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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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troup-Weise unter Begleitung ihrer Wächter aus= und des Abend wieder auf die
Galere geführet werden, als welche ihnen anstat des Gefängnißes dienet. Ge-
dachte Wächter haben eine blaue uniforme mit rothen Aufschlägen, und führen
einen großen Säbel an der Seite, und einen Stock zur etwa nöthigen correction
in der Hand. Außer diesen Wächtern sind im Hafen so wohl, als im Zeug=Hause
genungsame Haupt=Wachen von der marine, dahin man im Nothfall wieder
alle Empörung und Unordnung seine Zuflucht nehmen kan. Die übrigen Gale-
riens, welche nicht auf die Königliche Arbeit commandiret werden, können vor sich -
arbeiten, was sie wollen, auch Handel und Wandel treiben, welches sie ent-
weder auf der Galere selbst thun, oder in denen kleinen höltzernen Boutiquen,
die auf der einen langen Seite des Hafens dichte am Waßer stehen, so, daß sie
mit denen gegen überliegenden Wohn-Häusern eine ordentliche Gaße formiren.
Viele, vor die erte ein angeseßener Einwohner caviret, haben auch die Freyheit,
ihrem Gewerbe in der Stadt herum nachzugehen. Auf diese Weise kommen viele,
die sich zu Behelfen wißen, und nicht liederlich sind, zu recht guten Mitteln,
oder gewinnen wenigstens so viel, daß sie bey ihrem vom König gesetzten
Brodt und Waßer reichliche zukost haben können. Gehen sie in See, so muß
zwar einer, wie der andre, mit der Kette an das Ruder, sie bekommen aber auch
eben so gute Speyse, als die Schiff=Soldaten. Ihre uniforme auf der Haupt=
Galere, la Royale genannt, bestehet in einem Kittel und einer Mütze von Tuch
deren couleur blau, auf allen übrigen Galeren aber roth ist. Denen Bemittelten stehet
frey, sich selbst andere Kleidung zu schaffen, wie wir denn sehr sauber gekleide-
te Türcken in vorbemeldeten Boutiquen gesehen. Werden sie kranck, so ist zu
ihrer Verpflegung ein eigen Hospital im Zeughause, und die Meße wird
ihnen täglich auf der Galere in dem apartement des capitains welches -
alles im prospect lieget, gelesen. In Summa der Zustand dieser Leute ist -
so erschrecklich nicht, als es insgemein dafür gehalten wird. Aus dem Hafen be-
gaben wir uns (4.) Auf die Promenade, welches eine sehr lange mit denen
schönsten massiven Häusern zu beyden Seiten bebauete Straße ist, in de-
ren Mitte zwischen hohen Bäumen die gestampfte und mit Ruh=Bäncken häuffig
besetzte Spatzierbahn angelegt worden. Die Menge derer promenirenden bey-
derley Geschlechts war sehr groß, das allermeiste aber Kauffmanns=
Guth, wie denn die sehr reiche und florissante Kauffmannschafft hier das Haupt=
Werck ausmacht. Die Stadt.

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troup-Weise unter Begleitung ihrer Wächter aus= und des Abend wieder auf die
Galere geführet werden, als welche ihnen anstat des Gefängnißes dienet. Ge-
dachte Wächter haben eine blaue uniforme mit rothen Aufschlägen, und führen
einen großen Säbel an der Seite, und einen Stock zur etwa nöthigen correction
in der Hand. Außer diesen Wächtern sind im Hafen so wohl, als im Zeug=Hause
genungsame Haupt=Wachen von der marine, dahin man im Nothfall wieder
alle Empörung und Unordnung seine Zuflucht nehmen kan. Die übrigen Gale-
riens, welche nicht auf die Königliche Arbeit commandiret werden, können vor sich -
arbeiten, was sie wollen, auch Handel und Wandel treiben, welches sie ent-
weder auf der Galere selbst thun, oder in denen kleinen höltzernen Boutiquen,
die auf der einen langen Seite des Hafens dichte am Waßer stehen, so, daß sie
mit denen gegen überliegenden Wohn-Häusern eine ordentliche Gaße formiren.
