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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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es die ordentliche Tages-Geschäfte zuließen, statteten wir
bey dem Printzen die Condolentz ab, und sprachen auch dem
Monsieur de Ramsay ein Trost-Wort zu, weil er den Duc immer als
eine gute Stütze bey der education des prince de Turenne ange-
sehen und ihn also der Verlust affligiret. Wegen ferner ab-
zustattender Condolentzen ließen wir uns in dem Mont-
brunischen Hause
Raths erholen, und erfuhren beyläuffig,
daß, als der Duc schon in extremis gewesen, man auf
Anrathen des Duc d'Orleans und Gutbefinden derer Medico-
rum die Füße in warm Waßer gesetzt, weil Exempel
seyn sollen, daß Blatter-Patienten sich dadurch auf einmal
recolligiret. Der Effect ist dismal aber nicht erfolget
und der Patient im Waßer verschieden. Sonst wurden
heute in Begleitung des Dähnischen Legations-Secretarii,
welcher auf Mittags bey uns gespeiset, mancherley Waaren
hin und wieder aufgesuchet und Comissiones bestellet,
Abends aber noch die Post-Briefe nach Möglichkeit expe-
diret.

Den 25 May.

Früh besuchte Illmum der Heßische Minister Herr von Böhmer
und ersuchte dieselben um Einschließung eines Briefs
an den Herr Graf von Seckendorf, eine alte Foderung
an das Haus Sachsen Hildburghausen betreffend. Nachmittags
fuhren wir 1) nach der princesse de Bouillon 2) dem
Comte d'Evreux und 3) dem Duc de Bouillon, um
an diesen Orten die Condolentz wegen des schon er-
wehnten Todes-Falls abzustatten, konten aber, weil
der Comte d'Evreux sich zu Minderung des Chagrins
aufs Land begeben, nur an dem letztern Orte vorkommen,
woselbst wir auch die princessin nebst ihrem Frauen-
Zimmer und den Duc im Bette unpäßlich antrafen.
Alles war sehr niedergeschlagen und wurde die Condo-
lentz gantz ungemein wohl aufgenommen, und vor Illustrissimi
attachement an das Haus höchst verbindlich gedancket. So
viel überdiß zu vernehmen war, hat der König über
die 3 Chargen des verstorbenen Ducs, welcher Gouverneur

es die ordentliche Tages-Geschäfte zuließen, statteten wir
bey dem Printzen die Condolentz ab, und sprachen auch dem
Monsieur de Ramsay ein Trost-Wort zu, weil er den Duc immer als
eine gute Stütze bey der education des prince de Turenne ange-
sehen und ihn also der Verlust affligiret. Wegen ferner ab-
zustattender Condolentzen ließen wir uns in dem Mont-
brunischen Hause
Raths erholen, und erfuhren beyläuffig,
daß, als der Duc schon in extremis gewesen, man auf
Anrathen des Duc d'Orleans und Gutbefinden derer Medico-
rum die Füße in warm Waßer gesetzt, weil Exempel
seyn sollen, daß Blatter-Patienten sich dadurch auf einmal
recolligiret. Der Effect ist dismal aber nicht erfolget
und der Patient im Waßer verschieden. Sonst wurden
heute in Begleitung des Dähnischen Legations-Secretarii,
welcher auf Mittags bey uns gespeiset, mancherley Waaren
hin und wieder aufgesuchet und Comissiones bestellet,
Abends aber noch die Post-Briefe nach Möglichkeit expe-
diret.

Den 25 May.

Früh besuchte Illmum der Heßische Minister Herr von Böhmer
und ersuchte dieselben um Einschließung eines Briefs
an den Herr Graf von Seckendorf, eine alte Foderung
an das Haus Sachsen Hildburghausen betreffend. Nachmittags
fuhren wir 1) nach der princesse de Bouillon 2) dem
Comte d'Evreux und 3) dem Duc de Bouillon, um
an diesen Orten die Condolentz wegen des schon er-
wehnten Todes-Falls abzustatten, konten aber, weil
der Comte d'Evreux sich zu Minderung des Chagrins
aufs Land begeben, nur an dem letztern Orte vorkommen,
woselbst wir auch die princessin nebst ihrem Frauen-
Zimmer und den Duc im Bette unpäßlich antrafen.
Alles war sehr niedergeschlagen und wurde die Condo-
lentz gantz ungemein wohl aufgenommen, und vor Illustrissimi
attachement an das Haus höchst verbindlich gedancket. So
viel überdiß zu vernehmen war, hat der König über
die 3 Chargen des verstorbenen Ducs, welcher Gouverneur

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[0317] es die ordentl: Tages-Geschäfte zuließen, statteten wir bey dem Printzen die Condolentz ab, und sprachen auch dem Mr. de Ramsay ein Trost-Wort zu, weil er den Duc immer als eine gute Stütze bey der education des prince de Turenne ange- sehen und ihn also der Verlust affligiret. Wegen ferner ab- zustattender Condolentzen ließen wir uns in dem Mont- brunischen Hause Raths erholen, und erfuhren beyläuffig, daß, als der Duc schon in extremis gewesen, man auf Anrathen des Duc d'Orleans und Gutbefinden derer Medico- rum die Füße in warm Waßer gesetzt, weil Exempel seyn sollen, daß Blatter-Patienten sich dadurch auf einmal recolligiret. Der Effect ist dismal aber nicht erfolget und der Patient im Waßer verschieden. Sonst wurden heute in Begleitung des Dähnischen Legations-Secretarii, welcher auf Mittags bey uns gespeiset, mancherley Waaren hin und wieder aufgesuchet und Comissiones bestellet, Abends aber noch die Post-Briefe nach Möglichkeit expe- diret. Den 25 May. Früh besuchte Illmum der Heßische Minister H. v. Böhmer und ersuchte dieselben um Einschließung eines Briefs an den H. Graf von Seckendorf, eine alte Foderung an das Haus Sachsen Hildburghausen betreffend. Nachmittags fuhren wir 1) nach der princesse de Bouillon 2) dem Comte d'Evreux und 3) dem Duc de Bouillon, um an diesen Orten die Condolentz wegen des schon er- wehnten Todes-Falls abzustatten, konten aber, weil der Comte d'Evreux sich zu Minderung des Chagrins aufs Land begeben, nur an dem letztern Orte vorkommen, woselbst wir auch die princessin nebst ihrem Frauen- Zimmer und den Duc im Bette unpäßlich antrafen. Alles war sehr niedergeschlagen und wurde die Condo- lentz gantz ungemein wohl aufgenommen, und vor Illmi attachement an das Haus höchst verbindlich gedancket. So viel überdiß zu vernehmen war, hat der König über die 3 Chargen des verstorbenen Ducs, welcher Gouverneur

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/317>, abgerufen am 21.11.2024.