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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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dern Gnade Gottes zuschrieb. Nachmittags fuhren wir mit obgedachten Marquis de
Benac nach dem hiesigen Ertzbischof Monsieur de Maniban; welcher ein recht gü
tiges und holdseeliges exterieur hat, und uns excessiv höflich empfing, und
ebenfals seine equipage und Tafel währendes unsers Hierseyns anboth. Wir
überreichten den an ihn mithabenden Brief, und wurden zugleich an seine ver
wittibte Schwester, die Comtesse de Clermont, und an deren Tochter
Madame de Montconseil, welche beyde mit in der Archevechee
wohnen, praesentiret. Der Ertzbischof ist zwar, wie leicht zuerachten, der
Constitution zu gethan, und hat im Anfang sich durch eyfrige Rath-Geber zu ein
und andere Härte bewegen laßen, ietzt aber beweiset er sich recht moderat,
und ist in seiner diaeces, welche 500 Kirch=Spiele in sich faßet, von Consti
tutions-troublen nichts zu hören. Die fernere Fahrt gieng nach dem Premier
President au Parlement Monsieur de Berton, da wir ebenfals auf der
Praesentation des Marquis de Benac mit der grösten politesse
empfangen wurden, und endlich den Abend mit einer Spatzier-Fahrt
au Chartron beschloßen. Der Premier President ist ein Special-Freund des
Marechal de Belisle, und so wohl hier, als bey Hofe sehr beliebt, wie denn der König,
als ihm in Martis dieses Jahres sein Haus weg gebrannt, demselben 100000 Livres ge-
schencket, und seine Pension jährlich mit 2000 Livre tournois vermehret hat.

Den 5. Juli

Waren Wir Mittags bey Herr Both zu Gaste, und speyseten in Geseelschaft Monsieur
Angeli eines Englischen= und Monsieur Worck eines Holländischen Negotianten, wie
denn dieses der eigentliche Nahme ist, den die hiesigen reichen, fremden Kauf=
Leute sich bey legen, und denselben anstat des schlechten Kaufmannes Titul
gebrauchen. Die Gelegenheit war bequem, uns von dem hiesigen Commercio
unterrichten zu laßen, welchen Unterricht hier umständlich zu erzählen alzu
weitläuffig, auch denen Lesern vieleicht verdrießlich fallen dürfte. Doch
könte vermuthlich folgende Nachricht von denen Weinen hiesiger Gegenden
angenehm und nützlich seyn.

Die rothen Weine, welche in der Generalitaet von Bordeaux wachsen,
können in drey Haupt=Arten eingetheilet werden, nehmlich 1. Vins de Palus,
2) Vins de Medoc und 3.) Vins de Graves.

1.) Vins de Palus wachsen auf der Ebene an denen Ufern der Garonne
und Dordogne, sind von sehr dunkler couleur, auch schwer und herbe,

dern Gnade Gottes zuschrieb. Nachmittags fuhren wir mit obgedachten Marquis de
Benac nach dem hiesigen Ertzbischof Monsieur de Maniban; welcher ein recht gü
tiges und holdseeliges exterieur hat, und uns excessiv höflich empfing, und
ebenfals seine equipage und Tafel währendes unsers Hierseyns anboth. Wir
überreichten den an ihn mithabenden Brief, und wurden zugleich an seine ver
wittibte Schwester, die Comtesse de Clermont, und an deren Tochter
Madame de Montconseil, welche beyde mit in der Archevechée
wohnen, praesentiret. Der Ertzbischof ist zwar, wie leicht zuerachten, der
Constitution zu gethan, und hat im Anfang sich durch eyfrige Rath-Geber zu ein
und andere Härte bewegen laßen, ietzt aber beweiset er sich recht moderat,
und ist in seiner diaeces, welche 500 Kirch=Spiele in sich faßet, von Consti
tutions-troublen nichts zu hören. Die fernere Fahrt gieng nach dem Premier
President au Parlement Monsieur de Berton, da wir ebenfals auf der
Praesentation des Marquis de Benac mit der grösten politesse
empfangen wurden, und endlich den Abend mit einer Spatzier-Fahrt
au Chartron beschloßen. Der Premier President ist ein Special-Freund des
Marechal de Belisle, und so wohl hier, als bey Hofe sehr beliebt, wie denn der König,
als ihm in Martis dieses Jahres sein Haus weg gebrannt, demselben 100000 Livres ge-
schencket, und seine Pension jährlich mit 2000 Livre tournois vermehret hat.

Den 5. Juli

Waren Wir Mittags bey Herr Both zu Gaste, und speyseten in Geseelschaft Monsieur
Angeli eines Englischen= und Monsieur Worck eines Holländischen Negotianten, wie
denn dieses der eigentliche Nahme ist, den die hiesigen reichen, fremden Kauf=
Leute sich bey legen, und denselben anstat des schlechten Kaufmannes Titul
gebrauchen. Die Gelegenheit war bequem, uns von dem hiesigen Commercio
unterrichten zu laßen, welchen Unterricht hier umständlich zu erzählen alzu
weitläuffig, auch denen Lesern vieleicht verdrießlich fallen dürfte. Doch
könte vermuthlich folgende Nachricht von denen Weinen hiesiger Gegenden
angenehm und nützlich seyn.

Die rothen Weine, welche in der Generalitæt von Bordeaux wachsen,
können in drey Haupt=Arten eingetheilet werden, nehmlich 1. Vins de Palus,
2) Vins de Medoc und 3.) Vins de Graves.

1.) Vins de Palus wachsen auf der Ebene an denen Ufern der Garonne
und Dordogne, sind von sehr dunkler couleur, auch schwer und herbe,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/371>, abgerufen am 21.11.2024.