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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Orten zu begleiten, bat also, obgedachten Major seine Stelle vertreten zu laßen. Die ü-
brige TischGesellschaft waren 3 Schiff=Capitains, und zwey Schiff-Lieutenants, alle von
gutem Adel, wie denn in der marine sehr darauf gesehen wird, auch so wohl hier, als zu
Marseille ein corps adelicher cadets ist, die gardes marines genennet, und aus dieser
Baum Schule die See Officiers genommen werden. Unter denen mit speisenden Schiff-Capi-
tains befand sich ein alter Grau-Kopf, welcher bey der letzten scharffen action zwischen
4 französischen und 6 Englischen Krieges-Schiffen gegenwärtig gewesen, und das Schiff
der Diamant von 50 Canonen als Second capitaine mit commandiret hatte. Die Discourse
waren, wie leicht zu erachten, vom Handwerck, und insbesondere von dem ietzo hier vor-
gehenden armement derer 13 Kriegs-Schiffe, welche gegen Ende dieses Monaths aus-
lauffen sollen, worüber alles in Bewegung und Arbeit ist. Über der Tafel wurde dem
General angemeldet, daß ein Holländisches Kriegs-Schiff von 50 canonen, welches auf die Algerer
gecreutzet, vor der embuchure des Hafens angekommen sey, um frisch Waßer einzu-
nehmen, wie man denn die Begrüßungs=Schüße schon vorhero gehöret hatte. Der
General hielt dafür, dieser Gastwürde wohl eigentlich den Zweck haben, sich ein
wenig umzusehen, wie weit es mit dem hiesigen armement gekommen sey,
welches ihm auch niemand wehre, denn iedermann dürffe es wißen. Das Eßen war
en maigre, aber sehr delicat und reichlich, wir hielten uns indeßen, nach gestiltem Hun-
ger und eingenommenen Caffe nicht lange auf, sondern nahmen nur wegen Eintheilung un
serer Zeit mit dem General Abrede, und eileten sodann nach unserm quartier, um
bey der enormen Hitze zu ruhen, uns auch von der vergangenen Nacht Fatigue zu
erhohlen. Zur Erläuterung wird noch beygefüget, daß der Gouverneur die
Vestung, und die darinn liegende Besatzung von Land-trouppen, der General aber
den Hafen und die See Soldatesque und was zum Schiffs armement gehöret, coman-
dire, dahingegen das camerale der marine durch des Intendanten Hände gehet.

Den 12ten August

Ließ der Gouverneur durch einen Major von der garnison bey Illustrissimo anfragen, ob
er mit etwas dienen könne, sich auch zu gleich entschuldigen, daß er wegen des po-
dagra die schuldige visite abzustatten, nicht im Stande sey. Bald fanden sich der
General und der Intendant in portechaises zum Besuch ein, weil wir aber e-
ben die Treppe hinunter giengen, ließen wie sie nicht aussteigen, und begaben
uns darauf mit Monsieur de Grammont nach der so genannten assamblee des
officiers de la marine. Dieser Versammlungs=Ort ist an dem Ufer des alten Ha-
fens und bestehet aus 4 sauber boisirten, und mit denen portraits derer vor-
nehmsten Französischen Admirals ausgezierten Zimmern. Vor diesen Zimmern
ist eine breite Zeltleinwand aufgezogen, unter welcher man sie schönste pro
menade am Waßer hat. Die Officiers kommen hier täglich 2 mahl zusammen, teils
von ihrem metier zu sprechen, theils die Zeit, dem gewöhnlichen Weltlauf nach,
zu passiren. Die Anwesenden, unter denen verschiedene commandeurs de Malthe
waren, bezeigten sich sehr höflich. Mittags speiseten wir abermal bey

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Orten zu begleiten, bat also, obgedachten Major seine Stelle vertreten zu laßen. Die ü-
brige TischGesellschaft waren 3 Schiff=Capitains, und zwey Schiff-Lieutenants, alle von
gutem Adel, wie denn in der marine sehr darauf gesehen wird, auch so wohl hier, als zu
Marseille ein corps adelicher cadets ist, die gardes marines genennet, und aus dieser
Baum Schule die See Officiers genommen werden. Unter denen mit speisenden Schiff-Capi-
tains befand sich ein alter Grau-Kopf, welcher bey der letzten scharffen action zwischen
4 französischen und 6 Englischen Krieges-Schiffen gegenwärtig gewesen, und das Schiff
der Diamant von 50 Canonen als Second capitaine mit commandiret hatte. Die Discourse
waren, wie leicht zu erachten, vom Handwerck, und insbesondere von dem ietzo hier vor-
gehenden armement derer 13 Kriegs-Schiffe, welche gegen Ende dieses Monaths aus-
lauffen sollen, worüber alles in Bewegung und Arbeit ist. Über der Tafel wurde dem
General angemeldet, daß ein Holländisches Kriegs-Schiff von 50 canonen, welches auf die Algerer
gecreutzet, vor der embuchure des Hafens angekommen sey, um frisch Waßer einzu-
nehmen, wie man denn die Begrüßungs=Schüße schon vorhero gehöret hatte. Der
General hielt dafür, dieser Gastwürde wohl eigentlich den Zweck haben, sich ein
wenig umzusehen, wie weit es mit dem hiesigen armement gekommen sey,
welches ihm auch niemand wehre, denn iedermann dürffe es wißen. Das Eßen war
en maigre, aber sehr delicat und reichlich, wir hielten uns indeßen, nach gestiltem Hun-
ger und eingenommenen Caffé nicht lange auf, sondern nahmen nur wegen Eintheilung un
serer Zeit mit dem General Abrede, und eileten sodann nach unserm quartier, um
bey der enormen Hitze zu ruhen, uns auch von der vergangenen Nacht Fatigue zu
erhohlen. Zur Erläuterung wird noch beygefüget, daß der Gouverneur die
Vestung, und die darinn liegende Besatzung von Land-trouppen, der General aber
den Hafen und die See Soldatesque und was zum Schiffs armement gehöret, coman-
dire, dahingegen das camerale der marine durch des Intendanten Hände gehet.

