Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].193 hat auch an diesem Ort, einen schönen Apollo von weisen Marmor und verschiedene dergleichen Säulen gefunden hat, wir selbst funden dicht bey der Qwelleeinen Stein liegen, von deßen Inschrift aber weiter nichts lesbar war, als Iovi Nemat. 5.) Viele Römische Grabsteine und bas reliefs in einem privat= Hause, deßen Besitzer solche hin und wieder in und vor der Stadt gesamm- let. Sonderlich ists, daß allen hier und anderwärts in der Stadt en bas reliefs vorhandenen Römischen Adlern die Köpfe abgeschlagen sind, welches man denen Gothen zuschreibet, die bey Eroberung dieser Lan- de ihren überwundenen hochmüthigen Feind auf diese weise demüthi gen wollen. 6.) Viel Römische inscriptiones, welche iezt dichte ne- ben dem Thor, das auf die esplanade führet, in der Stadt=Mauer eingemauret sind. Das beste Stück darunter ist von Antonino Pio, und lautet ohngefähr also: Divi Hadriani Filius Antoninus restituit. Weil aber der Stein nicht an seinem ersten Ort stehet, so weiß man nicht, wo von das restituit zuverstehen sey. La Tour magne, so ein alter zerfalle ner Thurm auf einem Berge ist, war uns zu weit entlegen, und wir hätten in der nähe nicht mehr als in der ferne gesehen. Es scheinet auch mehr eine Gothische als Römische Reliquie zu seyn. Eine genauere Beschrei bung dieser Alterthümer dürfte bey denen vielen davon vorhandenen Büchern denen Lesern eben so beschwerlich fallen, als angenehm uns de- ren Besichtigung gewesen. Die Stadt, welche auch eine Citadelle w. eine schöne Promenade hat, ist sonst groß und massiv gebauet. Die Gaßen sind meist enge, iedoch ziemlich reinlich, die hiesigen seidene Strumpf-Fabriquen sind bekannt, und der dritte Theil der Einwohner ist heimlich protestantisch. Unsere Mittägliche und Abendliche Tisch Ge- seelschaft bestand in einer Menge Franzosischer Officiers, die ihren gestern nach Flandern abmarchirten Regiment folgeten. Nachts um 12 Uhr brachen wir auf, und befanden und den 6.ten August Früh um 5 Uhr vor dem großen einen Arm der Rhone, welcher 193 hat auch an diesem Ort, einen schönen Apollo von weisen Marmor und verschiedene dergleichen Säulen gefunden hat, wir selbst funden dicht bey der Qwelleeinen Stein liegen, von deßen Inschrift aber weiter nichts lesbar war, als Iovi Nemat. 5.) Viele Römische Grabsteine und bas reliefs in einem privat= Hause, deßen Besitzer solche hin und wieder in und vor der Stadt gesamm- let. Sonderlich ists, daß allen hier und anderwärts in der Stadt en bas reliefs vorhandenen Römischen Adlern die Köpfe abgeschlagen sind, welches man denen Gothen zuschreibet, die bey Eroberung dieser Lan- de ihren überwundenen hochmüthigen Feind auf diese weise demüthi gen wollen. 6.) Viel Römische inscriptiones, welche iezt dichte ne- ben dem Thor, das auf die esplanade führet, in der Stadt=Mauer eingemauret sind. Das beste Stück darunter ist von Antonino Pio, und lautet ohngefähr also: Divi Hadriani Filius Antoninus restituit. Weil aber der Stein nicht an seinem ersten Ort stehet, so weiß man nicht, wo von das restituit zuverstehen sey. La Tour magne, so ein alter zerfalle ner Thurm auf einem Berge ist, war uns zu weit entlegen, und wir hätten in der nähe nicht mehr als in der ferne gesehen. Es scheinet auch mehr eine Gothische als Römische Reliquie zu seyn. Eine genauere Beschrei bung dieser Alterthümer dürfte bey denen vielen davon vorhandenen Büchern denen Lesern eben so beschwerlich fallen, als angenehm uns de- ren Besichtigung gewesen. Die Stadt, welche auch eine Citadelle w. eine schöne Promenade hat, ist sonst groß und massiv gebauet. Die Gaßen sind meist enge, iedoch ziemlich reinlich, die hiesigen seidene Strumpf-Fabriquen sind bekannt, und der dritte Theil der Einwohner ist heimlich protestantisch. Unsere Mittägliche und Abendliche Tisch Ge- seelschaft bestand in einer Menge Franzosischer Officiers, die ihren gestern nach Flandern abmarchirten Regiment folgeten. 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auch an diesem Ort, einen schönen Apollo von weisen Marmor und ver
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Qwelleeinen Stein liegen, von deßen Inschrift aber weiter nichts lesbar war, als Iovi Nemat. 5.) Viele Röml. Grabsteine und bas reliefs in einem privat=
Hause, deßen Besitzer solche hin und wieder in und vor der Stadt gesamm-
let. Sonderlich ists, daß allen hier und anderwärts in der Stadt en bas
relief vorhandenen Römischen Adlern die Köpfe abgeschlagen sind,
welches man denen Gothen zuschreibet, die bey Eroberung dieser Lan-
de ihren überwundenen hochmüthigen Feind auf diese weise demüthi
gen wollen. 6.) Viel Röml. inscriptiones, welche iezt dichte ne-
ben dem Thor, das auf die esplanade führet, in der Stadt=Mauer
eingemauret sind. Das beste Stück darunter ist von Antonino Pio, und lautet
ohngefähr also: Divi Hadriani Filius Antoninus restituit. Weil aber
der Stein nicht an seinem ersten Ort stehet, so weiß man nicht, wo von das
restituit zuverstehen sey. La Tour magne, so ein alter zerfalle
ner Thurm auf einem Berge ist, war uns zu weit entlegen, und wir
hätten in der nähe nicht mehr als in der ferne gesehen. Es scheinet auch
mehr eine Gothische als Röml. Reliquie zu seyn. Eine genauere Beschrei
bung dieser Alterthümer dürfte bey denen vielen davon vorhandenen
Büchern denen Lesern eben so beschwerlich fallen, als angenehm uns de-
ren Besichtigung gewesen. Die Stadt, welche auch eine Citadelle w.
eine schöne Promenade hat, ist sonst groß und massiv gebauet.
Die Gaßen sind meist enge, iedoch ziemlich reinlich, die hiesigen seidene
Strumpf-Fabriquen sind bekannt, und der dritte Theil der Einwohner
ist heiml. protestantisch. Unsere Mittägliche und Abendliche Tisch Ge-
seelschaft bestand in einer Menge Franzosischer Officiers, die ihren
gestern nach Flandern abmarchirten Regiment folgeten. Nachts
um 12 Uhr brachen wir auf, und befanden und den
6.ten Augl.
Früh um 5 Uhr vor dem großen Arm der Rhône, welcher
Languedoc und Provence scheidet. Die Überfahrt geschahe ver-
mittelst eines Schiffs, welches, gleich einer Fähre, an einem Seil ge-
het, dieses letztere aber henget an 2 en auf denen Ufern stehen-
den Bäumen sehr hoch. Bald nach dieser Überfahrt traversire-
ten wir den andern Arm der Rhône dichte vor Arles auf einer
Schiff-Brücke, und gelangeten in diese alte berühmte Stadt früh
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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