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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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und Remo giebt einem Liebhaber der Römischen Altherthümer große satis-
faction, das gantze Stupendes Gebäude aber macht wie eines Theils von
der grandeur der Römer, also auch andern Theils von der Vergängligkeit
aller irdischen Dinge einen gewaltigen Eindruck. Vor den Erbauer
wird von einigen Kayser Hadrianus, von andern Antoninus Pius
gehalten, als deßen Geburths-Stadt Neimes gewesen.

2.) La Maison quarree, welches ein länglich 4 ecketes, mit 30.
vortrefflichen corintischen Säulen geziertes Gebäude ist. Auf
denen capitaelen dieser Säulen ruhet ein en bas relief extra schön
ausgearbeitete[unleserliches Material]r Simms, und die 2 frontispicia an denen 2 schmalen
Seiten des Hauses sind von gleicher qualitaet. Die inscription,
welche unter dem Frontispicio des Eingangs gestanden, ist, wie
aus denen vorhandenen vielen Löchern zu schließen, von ge-
goßenen Buchstaben gewesen, ietzt aber nicht das geringste
mehr davon vorhanden, und die Vermuthung am wahrscheinlig-
sten, daß Kayser Hadrianus der bekannten plotinae zu Ehren
diesen Tempel erbauet habe.

3.) Ein noch über die helft-stehender heidnische Tempel, welcher
insgemein der Diane zu geignet wird. So wohl dem Eingang ge-
gen über, als in der Mauer rechter Hand sind etliche niches, da-
rin vermutlich Statuen gestanden. Verschiedene Säulen -
und ein Seiten=Gewölber sind auch noch gantz vorhanden. Alles ist
von dem schönsten Quader Stein.

4.) La Fontaine. Man hat diesen Ort, der sich an dem Fuß eines hohen
felsigten Berges findet, durch Reinigung und Öffnung eines mo-
rastigen Teiches oder Tümpels erst vor einigen Jahren entdecket,
und eine ungemein starcke schöne Qwelle gefunden. Die um
die Qwelle befindliche rudera von dem einem Marmor gleichenden Stein
geben zu erkennen, daß hier ein publiques Baad, und weiter -
hinunter, mitten in dem breiten Ablauf des Qwell=Waßers, ein
4 eckigtes Lust=Gebäude, gleich einer insul gewesen, wie
dann der massive untere Frieß dieses Gebäudes mit dem schön-
sten Laub=Weck en bas relief gezieret, noch zu sehen ist, man

und Remo giebt einem Liebhaber der Römischen Altherthümer große satis-
faction, das gantze Stupendes Gebäude aber macht wie eines Theils von
der grandeur der Römer, also auch andern Theils von der Vergängligkeit
aller irdischen Dinge einen gewaltigen Eindruck. Vor den Erbauer
wird von einigen Kayser Hadrianus, von andern Antoninus Pius
gehalten, als deßen Geburths-Stadt Nîmes gewesen.

2.) La Maison quarrée, welches ein länglich 4 ecketes, mit 30.
vortrefflichen corintischen Säulen geziertes Gebäude ist. Auf
denen capitaelen dieser Säulen ruhet ein en bas relief extra schön
ausgearbeitete[unleserliches Material]r Simms, und die 2 frontispicia an denen 2 schmalen
Seiten des Hauses sind von gleicher qualitaet. Die inscription,
welche unter dem Frontispicio des Eingangs gestanden, ist, wie
aus denen vorhandenen vielen Löchern zu schließen, von ge-
goßenen Buchstaben gewesen, ietzt aber nicht das geringste
mehr davon vorhanden, und die Vermuthung am wahrscheinlig-
sten, daß Kayser Hadrianus der bekannten plotinae zu Ehren
diesen Tempel erbauet habe.

3.) Ein noch über die helft-stehender heidnische Tempel, welcher
insgemein der Diane zu geignet wird. So wohl dem Eingang ge-
gen über, als in der Mauer rechter Hand sind etliche niches, da-
rin vermutlich Statuen gestanden. Verschiedene Säulen -
und ein Seiten=Gewölber sind auch noch gantz vorhanden. Alles ist
von dem schönsten Quader Stein.

4.) La Fontaine. Man hat diesen Ort, der sich an dem Fuß eines hohen
felsigten Berges findet, durch Reinigung und Öffnung eines mo-
rastigen Teiches oder Tümpels erst vor einigen Jahren entdecket,
und eine ungemein starcke schöne Qwelle gefunden. Die um
die Qwelle befindliche rudera von dem einem Marmor gleichenden Stein
geben zu erkennen, daß hier ein publiques Baad, und weiter -
hinunter, mitten in dem breiten Ablauf des Qwell=Waßers, ein
4 eckigtes Lust=Gebäude, gleich einer insul gewesen, wie
dann der massive untere Frieß dieses Gebäudes mit dem schön-
sten Laub=Weck en bas relief gezieret, noch zu sehen ist, man

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[0399] und Remo giebt einem Liebhaber der Röml. Altherthümer große satis- faction, das gantze Stupendes Gebäude aber macht wie eines Theils von der grandeur der Römer, also auch andern Theils von der Vergängligkeit aller irdischen Dinge einen gewaltigen Eindruck. Vor den Erbauer wird von einigen Kayser Hadrianus, von andern Antoninus Pius gehalten, als deßen Geburths-Stadt Nîmes gewesen. 2.) La Maison quarrée, welches ein länglich 4 ecketes, mit 30. vortrefflichen corintischen Säulen geziertes Gebäude ist. Auf denen capitaelen dieser Säulen ruhet ein en bas relief extra schön ausgearbeiteter Simms, und die 2 frontispicia an denen 2 schmalen Seiten des Hauses sind von gleicher qualitaet. Die inscription, welche unter dem Frontispicio des Eingangs gestanden, ist, wie aus denen vorhandenen vielen Löchern zu schließen, von ge- goßenen Buchstaben gewesen, ietzt aber nicht das geringste mehr davon vorhanden, und die Vermuthung am wahrscheinlig- sten, daß Kayser Hadrianus der bekannten plotinae zu Ehren diesen Tempel erbauet habe. 3.) Ein noch über die helft-stehender heidnische Tempel, welcher insgemein der Diane zu geignet wird. So wohl dem Eingang ge- gen über, als in der Mauer rechter Hand sind etliche niches, da- rin vermutlich Statuen gestanden. Verschiedene Säulen - und ein Seiten=Gewölbe sind auch noch gantz vorhanden. Alles ist von dem schönsten Quader Stein. 4.) La Fontaine. Man hat diesen Ort, der sich an dem Fuß eines hohen felsigten Berges findet, durch Reinigung und Öffnung eines mo- rastigen Teiches oder Tümpels erst vor einigen Jahren entdecket, und eine ungemein starcke schöne Qwelle gefunden. Die um die Qwelle befindliche rudera von dem einem Marmor gleichenden Stein geben zu erkennen, daß hier ein publiques Baad, und weiter - hinunter, mitten in dem breiten Ablauf des Qwell=Waßers, ein 4 eckigtes Lust=Gebäude, gleich einer insul gewesen, wie dann der massive untere Frieß dieses Gebäudes mit dem schön- sten Laub=Weck en bas relief gezieret, noch zu sehen ist, man

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/399>, abgerufen am 17.09.2024.