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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Nummer 32.
Den 14 May.

Früh ließ der Duc de Bouillon durch einen Cammer-Diener melden,
daß er Illmum nicht auf dem hiebevor gemeldeten Land-Hause, sondern
allhier a l'hotel d'Auvergne zu bewirthen die Ehre haben würde. In
der heutigen Predigt wurde vorgestellet der Haß der Welt-Kinder
gegen die Gläubigen, 1) woher er entstehe und 2) worinn er
bestehe. Die invitation des Dänische Gesandten zur Mittags Mahl-
zeit musten wir, wegen des Engagements bey dem Duc de Bouillon
vor dismal abschlagen, besuchten also zuförderst en passant den
Monsieur de Ramsay, welcher seine indifferentz, nach göttlichem Willen zu
leben oder zu sterben, mit wenig Worten zu erkennen gab,
und verfügten uns sodann nach schon besagtem Hotel d'Auvergne,
trafen aber den Duc de Bouillon noch über der Toilette an. Die
übrige meist schon versammlete Gesellschaft waren folgende Personen:
die princesse de Bouillon mit ihrer Hofmeisterin und ihrem Fräu-
lein
, Madame Tibouville deren Mann ein Regiement hat, Ma-
demoiselle de Charleval
, der prince de Turenne mit Mr. de la
Lande
, der Duc de Valentinois mit seinem Sohn dem Comte de
Matignon
, der Comte de Ventimille des hiesigen Ertz-Bischofs Neven
und der Marquis de Montbrun. Vor der Tafel wurde eine Prome-
nade in den am Hause gelegenen Garten gemacht, und sprach
man mit der princesse de Bouillon von ihrem Closter-Leben,
welches weiter in nichts geniret ist, als daß sie Abends um
8 Uhr zu Hause seyn und sowol chapeaus als Dames hinter
der Grille sprechen muß, außer wenn in Ansehung der letztern
von der Superiorin des Closters, permission erlanget wird. Die
Tafel wurde mit 3 Abhüben und dem Confect gantz reichlich ser-
viret, und nach Tische besahe die gantze Gesellschaft die appartemens
der oben Etage, [unleserliches Material]und darinn das von Rigant gemahlte Bild
des Cardinals de Bouillon, in Lebens-Größe auf einem
Stuhl sitzend, und den verguldten Hammer, damit er die porta
Sancta auf dem Jubitaer zu Rom
eröffnet, in der Hand haltend.
Neben ihm stehen seine 2 Nevens, davon einer der ietzige
Duc de Bouillon ist, in Gestalt zweyer geniorum. Es fand
sich auch der Marechal de Duras, desgl: ein abgelebter Be-
dienter des Hauses Bouillon
ein, welcher noch von dem Hause
6000 Livres pension [unleserliches Material]genießet, und als ein Knabe von 10 Jahren den großen
Turenne
gekannt hat. Wie er denn eine Historie erzehlete, daß
dieser General, als er mit denen Königl: Trouppen Lothringen
occupiret, ihn aus den Händen seines Oncles, eines dortigen

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Nummer 32.
Den 14 May.

