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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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nach der Stadt, der andere nach der Feld Seite zu, in deren iedweder sich ein planum
inc-linatum oder solche Treppe befindet, auf welcher man unten von dem Fuß des
Berges bis oben in den Schloß Platz fahren und reiten kan. Die Gewölbeten Schwieb=
Bogen, welche besagte Windel oder Schlangen=Treppe soucteniren, sind vortrefflich
schön, und so neu und Solide, als ob die vor weniger Zeit gemacht wären. In Krieges
Läufften aber, hat man aus diesen beyden Treppen ein Stück des Gewölbes mit
Fleiß eingeschlagen, um alle Surprise zu verhüthen, und die passage abzu-
schneiden. Mittags speiseten wir zu Loches einem schlechten Städtgen,
deßen Berg-Schloß aber ehemals eine imprenable Vestung gewesen.
Die alten Grafen von Anjou haben es erbauet, oder vielmehr erweitert, weil
der große viereckete Thurm, welchen man mit Erstaunen ansiehet, und
der vor ein altes Römisches Gebäude gehalten wird damals schon hier gestanden
die Soauteras sind 3 fach übereinander, und findet sich in den öbersten
dasjenige Gewölbe mit einem Fenster, darin Ludewig der XI dem Hertzog von
Meyland
, Ludevicum Sforzia 10 Jahre gefangen gehalten, bis er gestorben.
Zu seinem Amusement hat der gefangene das gantze Gewölbe mit roth
schwartzer Farbe beschrieben, auch zweymahl seinen Kopf mit einem casquet
hinein gemahlet. Aus diesem Soauterains soll ein unterirdischer Gang 4
Meilen weit unter der Erde weg gehen, welche communication veruhr sachet,
daß in alten Zeiten die Engelländer dieses Schloß 7. Jahre vergeblich belagert.
In einen großen Thurm, welcher eine vortreffliche mit quader Stücken belegte
platte forme hat, befinden sich 2 Käfige, oder bewegliche Cabinetter von sehr
starken eichenen Latten, mit Eisen durchaus beschlagen, in denen eines Louis XI den
Cardinal Balue, Bischoff von Angers einsperren lassen. Louis XIV. hat in der
Zeit des Spanischen Successions-Krieges 600 gefangene Engelländer, Hollän
der und Teutsche hier verwahren lassen, von welchen in denen großen Behält
nüßen derer Thürme unzählige Schnitz-Wercke und Schrifften an denen Mau-
ern zu sehen sind. Charles VII. welcher diese alte Vestung sehr erweitert
hat eine Collegiat Kirche von 12 Canonicis und 12 Diaconius hierher
gestifftet. In dem Chor derselben lieget dieses Königes bekante maitresse
die schöne Agnes begraben. Ihr Grabmahl ist von schwartzen mamor,
und liegt sie in weiß alabaster gehauen darauf ausgestreckt. Zu ihren
Füßen liegen 2 Widder, und neben ihrem Kopf 2 Engel, welche ihr ins Gesicht sehen

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nach der Stadt, der andere nach der Feld Seite zu, in deren iedweder sich ein planum
inc-linatum oder solche Treppe befindet, auf welcher man unten von dem Fuß des
Berges bis oben in den Schloß Platz fahren und reiten kan. Die Gewölbeten Schwieb=
Bogen, welche besagte Windel oder Schlangen=Treppe soucteniren, sind vortrefflich
schön, und so neu und Solide, als ob die vor weniger Zeit gemacht wären. In Krieges
Läufften aber, hat man aus diesen beyden Treppen ein Stück des Gewölbes mit
Fleiß eingeschlagen, um alle Surprise zu verhüthen, und die passage abzu-
schneiden. Mittags speiseten wir zu Loches einem schlechten Städtgen,
deßen Berg-Schloß aber ehemals eine imprenable Vestung gewesen.
Die alten Grafen von Anjou haben es erbauet, oder vielmehr erweitert, weil
der große viereckete Thurm, welchen man mit Erstaunen ansiehet, und
der vor ein altes Römisches Gebäude gehalten wird damals schon hier gestanden
die Soûteras sind 3 fach übereinander, und findet sich in den öbersten
dasjenige Gewölbe mit einem Fenster, darin Ludewig der XI dem Hertzog von
Meyland
, Ludevicum Sforzia 10 Jahre gefangen gehalten, bis er gestorben.
