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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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wenn der Printz in Campagne und er in seinem einsamen
Pavillon seyn würde, eben eine solche Correspondentz auszubitten,
als Monsieur Fenelon mit seinem Eleve gehabt, und davon er vorhin
eine Probe angeführet, welches den guten Printzen gantz attendrirete,
daß ihm die Thränen nicht ferne waren.
3.) Von dem kurtzen Leben des Monsieur Fenelon, welches Monsieur de Ramsey
gleichfals herausgegeben, erzehlete er folgende paricularia. Weil
er vorausgesehen, daß die Frantzösische Geistligkeit, unter welcher
die allermeisten iederzeit die parti des Eveque de Meaux wieder
den Monsieur Fenelon genommen, die Edition auf alle Weise hindern
würde, so habe er den damaligen Regenten Duc d'Orleans, der
vor ihn viel Gnade gehabt, ersuchet, das Buch von der Censur
zu dispensiren. Auf seine Versicherung, daß darinn nichts wieder
den Staat und wieder die Kirche enthalten, sey ihm auch so fort
diese dispensation, vermittelst eines billets ertheilet worden.
Als er nun solche dem Secretaire d'Etat praesentiret, habe dieser
zwar dagegen nicht einzuwenden gehabt, ihm aber doch zu über-
legen gegeben, ob es rathsam sey, das gantze Corps der Geistlig-
keit sich auf den Hals zu ziehen, welche Bedenckligkeit er denn
dem Duc Regent so fort referirt, und von ihm zur Antwort
erhalten: c'est vrai: mais nous les attrapperons pourtant,
wie denn derselbe ihm an die Hand gegeben, die Schrift un-
verzüglich in Holland drucken, und 1100 exemplaria von
der Auflage wohl emballirt immediate an ihn, den Regenten,
addresiren zu laßen, da es sodann wegen der fernern
distrahirung weiter keine Schwierigkeit haben würde. Ob
nun schon Monsieur Ramsey alles auf diese Weise veranstaltet,
so sey doch der unverhofte Todt des Regenten Ursach gewesen,
daß denen gedachten exemplarien der Weg nach Franckreich
versperret worden. Er wünschte übrigens nichts mehr, als
Zeit und Freyheit zu haben, das bemeldte kurtze ebauche von
dem Fenelonischen Leben in eine recht aus führliche Lebens-
Beschreibung zu verwandeln, als wozu er aus denen Brief-
schaften des seeligen Mannes mit genugsamen Vorrath versehen
sey. Auf unser Ansuchen versprach er uns nach Turin,
Rom und anderwärts nach Italien solche addressen mit zu geben,
die uns contentiren würden.

Den 22 Martii

Verrichtung halber sind wir heute nicht auskommen, communiciren
also, zu helfs Ersetzung des Mangels an Materie, das in
vorigem Diario erwehnte Glaubens-Bekäntniß des Königs
in Preußen, davon wir heute Abschrift erhalten, um uns

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wenn der Printz in Campagne und er in seinem einsamen
Pavillon seyn würde, eben eine solche Correspondentz auszubitten,
als Monsieur Fenelon mit seinem Eléve gehabt, und davon er vorhin
eine Probe angeführet, welches den guten Printzen gantz attendrirete,
daß ihm die Thränen nicht ferne waren.
3.) Von dem kurtzen Leben des Monsieur Fenelon, welches Monsieur de Ramsey
gleichfals herausgegeben, erzehlete er folgende paricularia. Weil
er vorausgesehen, daß die Frantzösische Geistligkeit, unter welcher
die allermeisten iederzeit die parti des Evêque de Meaux wieder
den Monsieur Fenelon genommen, die Edition auf alle Weise hindern
würde, so habe er den damaligen Regenten Duc d’Orleans, der
vor ihn viel Gnade gehabt, ersuchet, das Buch von der Censur
zu dispensiren. Auf seine Versicherung, daß darinn nichts wieder
den Staat und wieder die Kirche enthalten, sey ihm auch so fort
diese dispensation, vermittelst eines billets ertheilet worden.
Als er nun solche dem Secretaire d’Etat praesentiret, habe dieser
zwar dagegen nicht einzuwenden gehabt, ihm aber doch zu über-
legen gegeben, ob es rathsam sey, das gantze Corps der Geistlig-
keit sich auf den Hals zu ziehen, welche Bedenckligkeit er denn
dem Duc Regent so fort referirt, und von ihm zur Antwort
erhalten: c'est vrai: mais nous les attrapperons pourtant,
wie denn derselbe ihm an die Hand gegeben, die Schrift un-
verzüglich in Holland drucken, und 1100 exemplaria von
der Auflage wohl emballirt immediate an ihn, den Regenten,
addresiren zu laßen, da es sodann wegen der fernern
distrahirung weiter keine Schwierigkeit haben würde. Ob
nun schon Monsieur Ramsey alles auf diese Weise veranstaltet,
so sey doch der unverhofte Todt des Regenten Ursach gewesen,
daß denen gedachten exemplarien der Weg nach Franckreich
versperret worden. Er wünschte übrigens nichts mehr, als
Zeit und Freyheit zu haben, das bemeldte kurtze ébauche von
dem Fenelonischen Leben in eine recht aus führliche Lebens-
Beschreibung zu verwandeln, als wozu er aus denen Brief-
schaften des seeligen Mannes mit genugsamen Vorrath versehen
sey. Auf unser Ansuchen versprach er uns nach Turin,
Rom und anderwärts nach Italien solche addressen mit zu geben,
die uns contentiren würden.

