Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].153 Nummer 34Den 28 May Aus dem heutigen Ewangelio wurde gehandelt von der Wieder- Nachmittags wurden wir von dem Parlaments-Rath Monsieur Den 29 May Wurde der Duc de Bouillon besuchet, welcher wegen eines 153 Nummer 34Den 28 May Aus dem heutigen Ewangelio wurde gehandelt von der Wieder- Nachmittags wurden wir von dem Parlaments-Rath Monsieur Den 29 May Wurde der Duc de Bouillon besuchet, welcher wegen eines <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <pb facs="#f0320"/> <fw type="folNum" place="top">153</fw><lb/> <metamark><choice><abbr>N<hi rendition="#smaller"><hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">o</hi></hi></hi></abbr><expan>Nummer</expan></choice> 34</metamark><lb/> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 28 Ma<unclear reason="covered">y</unclear></head><lb/> <p> Aus dem heutigen <name type="artificialWork" xml:id="TidB12188" corresp="register.xml#regID_41.lemID_12271">Ewangelio</name> wurde gehandelt von der Wieder-<lb/> geburt, und gezeiget 1) deren Natur und Beschaffenheit 2) deren<lb/> Eigenschaften. In der application wurden die Kennzeichen<lb/> eines Wiedergebohrenen zur Prüfung gantz kurtz dargeleget,<lb/> und schiene dismal der gantze Vortrag mehr Systematisch,<lb/> als Biblisch und practisch zu seyn. Nach der Predigt hielten<lb/> wir uns bey dem <choice><abbr>Dähnil:</abbr><expan>Dähnischen</expan></choice> <persName xml:id="TidB770" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10247">Minister</persName> noch eine gute Zeit im<lb/> Cabinet auf, und wurden folgende particularia erzehlet,<lb/> 1) es habe ein Feld-Prediger nach der Eroberung <placeName xml:id="TidB769" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10320">Glogau</placeName> eine<lb/> Danck-Predigt gehalten und dazu den Text aus <name type="artificialWork" xml:id="TidB3045" corresp="register.xml#regID_41.lemID_10882">1 <choice><abbr>Maccab.</abbr><expan>Makkabäer</expan></choice> 15<lb/> 4 33, 34, 35</name> genommen. 2) es solle eine medaille in <placeName xml:id="TidB771" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10321">Holland</placeName><lb/> seyn geschlagen worden, auf deren einer Seite stehe: es<lb/> ist Krieg und ist auch keiner, das weiß Gott, ich, und noch einer;<lb/> auf der andern Seite praesentire sich das Brust-Bild des K<persName xml:id="TidB772" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10088" ref="http://d-nb.info/gnd/118535749">önigs<lb/> in Preußen</persName>, mit der Beyschrift:<lb/><placeName xml:id="TidB773" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10322">Sachsen</placeName> bin ich au<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">f</add></subst> gewachsen.</p><lb/> <p> Nachmittags wurden wir von dem Parlaments-Rath <persName xml:id="TidB775" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10271"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice><lb/> de Menin</persName> besuchet. Er gab in litterariis manche nützliche<lb/> Nachrichten, und meldete hiernächst daß die resolvirte Ver-<lb/> mehrung der <choice><abbr>Frantzöl:</abbr><expan>Frantzösischen</expan></choice> Truppen, welche 34/m Mann aus-<lb/> tragen würde, einen Effect dererjenigen Relationen<lb/> sey, welche der <persName xml:id="TidB777" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10323" ref="http://d-nb.info/gnd/118655159">Marechal de Bellisle</persName> anhero erstattet<lb/> habe. 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Beyläufig erzehlte er von dem Ernst des <persName xml:id="TidB788" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10327" ref="http://d-nb.info/gnd/118532464"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice><lb/> Fenelon</persName>, die eingerißenen Misbräuche abzuthun, folgende<lb/> Geschichte: Es sey in der Cambrayischen Dioeces eine uralte </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0320]
153
No 34
Den 28 May
Aus dem heutigen Ewangelio wurde gehandelt von der Wieder-
geburt, und gezeiget 1) deren Natur und Beschaffenheit 2) deren
Eigenschaften. In der application wurden die Kennzeichen
eines Wiedergebohrenen zur Prüfung gantz kurtz dargeleget,
und schiene dismal der gantze Vortrag mehr Systematisch,
als Biblisch und practisch zu seyn. Nach der Predigt hielten
wir uns bey dem Dähnil: Minister noch eine gute Zeit im
Cabinet auf, und wurden folgende particularia erzehlet,
1) es habe ein Feld-Prediger nach der Eroberung Glogau eine
Danck-Predigt gehalten und dazu den Text aus 1 Maccab. 15
4 33, 34, 35 genommen. 2) es solle eine medaille in Holland
seyn geschlagen worden, auf deren einer Seite stehe: es
ist Krieg und ist auch keiner, das weiß Gott, ich, und noch einer;
auf der andern Seite praesentire sich das Brust-Bild des Königs
in Preußen, mit der Beyschrift:
Sachsen bin ich auf gewachsen.
Nachmittags wurden wir von dem Parlaments-Rath Mr.
de Menin besuchet. Er gab in litterariis manche nützliche
Nachrichten, und meldete hiernächst daß die resolvirte Ver-
mehrung der Frantzöl: Truppen, welche 34/m Mann aus-
tragen würde, einen Effect dererjenigen Relationen
sey, welche der Marechal de Bellisle anhero erstattet
habe. Ubrigens sind wir heute weiter nicht auskommen,
sondern haben das Gedächtniß des hochseel: Xten Hln durch
Lesung dero Leichen-Predigt und Lebens Laufs gefeyert.
Den 29 May
Wurde der Duc de Bouillon besuchet, welcher wegen eines
Anstoßes vom Fieber im Bette lag; weil wir nun den
prince de Turenne, Mr. de la Lande und Mr. de Ramsay
bey ihm antrafen, so machten wir mit dem letztern
parti, den Nachmittag in seiner Gesellschaft anzuwenden,
und fuhren mit ihm au Cours, stiegen auch in dem Gar-
ten des Hotel d'Evreux ab und passirten die Zeit bis
auf den späten Abend mit sehr wichtigen und nützlichen
Gesprächen. Beyläufig erzehlte er von dem Ernst des Mr.
Fenelon, die eingerißenen Misbräuche abzuthun, folgende
Geschichte: Es sey in der Cambrayischen Dioeces eine uralte
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Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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