Früh ließ der Duc de Bouillon durch einen Cammer-Diener melden,
daß er Illmum nicht auf dem hiebevor gemeldeten Land-Hause, sondern
allhier à l'hotel d'Auvergne zu bewirthen die Ehre haben würde. In
der heutigen Predigt wurde vorgestellet der Haß der Welt-Kinder
gegen die Gläubigen, 1) woher er entstehe und 2) worinn er
bestehe. Die invitation des Dänische Gesandten zur Mittags Mahl-
zeit musten wir, wegen des Engagements bey dem Duc de Bouillon
vor dismal abschlagen, besuchten also zuförderst en passant den
Monsieur de Ramsay, welcher seine indifferentz, nach göttlichem Willen zu
leben oder zu sterben, mit wenig Worten zu erkennen gab,
und verfügten uns sodann nach schon besagtem Hotel d'Auvergne,
trafen aber den Duc de Bouillon noch über der Toilette an. Die
übrige meist schon versammlete Gesellschaft waren folgende Personen:
die princesse de Bouillon mit ihrer Hofmeisterin und ihrem Fräu-
lein
, Madame Tibouville deren Mann ein Regiement hat, Ma-
demoiselle de Charleval
, der prince de Turenne mit Mr. de la
Lande
, der Duc de Valentinois mit seinem Sohn dem Comte de
Matignon
, der Comte de Ventimille des hiesigen Ertz-Bischofs Neven
und der Marquis de Montbrun. Vor der Tafel wurde eine Prome-
nade in den am Hause gelegenen Garten gemacht, und sprach
man mit der princesse de Bouillon von ihrem Closter-Leben,
welches weiter in nichts geniret ist, als daß sie Abends um
8 Uhr zu Hause seyn und sowol chapeaus als Dames hinter
der Grille sprechen muß, außer wenn in Ansehung der letztern
von der Superiorin des Closters, permission erlanget wird. Die
Tafel wurde mit 3 Abhüben und dem Confect gantz reichlich ser-
viret, und nach Tische besahe die gantze Gesellschaft die appartemens
der oben Etage, [unleserliches Material]und darinn das von Rigant gemahlte Bild
des Cardinals de Bouillon, in Lebens-Größe auf einem
Stuhl sitzend, und den verguldten Hammer, damit er die porta
Sancta auf dem Jubitaer zu Rom
eröffnet, in der Hand haltend.
Neben ihm stehen seine 2 Nevens, davon einer der ietzige
Duc de Bouillon ist, in Gestalt zweyer geniorum. Es fand
sich auch der Marechal de Duras, desgl: ein abgelebter Be-
dienter des Hauses Bouillon
ein, welcher noch von dem Hause
6000 Livres pension [unleserliches Material]genießet, und als ein Knabe von 10 Jahren den großen
Turenne
gekannt hat. Wie er denn eine Historie erzehlete, daß
dieser General, als er mit denen Königl: Trouppen Lothringen
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[0302] 144 No 32. Den 14 May. Früh ließ der Duc de Bouillon durch einen Cammer-Diener melden, daß er Illmum nicht auf dem hiebevor gemeldeten Land-Hause, sondern allhier à l'hotel d'Auvergne zu bewirthen die Ehre haben würde. In der heutigen Predigt wurde vorgestellet der Haß der Welt-Kinder gegen die Gläubigen, 1) woher er entstehe und 2) worinn er bestehe. Die invitation des Dähnil: Gesandten zur Mittags Mahl- zeit musten wir, wegen des Engagements bey dem Duc de Bouillon vor dismal abschlagen, besuchten also zuförderst en passant den Mr. de Ramsay, welcher seine indifferentz, nach göttl: Willen zu leben oder zu sterben, mit wenig Worten zu erkennen gab, und verfügten uns sodann nach schon besagtem Hotel d'Auvergne, trafen aber den Duc de Bouillon noch über der Toilette an. Die übrige meist schon versammlete Gesellschaft waren folgende Personen: die princesse de Bouillon mit ihrer Hofmeisterin und ihrem Fräu- lein, Madame Tibouville deren Mann ein Regiement hat, Ma- demoiselle de Charleval, der prince de Turenne mit Mr. de la Lande, der Duc de Valentinois mit seinem Sohn dem Comte de Matignon, der Comte de Ventimille des hiesigen Ertz-Bischofs Neven und der Marquis de Montbrun. Vor der Tafel wurde eine Prome- nade in den am Hause gelegenen Garten gemacht, und sprach man mit der princesse de Bouillon von ihrem Closter-Leben, welches weiter in nichts geniret ist, als daß sie Abends um 8 Uhr zu Hause seyn und sowol chapeaus als Dames hinter der Grille sprechen muß, außer wenn in Ansehung der letztern von der Superiorin des Closters, permission erlanget wird. Die Tafel wurde mit 3 Abhüben und dem Confect gantz reichlich ser- viret, und nach Tische besahe die gantze Gesellschaft die appartemens der oben Etage, und darinn das von Rigant gemahlte Bild des Cardinals de Bouillon, in Lebens-Größe auf einem Stuhl sitzend, und den verguldten Hammer, damit er die porta Sancta auf dem Jubitaer zu Rom eröffnet, in der Hand haltend. Neben ihm stehen seine 2 Nevens, davon einer der ietzige Duc de Bouillon ist, in Gestalt zweyer geniorum. Es fand sich auch der Marechal de Duras, desgl: ein abgelebter Be- dienter des Hauses Bouillon ein, welcher noch von dem Hause 6000 Lv pension genießet, und als ein Knabe von 10 Jahren den großen Turenne gekannt hat. Wie er denn eine Historie erzehlete, daß dieser General, als er mit denen Königl: Trouppen Lothringen occupiret, ihn aus den Händen seines Oncles, eines dortigen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/302>, abgerufen am 21.11.2024.