Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].158 nicht groß, aber an sich auch nicht klein, und an Statuenund Waßer-Wercken kein Mangel, sonderlich aber ein quartier angenehm, woselbst unter einer etwas abhängig gelegenen plantage von schattigten Bäumen der Rasen mit mancherley von Bley gemachten Waßerläuffen und kleinen cascaden dergestalt durchschnitten ist, daß das Waßer nicht nur ein sanftes und liebliches Geräusch, sondern auch denen an diesem Ort sich aufhaltenden eine angenehme Erfrischung verursachet. Unsere fernere Tour gieng von hier nach der Königlichen menagerie, woselbst das von Mansard erbauete Wohn-Gebäude zwar sehr compendieus, aber die Eintheilung der kleinen Zimmer und cabinetter desto charmanter und properer ist. Der vor diesem Gebäude gelegene Hof ist mit geheimen vexir-Waßern angefüllet, und man gehet durch denselben zu denen Höfen und Be- hältnißen derer frembden Thiere, von denen wir nur folgende hier anmercken wollen. 1) Eine große Menge allerley Americanischer und anderer See-Vögel, deren mannigfaltiges Geschrey eine sehr bizarre vocal music machet. 2) Ein paar Straußen. 3) Egyptische sehr große Gänse, welche auf dem Schnabel zu Ende des Kopfs eine starcke gelb röthliche excrescentz haben und den Bauch fast auf der Erde schleppen. 4) Ein brauner ziemlich großer Adler. 5) Ein barbarischer Ochse mit einer dergleichen Kuh, sehr fett und starck, von schwartz brauner Farbe mit breiten und platten fast an dem Halse liegenden Hörnern. 6.) Zwey Büffel- Ochsen, fast von der Braunen couleur wie umbra mit zottelichen Bärten, und ziemlich hoch, aber nicht lang von Leibe. 7) Ein Indianischer Hirsch, weiß von Farbe und fast auf Tieger-Art gefleckt. 8.) Ein Löwe, der aber so faul war, daß er, unsers stockerns und ruffens ohngeachtet, nicht aufstehen wolte. 9.) Ein 158 nicht groß, aber an sich auch nicht klein, und an Statuenund Waßer-Wercken kein Mangel, sonderlich aber ein quartier angenehm, woselbst unter einer etwas abhängig gelegenen plantage von schattigten Bäumen der Rasen mit mancherley von Bley gemachten Waßerläuffen und kleinen cascaden dergestalt durchschnitten ist, daß das Waßer nicht nur ein sanftes und liebliches Geräusch, sondern auch denen an diesem Ort sich aufhaltenden eine angenehme Erfrischung verursachet. Unsere fernere Tour gieng von hier nach der Königlichen menagerie, woselbst das von Mansard erbauete Wohn-Gebäude zwar sehr compendieus, aber die Eintheilung der kleinen Zimmer und cabinetter desto charmanter und properer ist. Der vor diesem Gebäude gelegene Hof ist mit geheimen vexir-Waßern angefüllet, und man gehet durch denselben zu denen Höfen und Be- hältnißen derer frembden Thiere, von denen wir nur folgende hier anmercken wollen. 1) Eine große Menge allerley Americanischer und anderer See-Vögel, deren mannigfaltiges Geschrey eine sehr bizarre vocal music machet. 2) Ein paar Straußen. 3) Egyptische sehr große Gänse, welche auf dem Schnabel zu Ende des Kopfs eine starcke gelb röthliche excrescentz haben und den Bauch fast auf der Erde schleppen. 4) Ein brauner ziemlich großer Adler. 5) Ein barbarischer Ochse mit einer dergleichen Kuh, sehr fett und starck, von schwartz brauner Farbe mit breiten und platten fast an dem Halse liegenden Hörnern. 6.) Zwey Büffel- Ochsen, fast von der Braunen couleur wie umbra mit zottelichen Bärten, und ziemlich hoch, aber nicht lang von Leibe. 7) Ein Indianischer Hirsch, weiß von Farbe und fast auf Tieger-Art gefleckt. 8.) 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nicht groß, aber an sich auch nicht klein, und an Statuen
und Waßer-Wercken kein Mangel, sonderlich aber ein
quartier angenehm, woselbst unter einer etwas abhängig
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mit mancherley von Bley gemachten Waßerläuffen
und kleinen cascaden dergestalt durchschnitten ist, daß
das Waßer nicht nur ein sanftes und liebliches Geräusch,
sondern auch denen an diesem Ort sich aufhaltenden
eine angenehme Erfrischung verursachet. Unsere
fernere Tour gieng von hier nach der Königl: menagerie,
woselbst das von Mansard erbauete Wohn-Gebäude
zwar sehr compendieus, aber die Eintheilung der
kleinen Zimmer und cabinetter desto charmanter
und properer ist. Der vor diesem Gebäude gelegene
Hof ist mit geheimen vexir-Waßern angefüllet, und
man gehet durch denselben zu denen Höfen und Be-
hältnißen derer frembden Thiere, von denen wir
nur folgende hier anmercken wollen. 1) Eine
große Menge allerley Americanischer und anderer
See-Vögel, deren mannigfaltiges Geschrey eine
sehr bizarre vocal music machet. 2) Ein paar
Straußen. 3) Egyptische sehr große Gänse, welche
auf dem Schnabel zu Ende des Kopfs eine starcke
gelb röthliche excrescentz haben und den Bauch fast
auf der Erde schleppen. 4) Ein brauner ziemlich
großer Adler. 5) Ein barbarischer Ochse mit einer
dergleichen Kuh, sehr fett und starck, von schwartz
brauner Farbe mit breiten und platten fast an
dem Halse liegenden Hörnern. 6.) Zwey Büffel-
Ochsen, fast von der Braunen couleur wie umbra
mit zottelichen Bärten, und ziemlich hoch, aber nicht
lang von Leibe. 7) Ein Indianischer Hirsch, weiß
von Farbe und fast auf Tieger-Art gefleckt. 8.) Ein
Löwe, der aber so faul war, daß er, unsers stockerns
und ruffens ohngeachtet, nicht aufstehen wolte. 9.) Ein
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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