Zu seinem Amusement hat der gefangene das gantze Gewölbe mit roth
schwartzer Farbe beschrieben, auch zweymahl seinen Kopf mit einem casquet
hinein gemahlet. Aus diesem Soûterains soll ein unterirdischer Gang 4
Meilen weit unter der Erde weg gehen, welche communication veruhr sachet,
daß in alten Zeiten die Engelländer dieses Schloß 7. Jahre vergeblich belagert.
In einen großen Thurm, welcher eine vortreffliche mit quader Stücken belegte
platte forme hat, befinden sich 2 Käfige, oder bewegliche Cabinetter von sehr
starken eichenen Latten, mit Eisen durchaus beschlagen, in denen eines Louis XI den
Cardinal Balue, Bischoff von Angers einsperren lassen. Louis XIV. hat in der
Zeit des Spanischen Successions-Krieges 600 gefangene Engelländer, Hollän
der und Teutsche hier verwahren lassen, von welchen in denen großen Behält
nüßen derer Thürme unzählige Schnitz-Wercke und Schrifften an denen Mau-
ern zu sehen sind. Charles VII. welcher diese alte Vestung sehr erweitert
hat eine Collegiat Kirche von 12 Canonicis und 12 Diaconius hierher
gestifftet. In dem Chor derselben lieget dieses Königes bekante maitresse
die schöne Agnes begraben. Ihr Grabmahl ist von schwartzen mamor,
und liegt sie in weiß alabaster gehauen darauf ausgestreckt. Zu ihren
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[0360] 173 nach der Stadt, der andere nach der Feld Seite zu, in deren iedweder sich ein planum inc-linatum oder solche Treppe befindet, auf welcher man unten von dem Fuß des Berges bis oben in den Schloß Platz fahren und reiten kan. Die Gewölbeten Schwieb= Bogen, welche besagte Windel oder Schlangen=Treppe soucteniren, sind vortrefflich schön, und so neu und Solide, als ob die vor weniger Zeit gemacht wären. In Krieges Läufften aber, hat man aus diesen beyden Treppen ein Stück des Gewölbes mit Fleiß eingeschlagen, um alle Surprise zu verhüthen, und die passage abzu- schneiden. Mittags speiseten wir zu Loches einem schlechten Städtgen, deßen Berg-Schloß aber ehemals eine imprenable Vestung gewesen. Die alten Grafen von Anjou haben es erbauet, oder vielmehr erweitert, weil der große viereckete Thurm, welchen man mit Erstaunen ansiehet, und der vor ein altes Römisches Gebäude gehalten wird damals schon hier gestanden die Soûteras sind 3 fach übereinander, und findet sich in den öbersten dasjenige Gewölbe mit einem Fenster, darin Ludewig der XI dem Hertzog von Meyland, Ludevicum Sforzia 10 Jahre gefangen gehalten, bis er gestorben. Zu seinem Amusement hat der gefangene das gantze Gewölbe mit roth schwartzer Farbe beschrieben, auch zweymahl seinen Kopf mit einem casquet hinein gemahlet. Aus diesem Soûterains soll ein unterirdischer Gang 4 Meilen weit unter der Erde weg gehen, welche communication veruhr sachet, daß in alten Zeiten die Engelländer dieses Schloß 7. Jahre vergeblich belagert. In einen großen Thurm, welcher eine vortreffliche mit quader Stücken belegte platte forme hat, befinden sich 2 Käfige, oder bewegliche Cabinetter von sehr starken eichenen Latten, mit Eisen durchaus beschlagen, in denen eines Louis XI den Cardinal Balue, Bischoff von Angers einsperren lassen. Louis XIV. hat in der Zeit des Spanischen Successions-Krieges 600 gefangene Engelländer, Hollän der und Teutsche hier verwahren lassen, von welchen in denen großen Behält nüßen derer Thürme unzählige Schnitz-Wercke und Schrifften an denen Mau- ern zu sehen sind. Charles VII. welcher diese alte Vestung sehr erweitert hat eine Collegiat Kirche von 12 Canonicis und 12 Diaconius hierher gestifftet. In dem Chor derselben lieget dieses Königes bekante maitresse die schöne Agnes begraben. Ihr Grabmahl ist von schwartzen mamor, und liegt sie in weiß alabaster gehauen darauf ausgestreckt. Zu ihren Füßen liegen 2 Widder, und neben ihrem Kopf 2 Engel, welche ihr ins Gesicht sehen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/360>, abgerufen am 24.11.2024.