Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].um 7 Uhr. Die Alterthümer, zu deren Besichtigung wir nach ein- 2.) Der Ober=Leib eines Aesculapii mit einer Schlange umwunden 3.) Eine starcke collection von Römischen Begräbniß monumentis 4.) L'Amphitheatre, so aber von außen und innen weit ärger, als das = 5.) Le theatre, deßen unterschied von einem amphitheatre denen 6. Die überbleibsel des hiesigen Römischen Capitolii, bestehend in zwey um 7 Uhr. Die Alterthümer, zu deren Besichtigung wir nach ein- 2.) Der Ober=Leib eines Aesculapii mit einer Schlange umwunden 3.) Eine starcke collection von Römischen Begräbniß monumentis 4.) L‘Amphitheatre, so aber von außen und innen weit ärger, als das = 5.) Le theatre, deßen unterschied von einem amphitheatre denen 6. Die überbleibsel des hiesigen Römischen Capitolii, bestehend in zwey <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0401"/> um 7 Uhr. Die Alterthümer, zu deren Besichtigung wir nach ein-<lb/> genommen Thée so fort<del rendition="#s">,</del> uns anschickten, sind 1.) der große obeliscus<lb/> von Porphyr, den man hier in der Erde gefunden, und bey der Wieder-<lb/> aufrichtung <persName xml:id="TidB4745" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10090">Ludewig dem XIV.</persName> gewidmet. Das dazu gemachte neue<lb/> Piedestal ist von dem schlechtesten Sand=Stein, und mit samt denen<lb/> schmeichelhaften inscriptionen vom Wetter schon sehr ausge-<lb/> waschen, schicket sich also zu dem Kostbahren Aufsatz sehr schlecht.</p><lb/> <p> 2.) Der Ober=Leib eines <persName xml:id="TidB4746" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11372" ref="http://d-nb.info/gnd/118500864">Aesculapii</persName> mit einer Schlange umwunden<lb/> und in denen interstitiis mit bas relief gezieret, von weißem Mar-<lb/> mor. item die copie derselben <persName xml:id="TidB4747" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11373" ref="http://d-nb.info/gnd/11876800X">Venus</persName>, welche unter dem hiesigen amphi-<lb/> theatro gefunden, und davon das Original nach Versailles geschenckt <del rendition="#s">=</del><lb/> worden, woselbst wir es oft gesehen. Beyde gedachte Stücke finden<lb/> sich auf dem Rath Hause.</p><lb/> <p> 3.) Eine starcke collection von <choice><abbr>Röml.</abbr><expan>Römischen</expan></choice> Begräbniß monumentis<lb/> Urnen, und <choice><abbr>dergl.</abbr><expan>dergleichen</expan></choice> in dem Ertzbischöflichen palais. Die besten Stücke<lb/> sind eine extra große Urne, darinnen wohl 80 bis 90 Kannen Waßer<lb/> Platz haben mögten, und ein langer schmaler Sarg, ohne Deckel, von weis-<lb/> sem Marmor, auswendig mit häuffigen Figuren en bas relief gezieret.</p><lb/> <p> 4.) L‘Amphitheatre, so aber von außen und innen weit ärger, als das <del rendition="#s">=</del><lb/> zu <placeName xml:id="TidB4748" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10364">Nîmes</placeName> mit privat Häusern verbauet ist, auch niemahls in völliger<lb/> perfection scheinet gewesen zu seyn, weil über der obern Reihe arcaden<lb/> sich keine gradins finden, sondern die Gewölbe gedachter arcaden<lb/> rings herum oben bloß liegen. Der eine Eingang zu dem Amphitheatro<lb/> ist noch sehr wohl conserviret, und bestehet aus 6 Thoren, und eben so -<lb/> viel zwischen Gewölben.</p><lb/> <p> 5.) Le theatre, deßen unterschied von einem amphitheatre denen<lb/> Gelehrten bekannt. Die überbleibsel deßelben bestehen in einem Thor,<lb/> daran sich sehr schönes bas relief findet, und in 2 admirablen -<lb/> recht großen corinthischen Säulen von bunten Marmor, die ietzo <del rendition="#s">=</del><lb/> in dem enclos eines Nonnen=Klosters zu sehen sind.</p><lb/> <p> 6. Die überbleibsel des hiesigen <choice><abbr>Röml.</abbr><expan>Römischen</expan></choice> Capitolii, bestehend in zwey<lb/> corinthischen Marmor Säulen, und der darauf ruhenden Helfte eines<lb/> frontispicii, welchen gebrechlicher Rest der Stadt magistrat unter </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0401]
um 7 Uhr. Die Alterthümer, zu deren Besichtigung wir nach ein-
genommen Thée so fort uns anschickten, sind 1.) der große obeliscus
von Porphyr, den man hier in der Erde gefunden, und bey der Wieder-
aufrichtung Ludewig dem XIV. gewidmet. Das dazu gemachte neue
Piedestal ist von dem schlechtesten Sand=Stein, und mit samt denen
schmeichelhaften inscriptionen vom Wetter schon sehr ausge-
waschen, schicket sich also zu dem Kostbahren Aufsatz sehr schlecht.
2.) Der Ober=Leib eines Aesculapii mit einer Schlange umwunden
und in denen interstitiis mit bas relief gezieret, von weißem Mar-
mor. item die copie derselben Venus, welche unter dem hiesigen amphi-
theatro gefunden, und davon das Original nach Versailles geschenckt
worden, woselbst wir es oft gesehen. Beyde gedachte Stücke finden
sich auf dem Rath Hause.
3.) Eine starcke collection von Röml. Begräbniß monumentis
Urnen, und dergl. in dem Ertzbischöflichen palais. Die besten Stücke
sind eine extra große Urne, darinnen wohl 80 bis 90 Kannen Waßer
Platz haben mögten, und ein langer schmaler Sarg, ohne Deckel, von weis-
sem Marmor, auswendig mit häuffigen Figuren en bas relief gezieret.
4.) L‘Amphitheatre, so aber von außen und innen weit ärger, als das
zu Nîmes mit privat Häusern verbauet ist, auch niemahls in völliger
perfection scheinet gewesen zu seyn, weil über der obern Reihe arcaden
sich keine gradins finden, sondern die Gewölbe gedachter arcaden
rings herum oben bloß liegen. Der eine Eingang zu dem Amphitheatro
ist noch sehr wohl conserviret, und bestehet aus 6 Thoren, und eben so -
viel zwischen Gewölben.
5.) Le theatre, deßen unterschied von einem amphitheatre denen
Gelehrten bekannt. Die überbleibsel deßelben bestehen in einem Thor,
daran sich sehr schönes bas relief findet, und in 2 admirablen -
recht großen corinthischen Säulen von bunten Marmor, die ietzo
in dem enclos eines Nonnen=Klosters zu sehen sind.
6. Die überbleibsel des hiesigen Röml. Capitolii, bestehend in zwey
corinthischen Marmor Säulen, und der darauf ruhenden Helfte eines
frontispicii, welchen gebrechlicher Rest der Stadt magistrat unter
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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