wohl beschnitten antreffen
könne. Er gab hiernächt unserm zugeordneten Major wegen Besichtigung des Ar-
senals und des Hafens Befehl. Um aber die zu dieser expedition nöthige Abend-
Kühle zuerwarten, führete uns der Major erst zur Madame Castineau,
Officiers Wittib, woselbst der Obriste des hier liegenden Regiments, Comte de Sale
und sehr viele andere Land- und See Officiers auch gegenwärtig waren. Madame
spielete mit einigen, und die andern sprachen von ietzigen Krieges Läufften, und
der Kayser Wahl. Ein Obrist Lieutenant konnte die 2 Dinge gar nicht verdauen,
welche er in Teutschland wahrgenommen, daß man nehmlich die Ober-Officiers
zum Profos schließe, und daß der Bischof von Speyer an seinen Ober Amt-
man
Du geschrieben. Endlich giengen wir nach den alten Hafen, und traten
in des Generals daselbst parat liegende Barque, welche mit einem schönen
bunten pavillon auf eisernen Stangen bedeckt, und mit 16 Rudern und ei-
nem Steuermann besetzt war. Der alte und neue Hafen, welchen letzteren Ludwig
der XIV
angeleget, liegen unmittelbar beysammen, und kan man vermittelst ei
nes canals aus einen in den andern kommen, aus beyden gehet aber auch die Aus-
fahrt in den Golfo oder großen Vor=Hafen, welchem die Natur fast rund ge-
macht, und mit Hügeln rings herum besetzet hat. Es hält dieser Golfo wohl bey 3
Stunden im Umfang, und gehet aus demselben die embuchure in die offene
See, welche letztere durch 2 zu beyden Seiten stehende Castelle beschloßen
werden kan. Wir ruderten mit großer Geschwindigkeit aus dem alten Ha-
fen hinaus, durch den Golfo hindurch, bis an die embuchure, woselbst
der obgedachte Holländer vor Ancker lag, und wurden nicht nur durch die frische
Waßer=Luft sondern auch durch den prospect nach der Stadt und dem Hafen mercklich
erquicket. Wie die alliirte armée gestanden, als Printz Eugenius Touloun
belagert, item der hohe Felsen hinter der Stadt, worauf er mit dem da-
maligen Hertzog von Savoyen den Platz recognosciret, das alles wur-
de uns von dem Major gewiesen, die Rück Fahrt aber nach dem neuen Hafen,
der mit trefflichen Batterien versehen ist, gerichtet. Wir bestiegen hier
das mit etlichen und 60 canonen montirte Kriegs=Schiff Le Terrible, worauf

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[0409] unserm General in Geselschafft vieler See-Officiers, und musten ihm versprechen, die gewöhnliche Reise von hier nach Hieres zu unterlaßen. Je ne veus pas, sagte er, que vous soyez la duppe de ce prejuge, comme tous les autres etrangers. Seine Meinung war, es sey thörigt 3 Stunden zu reisen, um die OrangeBäume in der bloßen Erde und zwar in großer confusion übel cultiviret stehen zu sehen, da man solche hier in allen Gärten Haufen weise ebenfals in der Erde und zwar ordentlich gesetzt und wohl beschnitten antreffen könne. Er gab hiernächt unserm zugeordneten Major wegen Besichtigung des Ar- senals und des Hafens Befehl. Um aber die zu dieser expedition nöthige Abend- Kühle zuerwarten, führete uns der Major erst zur Madame Castineau, Officiers Wittib, woselbst der Obriste des hier liegenden Regiments, Comte de Sale und sehr viele andere Land- und See Officiers auch gegenwärtig waren. Madame spielete mit einigen, und die andern sprachen von ietzigen Krieges Läufften, und der Kayser Wahl. Ein Obrist Lieutenant konnte die 2 Dinge gar nicht verdauen, welche er in Teutschland wahrgenommen, daß man nehml. die Ober-Officiers zum Profos schließe, und daß der Bischof von Speyer an seinen Ober Amt- man Du geschrieben. Endlich giengen wir nach den alten Hafen, und traten in des Generals daselbst parat liegende Barque, welche mit einem schönen bunten pavillon auf eisernen Stangen bedeckt, und mit 16 Rudern und ei- nem Steuermann besetzt war. Der alte und neue Hafen, welchen letzteren Ludwig der XIV angeleget, liegen unmittelbar beysammen, und kan man vermittelst ei nes canals aus einen in den andern kommen, aus beyden gehet aber auch die Aus- fahrt in den Golfo oder großen Vor=Hafen, welchem die Natur fast rund ge- macht, und mit Hügeln rings herum besetzet hat. Es hält dieser Golfo wohl bey 3 Stunden im Umfang, und gehet aus demselben die embuchure in die offene See, welche letztere durch 2 zu beyden Seiten stehende Castelle beschloßen werden kan. Wir ruderten mit großer Geschwindigkeit aus dem alten Ha- fen hinaus, durch den Golfo hindurch, bis an die embuchure, woselbst der obgedachte Holländer vor Ancker lag, und wurden nicht nur durch die frische Waßer=Luft sondern auch durch den prospect nach der Stadt und dem Hafen mercklich erquicket. Wie die alliirte armée gestanden, als Printz Eugenius Touloun belagert, item der hohe Felsen hinter der Stadt, worauf er mit dem da- maligen Hertzog von Savoyen den Platz recognosciret, das alles wur- de uns von dem Major gewiesen, die Rück Fahrt aber nach dem neuen Hafen, der mit trefflichen Batterien versehen ist, gerichtet. Wir bestiegen hier das mit etl. und 60 canonen montirte Kriegs=Schiff Le Terrible, worauf

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/409>, abgerufen am 24.11.2024.