Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].188 Nummer 40.Den 25 Juli Unser Aufbruch vor von Toulouse, welcher früh um 2 Uhr angesetzet war, verzog sich etlicher Den 26. Juli Mit dem Anbruch des Tages in seiner Begleitung nach dem großen Reservoir, Saint. Feriol
188 Nummer 40.Den 25 Juli Unser Aufbruch vor von Toulouse, welcher früh um 2 Uhr angesetzet war, verzog sich etlicher Den 26. Juli Mit dem Anbruch des Tages in seiner Begleitung nach dem großen Reservoir, Saint. Feriol
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No 40.
Den 25 Jul:
Unser Aufbruch von Toulouse, welcher früh um 2 Uhr angesetzet war, verzog sich etlicher
von Montpellier kommender couriers wegen bis gegen 5 Uhr, und musten wir also der Hitze -
wegen in Ville franche Mittag machen, auch bis gegen Abend liegen bleiben, mithin das
Nachtquartier zu castel-naudari nehmen. Der hiesige Directeur des großen
canals, Mr. Sarres, an den der Comte de Caraman uns einen Brief mit gege-
ben hatte, fand sich, auf unserer Einladung zum Soupé ein, und nahm wegen der
morgenden Besichtigung Abrede, welcher zu folge wir
Den 26. Jul.
Mit dem Anbruch des Tages in seiner Begleitung nach dem großen Reservoir, S. Feriol
genannt, eine expresse Neben Reise thaten. Der Weg dahin ist sehr bergig, und siehet
man hier die Pyreneischen Gebürge und besonders den Berg, darauf die Vestung Mons=
Louis lieget, sehr distinct. Der Gebürge wegen musten wir theils einer 2 Rädrigen
chaise, theils des Reitens uns bedienen. Es lieget gedachtes reservoir zwischen
felsigten Gebürgen, welche einen halben Mond formiren, deßen Öffnung mit
einer 24 Fuß dicken Mauer, und hinter derselben mit einem sehr starcken Damm
zugeschloßen ist, daß also zwischen gedachten Bergen und ietzbemeldter Mauer der
große Waßer=Vorrath aufbehalten wird. Der Damm ist auf dieser aus wen-
digen Seite, woselbst das Felsen Gebürge zu beyden Seiten immer abhängiger und
enger zusammen gehet, abermahl mit einer starcken Mauer von Quader Stücken
versichert, welche le mur exterieur genennet wird. Durch diese auswendige Mauer
gehet man in einen gewölbten Gange unter dem Damm hindurch bis an die ob-
beschriebene Haupt Mauer des reservoires, woselbst drey von Meßing ge -
goßene große Hähne, welche mittelst einer eisernen Stange auf und zu -
geschraubt werden, das Waßer mit einem entsetzlichen Geräusch in einem
gleichfals gewölbten aqueduct hinein fallen laßen, damit es durch die aus-
wendige Mauer in die pleine hinunter laufen, und folglich zu dem Canal
gelangen könne. Folgender ohngefährer Grund=Riß, wird vielleicht der Be-
schreibung deutlicher machen
[Abbildung
a. Berge u. Felsen
b. Das reservoir, darinn der Waßer=Vorrath ist.
c. Die Haupt-Mauer
d. Der Damm
e. Die auswendige Mauer
f. Die drey gegossenen Schraub=Hähne
g. Der gewölbte Gang zu diesen Hähnen unter dem Damm
h. Der gewölbte aqueduct Zum Abfall des Waßers
i. Der Ausfluß des Wassers in die Tiefe um nach dem Canal fort zu fließen.
]
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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