Den 12ten August

Ließ der Gouverneur durch einen Major von der garnison bey Illustrissimo anfragen, ob
er mit etwas dienen könne, sich auch zu gleich entschuldigen, daß er wegen des po-
dagra die schuldige visite abzustatten, nicht im Stande sey. Bald fanden sich der
General und der Intendant in portechaises zum Besuch ein, weil wir aber e-
ben die Treppe hinunter giengen, ließen wie sie nicht aussteigen, und begaben
uns darauf mit Monsieur de Grammont nach der so genannten assamblée des
officiers de la marine. Dieser Versammlungs=Ort ist an dem Ufer des alten Ha-
fens und bestehet aus 4 sauber boisirten, und mit denen portraits derer vor-
nehmsten Französischen Admirals ausgezierten Zimmern. Vor diesen Zimmern
ist eine breite Zeltleinwand aufgezogen, unter welcher man sie schönste pro
menade am Waßer hat. Die Officiers kommen hier täglich 2 mahl zusammen, teils
von ihrem metier zu sprechen, theils die Zeit, dem gewöhnlichen Weltlauf nach,
zu passiren. Die Anwesenden, unter denen verschiedene commandeurs de Malthe
waren, bezeigten sich sehr höflich. Mittags speiseten wir abermal bey

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[0408] 197 Orten zu begleiten, bat also, obgedachten Major seine Stelle vertreten zu laßen. Die ü- brige TischGesellschaft waren 3 Schiff=Capitains, und zwey Schiff-Lieutenants, alle von gutem Adel, wie denn in der marine sehr darauf gesehen wird, auch so wohl hier, als zu Marseille ein corps adelicher cadets ist, die gardes marines genennet, und aus dieser Baum Schule die See Officiers genommen werden. Unter denen mit speisenden Schiff-Capi- tains befand sich ein alter Grau-Kopf, welcher bey der letzten scharffen action zwischen 4 französischen und 6 Englischen Krieges-Schiffen gegenwärtig gewesen, und das Schiff der Diamant von 50 Canonen als Second capitaine mit commandiret hatte. Die Discourse waren, wie leicht zu erachten, vom Handwerck, und insbesondere von dem ietzo hier vor- gehenden armement derer 13 Kriegs-Schiffe, welche gegen Ende dieses Monaths aus- lauffen sollen, worüber alles in Bewegung und Arbeit ist. Über der Tafel wurde dem General angemeldet, daß ein Holländisches Kriegs-Schiff von 50 canonen, welches auf die Algerer gecreutzet, vor der embuchure des Hafens angekommen sey, um frisch Waßer einzu- nehmen, wie man denn die Begrüßungs=Schüße schon vorhero gehöret hatte. Der General hielt dafür, dieser Gastwürde wohl eigentlich den Zweck haben, sich ein wenig umzusehen, wie weit es mit dem hiesigen armement gekommen sey, welches ihm auch niemand wehre, denn iedermann dürffe es wißen. Das Eßen war en maigre, aber sehr delicat und reichlich, wir hielten uns indeßen, nach gestiltem Hun- ger und eingenommenen Caffé nicht lange auf, sondern nahmen nur wegen Eintheilung un serer Zeit mit dem General Abrede, und eileten sodann nach unserm quartier, um bey der enormen Hitze zu ruhen, uns auch von der vergangenen Nacht Fatigue zu erhohlen. Zur Erläuterung wird noch beygefüget, daß der Gouverneur die Vestung, und die darinn liegende Besatzung von Land-trouppen, der General aber den Hafen und die See Soldatesque und was zum Schiffs armement gehöret, coman- dire, dahingegen das camerale der marine durch des Intendanten Hände gehet. Den 12ten Augl. Ließ der Gouverneur durch einen Major von der garnison bey Illmo anfragen, ob er mit etwas dienen könne, sich auch zu gleich entschuldigen, daß er wegen des po- dagra die schuldige visite abzustatten, nicht im Stande sey. Bald fanden sich der General und der Intendant in portechaises zum Besuch ein, weil wir aber e- ben die Treppe hinunter giengen, ließen wie sie nicht aussteigen, und begaben uns darauf mit Mr: de Grammont nach der so genannten assamblée des officiers de la marine. Dieser Versammlungs=Ort ist an dem Ufer des alten Ha- fens und bestehet aus 4 sauber boisirten, und mit denen portraits derer vor- nehmsten Französischen Admirals ausgezierten Zimmern. Vor diesen Zimmern ist eine breite Zeltleinwand aufgezogen, unter welcher man sie schönste pro menade am Waßer hat. Die Officiers kommen hier täglich 2 mahl zusammen, teils von ihrem metier zu sprechen, theils die Zeit, dem gewöhnlichen Weltlauf nach, zu passiren. Die Anwesenden, unter denen verschiedene commandeurs de Malthe waren, bezeigten sich sehr höflich. Mittags speiseten wir abermal bey

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/408>, abgerufen am 21.11.2024.