Den 22 Martii

Verrichtung halber sind wir heute nicht auskommen, communiciren
also, zu helfs Ersetzung des Mangels an Materie, das in
vorigem Diario erwehnte Glaubens-Bekäntniß des Königs
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[0218] 102 wenn der Printz in Campagne und er in seinem einsamen Pavillon seyn würde, eben eine solche Correspondentz auszubitten, als Mr. Fenelon mit seinem Eléve gehabt, und davon er vorhin eine Probe angeführet, welches den guten Printzen gantz attendrirete, daß ihm die Thränen nicht ferne waren. 3.) Von dem kurtzen Leben des Mr. Fenelon, welches Mr. de Ramsey gleichfals herausgegeben, erzehlete er folgende paricularia. Weil er vorausgesehen, daß die Frantzösische Geistligkeit, unter welcher die allermeisten iederzeit die parti des Evêque de Meaux wieder den Mr. Fenelon genommen, die Edition auf alle Weise hindern würde, so habe er den damaligen Regenten Duc d’Orleans, der vor ihn viel Gnade gehabt, ersuchet, das Buch von der Censur zu dispensiren. Auf seine Versicherung, daß darinn nichts wieder den Staat und wieder die Kirche enthalten, sey ihm auch so fort diese dispensation, vermittelst eines billets ertheilet worden. Als er nun solche dem Secretaire d’Etat praesentiret, habe dieser zwar dagegen nicht einzuwenden gehabt, ihm aber doch zu über- legen gegeben, ob es rathsam sey, das gantze Corps der Geistlig- keit sich auf den Hals zu ziehen, welche Bedenckligkeit er denn dem Duc Regent so fort referirt, und von ihm zur Antwort erhalten: c'est vrai: mais nous les attrapperons pourtant, wie denn derselbe ihm an die Hand gegeben, die Schrift un- verzüglich in Holland drucken, und 1100 exemplaria von der Auflage wohl emballirt immediate an ihn, den Regenten, addresiren zu laßen, da es sodann wegen der fernern distrahirung weiter keine Schwierigkeit haben würde. Ob nun schon Mr. Ramsey alles auf diese Weise veranstaltet, so sey doch der unverhofte Todt des Regenten Ursach gewesen, daß denen gedachten exemplarien der Weg nach Franckreich versperret worden. Er wünschte übrigens nichts mehr, als Zeit und Freyheit zu haben, das bemeldte kurtze ébauche von dem Fenelonischen Leben in eine recht aus führliche Lebens- Beschreibung zu verwandeln, als wozu er aus denen Brief- schaften des seel: Mannes mit genugsamen Vorrath versehen sey. Auf unser Ansuchen versprach er uns nach Turin, Rom und anderwärts nach Italien solche addressen mit zu geben, die uns contentiren würden. Den 22 Mart: Verrichtung halber sind wir heute nicht auskommen, communiciren also, zu Ersetzung des Mangels an Materie, das in vorigem Diario erwehnte Glaubens-Bekäntniß des Königs in Preußen, davon wir heute Abschrift erhalten, um uns

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/218>, abgerufen am 21.12.2024.