Viele, vor die erte ein angeseßener Einwohner caviret, haben auch die Freyheit,
ihrem Gewerbe in der Stadt herum nachzugehen. Auf diese Weise kommen viele,
die sich zu Behelfen wißen, und nicht liederlich sind, zu recht guten Mitteln,
oder gewinnen wenigstens so viel, daß sie bey ihrem vom König gesetzten
Brodt und Waßer reichliche zukost haben können. Gehen sie in See, so muß
zwar einer, wie der andre, mit der Kette an das Ruder, sie bekommen aber auch
eben so gute Speyse, als die Schiff=Soldaten. Ihre uniforme auf der Haupt=
Galere, la Royale genannt, bestehet in einem Kittel und einer Mütze von Tuch
deren couleur blau, auf allen übrigen Galeren aber roth ist. Denen Bemittelten stehet
frey, sich selbst andere Kleidung zu schaffen, wie wir denn sehr sauber gekleide-
te Türcken in vorbemeldeten Boutiquen gesehen. Werden sie kranck, so ist zu
ihrer Verpflegung ein eigen Hospital im Zeughause, und die Meße wird
ihnen täglich auf der Galere in dem apartement des capitains welches -
alles im prospect lieget, gelesen. In Summa der Zustand dieser Leute ist -
so erschrecklich nicht, als es insgemein dafür gehalten wird. Aus dem Hafen be-
gaben wir uns (4.) Auf die Promenade, welches eine sehr lange mit denen
schönsten massiven Häusern zu beyden Seiten bebauete Straße ist, in de-
ren Mitte zwischen hohen Bäumen die gestampfte und mit Ruh=Bäncken häuffig
besetzte Spatzierbahn angelegt worden. Die Menge derer promenirenden bey-
derley Geschlechts war sehr groß, das allermeiste aber Kauffmanns=
Guth, wie denn die sehr reiche und florissante Kauffmannschafft hier das Haupt=
Werck ausmacht. Die Stadt.

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[0406] 196 troup-Weise unter Begleitung ihrer Wächter aus= und des Abend wieder auf die Galere geführet werden, als welche ihnen anstat des Gefängnißes dienet. Ge- dachte Wächter haben eine blaue uniforme mit rothen Aufschlägen, und führen einen großen Säbel an der Seite, und einen Stock zur etwa nöthigen correction in der Hand. Außer diesen Wächtern sind im Hafen so wohl, als im Zeug=Hause genungsame Haupt=Wachen von der marine, dahin man im Nothfall wieder alle Empörung und Unordnung seine Zuflucht nehmen kan. Die übrigen Gale- riens, welche nicht auf die Königl: Arbeit commandiret werden, können vor sich - arbeiten, was sie wollen, auch Handel und Wandel treiben, welches sie ent- weder auf der Galere selbst thun, oder in denen kleinen höltzernen Boutiquen, die auf der einen langen Seite des Hafens dichte am Waßer stehen, so, daß sie mit denen gegen überliegenden Wohn-Häusern eine ordentliche Gaße formiren. Viele, vor die ein angeseßener Einwohner caviret, haben auch die Freyheit, ihrem Gewerbe in der Stadt herum nachzugehen. Auf diese Weise kommen viele, die sich zu Behelfen wißen, und nicht liederlich sind, zu recht guten Mitteln, oder gewinnen wenigstens so viel, daß sie bey ihrem vom König gesetzten Brodt und Waßer reichliche zukost haben können. Gehen sie in See, so muß zwar einer, wie der andre, mit der Kette an das Ruder, sie bekommen aber auch eben so gute Speyse, als die Schiff=Soldaten. Ihre uniforme auf der Haupt= Galere, la Royale genannt, bestehet in einem Kittel und einer Mütze von Tuch deren couleur blau, auf allen übrigen Galeren aber roth ist. Denen Bemittelten stehet frey, sich selbst andere Kleidung zu schaffen, wie wir denn sehr sauber gekleide- te Türcken in vorbemeldeten Boutiquen gesehen. Werden sie kranck, so ist zu ihrer Verpflegung ein eigen Hospital im Zeughause, und die Meße wird ihnen täglich auf der Galere in dem apartement des capitains welches - alles im prospect lieget, gelesen. In Summa der Zustand dieser Leute ist - so erschrecklich nicht, als es insgemein dafür gehalten wird. Aus dem Hafen be- gaben wir uns (4.) Auf die Promenade, welches eine sehr lange mit denen schönsten massiven Häusern zu beyden Seiten bebauete Straße ist, in de- ren Mitte zwischen hohen Bäumen die gestampfte und mit Ruh=Bäncken häuffig besetzte Spatzierbahn angelegt worden. Die Menge derer promenirenden bey- derley Geschlechts war sehr groß, das allermeiste aber Kauffmanns= Guth, wie denn die sehr reiche und florissante Kauffmannschafft hier das Haupt= Werck ausmacht. Die Stadt.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/406>, abgerufen am 24.11.2024.