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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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aufs genaueste von der generation des Wurms an, bis auf das ab-
winden und drehen der Seide. Die Plantage von Maulbeer-Bäumen ,
zu alimentierung dieser Würmer ist 2 Stunden von hier, und braucht
man ietzt täglich 5 Wagen vol Blätter. Der Herr Intendant offerirete
von allem schriftlich notitz zu geben, wenn Illustrissimus in Ihrigen der
einst dergleichen veranstalten wollten. Nachdem wir mit ihm in
den Garten zurück kamen, nahmen wir ohne beym Soupee zu bleiben
völligen Abschied, und wurden auf das allerhöflichste und freund-
ligste dimittiret, auch kalte Küche und alle Nothdurfften auf den
Weg angebothen. Indeßen musten wir, derer Lügen haften Hand-
wercks Leute wegen, welche mit der Wagen reparatur noch nicht
fertig waren, noch die Nacht über, und bis auf den

29ten Juni

Nachmittags um 5 Uhr hier zu bringen, da wir endlich unsern
Weg nach Bourdeaux antraten, nachdem wir uns von unserer alten
freundlichen Wirthin en forme beurlaubet. Sie hat mit ihrem noch
Lebenden Man 25 Kinder gehabt und alle großerzogen, davon iezo noch
12 am Leben, und alle recht corpulent und groß sind. Das Abend-
Eßen nahmen wir zu Vivonne einen kleinen Städtgen ein, woselbst
Wir wegen etlicher gebrochenen Schrauben uns ohne dies ein paar Stunden
aufhalten musten. Ein bey dem Eßen aufwartender munterer
Junge gab discoursive zu erkennen, daß er gerne in die Schule gehen
wolle, seine Mutter aber aus Armuth die monatlichen dazu nöthigen
5 Sols nicht aufbringen könne. Er wurde mit einem halbjährigen
Schulgelde und guten Ermahnungen versorget, unser cours aber
die kühle Nacht hindurch fortgesetzet und.

den 30ten Juni

früh zu Ville fagnan Thee getruncken auf den Dorff Saint Cibardeau -
aber Mittags gespeiset, und bis gegen 6 Uhr Abends ausgeruhet. So dann

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aufs genaueste von der generation des Wurms an, bis auf das ab-
winden und drehen der Seide. Die Plantage von Maulbeer-Bäumen ,
zu alimentierung dieser Würmer ist 2 Stunden von hier, und braucht
man ietzt täglich 5 Wagen vol Blätter. Der Herr Intendant offerirete
von allem schriftlich notitz zu geben, wenn Illustrissimus in Ihrigen der
einst dergleichen veranstalten wollten. Nachdem wir mit ihm in
den Garten zurück kamen, nahmen wir ohne beym Soupée zu bleiben
völligen Abschied, und wurden auf das allerhöflichste und freund-
ligste dimittiret, auch kalte Küche und alle Nothdurfften auf den
Weg angebothen. Indeßen musten wir, derer Lügen haften Hand-
wercks Leute wegen, welche mit der Wagen reparatur noch nicht
fertig waren, noch die Nacht über, und bis auf den

29ten Juni

Nachmittags um 5 Uhr hier zu bringen, da wir endlich unsern
Weg nach Bourdeaux antraten, nachdem wir uns von unserer alten
freundlichen Wirthin en forme beurlaubet. Sie hat mit ihrem noch
Lebenden Man 25 Kinder gehabt und alle großerzogen, davon iezo noch
12 am Leben, und alle recht corpulent und groß sind. Das Abend-
Eßen nahmen wir zu Vivonne einen kleinen Städtgen ein, woselbst
Wir wegen etlicher gebrochenen Schrauben uns ohne dies ein paar Stunden
aufhalten musten. Ein bey dem Eßen aufwartender munterer
Junge gab discoursive zu erkennen, daß er gerne in die Schule gehen
wolle, seine Mutter aber aus Armuth die monatlichen dazu nöthigen
5 Sols nicht aufbringen könne. Er wurde mit einem halbjährigen
Schulgelde und guten Ermahnungen versorget, unser cours aber
die kühle Nacht hindurch fortgesetzet und.

den 30ten Juni

früh zu Ville fagnan Theé getruncken auf den Dorff Saint Cibardeau -
aber Mittags gespeiset, und bis gegen 6 Uhr Abends ausgeruhet. So dann

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[0366] 176 aufs genaueste von der generation des Wurms an, bis auf das ab- winden und drehen der Seide. Die Plantage von Maulbeer-Bäumen , zu alimentierung dieser Würmer ist 2 Stunden von hier, und braucht man ietzt täglich 5 Wagen vol Blätter. Der Hl. Intendant offerirete von allem schriftl~ notitz zu geben, wenn Illmus in Ihrigen der einst dergleichen veranstalten wollten. Nachdem wir mit ihm in den Garten zurück kamen, nahmen wir ohne beym Soupée zu bleiben völligen Abschied, und wurden auf das allerhöflichste und freund- ligste dimittiret, auch kalte Küche und alle Nothdurfften auf den Weg angebothen. Indeßen musten wir, derer Lügen haften Hand- wercks Leute wegen, welche mit der Wagen reparatur noch nicht fertig waren, noch die Nacht über, und bis auf den 29ten Jun. Nachmittags um 5 Uhr hier zu bringen, da wir endlich unsern Weg nach Bourdeaux antraten, nachdem wir uns von unserer alten freundlichen Wirthin en forme beurlaubet. Sie hat mit ihrem noch Lebenden Man 25 Kinder gehabt und alle großerzogen, davon iezo noch 12 am Leben, und alle recht corpulent und groß sind. Das Abend- Eßen nahmen wir zu Vivonne einen kleinen Städtgen ein, woselbst Wir wegen etlicher gebrochenen Schrauben uns ohne dies ein paar Stunden aufhalten musten. Ein bey dem Eßen aufwartender munterer Junge gab discoursive zu erkennen, daß er gerne in die Schule gehen wolle, seine Mutter aber aus Armuth die monatlichen dazu nöthigen 5 Sols nicht aufbringen könne. Er wurde mit einem halbjährigen Schulgelde und guten Ermahnungen versorget, unser cours aber die kühle Nacht hindurch fortgesetzet und. den 30ten Jun. früh zu Ville fagnan Theé getruncken auf den Dorff S. Cibardeau - aber Mittags gespeiset, und bis gegen 6 Uhr Abends ausgeruhet. So dann

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/366>, abgerufen am 21.12.2024.