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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Staaten lieset, musten wir von teutschen Reichs-Sachen, auf sein Begehren
mancherley Unterricht und Erläuterungen geben. Endlich wurden wir theils von
dem Duc de Valentinois selbst, theils von obbenannten seinen beyden Söhnen
in dem gantzen Hause herum geführet, welches nach der Eintheilung derer
Zimmer und dem ameublement gantz vortreflich eingerichtet ist, und einen
großen und sehr propren Garten hat. Alle Zimmer sind auf denen Ta-
peten noch mit denen kostbaresten Gemählden von großen Meistern, als
Titian, Vandyck und dergleichen behänget, und gefiel uns unter andern ein
extra wohl gemahltes Original-Portrait des berühmten See-Räubers Bar-
barossa
. Ein besonderes architectur-Kunst-Stück ist in diesem Palais
das in die Rundung erbauete Vestibule nach dem Hofe zu, deßen pla[unleserliches Material]
ford, wie alles übrige, zwar von Quader-Steinen, aber dergestalt unver-
merckt gewölbet ist, daß derselbe fast gantz plat scheinet, und man nicht
wohl begreiffen kan, wie die Steine in dieser Lage so feste zusammen
halten können. Bey einbrechenden Abend nahmen wir endlich von unserem
überaus obligeanten Wirth Abschied, musten aber dem Duc de Bouillon
seine sehr freundliche Einladung auf morgen, wegen des Engagements
bey denen Printzen von Darmstadt, abschlagen. Nach einer zu der Ma-
dame de Montbrun
noch gethanen Tour, die aber, wegen genommener
Medicin, nicht zu sprechen war, begaben wir uns nach Hause zur
Ruhe.

Den 27 Februar

Nachdem wir zuvörderst bey der Marquise de Montbrun die gewöhnliche
Anfrage wegen ihres Befindens gethan, nahmen wir unsern Abtritt
beym Printzen von Schwartzburg, redeten mit dem Herrn von Hertenberg
verschiedenes ab, gaben ihm und übernahmen dagegen verschiedene
Commissiones, und waren zu dem heute festgesetzten Abzuge des Prin-
tzen nach Vermögen behülflich, giengen aber darauf insgesamt noch
bey denen Printzen von Darmstadt zur Tafel, welche uns überaus
gnädig, und den Herrn von Planta nebst denen übrigen Cavaliers sehr freundlich
bewirtheten. Von Frembden war sonst Niemand, als der Obriste
Comte de Bethune, welcher mit der Marechalle de Belle Isle
Geschwister-Kind ist, und ein Capitain Monsieur de Sankt Julien, item
der Herr von Böhmer mit am Tische, und handelten die meisten Discourse
vom Vaterlande, dahin denn auch der Printz von Schwartzburg, gleich
nach aufgehobener Tafel, unter vielen Glückwünschungen und in
Begleitung der gantzen Gesellschaft bis an den Wagen, mit 6 Kutsch-
und 4 Reit-Pferden, würcklich aufbrach, wir aber nach unserm
Hotel fuhren. Weil wir nun eine Charte vor uns fanden,
daß indeßen 1) der geheimbde Rath von Fritsch, und 2) der dähnische Le-
gations-Secretarius Waßersleben zum Besuch bey uns gewesen
so gaben wir dem erstern sogleich die Gegen-Visite. Er logiret
mit dem andern ohne Caracter hier sich befindenden Pohlnischen Ministre Gra-
fen Poniatowsky
in einem Hotel, und hatten wir also Gelegen-
heit, durch ihn auch an diesen letztern praesentiret zu werden.
Beyde waren sehr höflich, in politicis aber konten wir nichts von
ihnen erfahren, außer daß die Sache wegen der Böhmischen Chur-Stimme
ietzo schlechterdings in suspenso sey, und es sich bey der Wahl zeigen müße

Staaten lieset, musten wir von teutschen Reichs-Sachen, auf sein Begehren
mancherley Unterricht und Erläuterungen geben. Endlich wurden wir theils von
dem Duc de Valentinois selbst, theils von obbenannten seinen beyden Söhnen
in dem gantzen Hause herum geführet, welches nach der Eintheilung derer
Zimmer und dem ameublement gantz vortreflich eingerichtet ist, und einen
großen und sehr propren Garten hat. Alle Zimmer sind auf denen Ta-
peten noch mit denen kostbaresten Gemählden von großen Meistern, als
Titian, Vandyck und dergleichen behänget, und gefiel uns unter andern ein
extra wohl gemahltes Original-Portrait des berühmten See-Räubers Bar-
barossa
. Ein besonderes architectur-Kunst-Stück ist in diesem Palais
das in die Rundung erbauete Vestibule nach dem Hofe zu, deßen pla[unleserliches Material]
ford, wie alles übrige, zwar von Quader-Steinen, aber dergestalt unver-
merckt gewölbet ist, daß derselbe fast gantz plat scheinet, und man nicht
wohl begreiffen kan, wie die Steine in dieser Lage so feste zusammen
halten können. Bey einbrechenden Abend nahmen wir endlich von unserem
überaus obligeanten Wirth Abschied, musten aber dem Duc de Bouillon
seine sehr freundliche Einladung auf morgen, wegen des Engagements
bey denen Printzen von Darmstadt, abschlagen. Nach einer zu der Ma-
dame de Montbrun
noch gethanen Tour, die aber, wegen genommener
Medicin, nicht zu sprechen war, begaben wir uns nach Hause zur
Ruhe.

Den 27 Februar

Nachdem wir zuvörderst bey der Marquise de Montbrun die gewöhnliche
Anfrage wegen ihres Befindens gethan, nahmen wir unsern Abtritt
beym Printzen von Schwartzburg, redeten mit dem Herrn von Hertenberg
verschiedenes ab, gaben ihm und übernahmen dagegen verschiedene
Commissiones, und waren zu dem heute festgesetzten Abzuge des Prin-
tzen nach Vermögen behülflich, giengen aber darauf insgesamt noch
bey denen Printzen von Darmstadt zur Tafel, welche uns überaus
gnädig, und den Herrn von Planta nebst denen übrigen Cavaliers sehr freundlich
bewirtheten. Von Frembden war sonst Niemand, als der Obriste
Comte de Bethune, welcher mit der Marechalle de Belle Isle
Geschwister-Kind ist, und ein Capitain Monsieur de Sankt Julien, item
der Herr von Böhmer mit am Tische, und handelten die meisten Discourse
vom Vaterlande, dahin denn auch der Printz von Schwartzburg, gleich
nach aufgehobener Tafel, unter vielen Glückwünschungen und in
Begleitung der gantzen Gesellschaft bis an den Wagen, mit 6 Kutsch-
und 4 Reit-Pferden, würcklich aufbrach, wir aber nach unserm
Hôtel fuhren. Weil wir nun eine Charte vor uns fanden,
daß indeßen 1) der geheimbde Rath von Fritsch, und 2) der dähnische Le-
gations-Secretarius Waßersleben zum Besuch bey uns gewesen
so gaben wir dem erstern sogleich die Gegen-Visite. Er logiret
mit dem andern ohne Caracter hier sich befindenden Pohlnischen Ministre Gra-
fen Poniatowsky
in einem Hôtel, und hatten wir also Gelegen-
heit, durch ihn auch an diesen letztern praesentiret zu werden.
Beyde waren sehr höflich, in politicis aber konten wir nichts von
ihnen erfahren, außer daß die Sache wegen der Böhmischen Chur-Stimme
ietzo schlechterdings in suspenso sey, und es sich bey der Wahl zeigen müße

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[0185] Staaten lieset, musten wir von teutschen Reichs-Sachen, auf sein Begehren mancherley Unterricht und Erläuterungen geben. Endlich wurden wir theils von dem Duc de Valentinois selbst, theils von obbenannten seinen beyden Söhnen in dem gantzen Hause herum geführet, welches nach der Eintheilung derer Zimmer und dem ameublement gantz vortreflich eingerichtet ist, und einen großen und sehr propren Garten hat. Alle Zimmer sind auf denen Ta- peten noch mit denen kostbaresten Gemählden von großen Meistern, als Titian, Vandyck und dergl: behänget, und gefiel uns unter andern ein extra wohl gemahltes Original-Portrait des berühmten See-Räubers Bar- barossa. Ein besonderes architectur-Kunst-Stück ist in diesem Palais das in die Rundung erbauete Vestibule nach dem Hofe zu, deßen pla_ ford, wie alles übrige, zwar von Quader-Steinen, aber dergestalt unver- merckt gewölbet ist, daß derselbe fast gantz plat scheinet, und man nicht wohl begreiffen kan, wie die Steine in dieser Lage so feste zusammen halten können. Bey einbrechenden Abend nahmen wir endlich von unserem überaus obligeanten Wirth Abschied, musten aber dem Duc de Bouillon seine sehr freundliche Einladung auf morgen, wegen des Engagements bey denen Printzen von Darmstadt, abschlagen. Nach einer zu der Ma- dame de Montbrun noch gethanen Tour, die aber, wegen genommener Medicin, nicht zu sprechen war, begaben wir uns nach Hause zur Ruhe. Den 27 Febr. Nachdem wir zuvörderst bey der Marquise de Montbrun die gewöhnliche Anfrage wegen ihres Befindens gethan, nahmen wir unsern Abtritt beym Printzen von Schwartzburg, redeten mit dem Hln von Hertenberg verschiedenes ab, gaben ihm und übernahmen dagegen verschiedene Commissiones, und waren zu dem heute festgesetzten Abzuge des Prin- tzen nach Vermögen behülflich, giengen aber darauf insgesamt noch bey denen Printzen von Darmstadt zur Tafel, welche uns überaus gnädig, und dH v. Planta nebst denen übrigen Cavaliers sehr freundlich bewirtheten. Von Frembden war sonst Niemand, als der Obriste Comte de Bethune, welcher mit der Marechalle de Belle Isle Geschwister-Kind ist, und ein Capitain Mr. de St. Julien, item der H. v. Böhmer mit am Tische, und handelten die meisten Discourse vom Vaterlande, dahin denn auch der Printz von Schwartzburg, gleich nach aufgehobener Tafel, unter vielen Glückwünschungen und in Begleitung der gantzen Gesellschaft bis an d Wagen, mit 6 Kutsch- und 4 Reit-Pferden, würcklich aufbrach, wir aber nach unserm Hôtel fuhren. Weil wir nun eine Charte vor uns fanden, daß indeßen 1) der geheimbde Rath von Fritsch, u. 2) der dähnl: Le- gations-Secretarius Waßersleben zum Besuch bey uns gewesen so gaben wir dem erstern sogleich die Gegen-Visite. Er logiret mit dem andern ohne Caracter hier sich befindenden Pohl: Ministre Gra- fen Poniatowsky in einem Hôtel, und hatten wir also Gelegen- heit, durch ihn auch an diesen letztern praesentiret zu werden. Beyde waren sehr höflich, in politicis aber konten wir nichts von ihnen erfahren, außer daß die Sache wegen der Böhmischen Chur-Stimme ietzo schlechterdings in suspenso sey, und es sich bey der Wahl zeigen müße

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/185>, abgerufen am 14.08.2024.