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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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zwey, welche wechselsweise sich gebrauchen laßen müßen, davor
iedweder jährlich 500 Livres vom Hofe zu empfangen hat. Alles ging
hierbey gantz stille, ordentlich und decent zu, und zeichnete der Professor
selbst mit, ohnerachtet seine eigentliche Verrichtung nur ist, die Riße
derer andern zu censiren. Wir fuhren von hier noch nach der Ma-
dame de Montbrun
, weil wir in der Nähe waren; trafen sie
aber nicht zu Hause an, und begaben uns also nach unserm Hotel
zur Ruhe

Den 17 Februar

Früh besuchten wir zum andernmal die Königliche Bibliothec woselbst
sich auch die Printzen von Darmstadt befanden, um das zur Bibliothec
gehörige Cabinet von Kupfer-Stichen in Augenschein zu nehmen.
Es formiret solches eine aparte ziemlich zahlreiche Bibliothec in lauter
Regal-Bänden bestehend und hat einen besondern Aufseher. Man ist ietzo
beschäftiget, diesen großen Schatz in beßre Ördnung zu bringen, und
die Kupfer-Stücke nach denen Meistern in chronologischer Ördnung zu
rangiren, damit solchergestalt dieses Behältniß eine sichtbare Historie
der Kupferstecher-Kunst vorstellen könne. Man wieß uns eine Collection
vom Kupfer-Stichen, welche noch vor Albert Durern und zwar von
deßen Lehrmeister Martin Sekon genannt, gestochen sind. Wie denn
überhaupt der Aufseher dieses Cabinets davor hielt, daß das Kupfer-Stechen
erst nach der Buchdruckerey aufkommen, und man zuerst in Silber
sodann in Kupfer, und endlich auch in Holtz Bilder zu schneiden angefangen
in welchem allen er viellecht nicht von jedermann Beyfall finden
möchte. Unter der unglaublichen Anzahl vortreflich schöner und neuer
Kupfer-Collectionen haben wir besonders le sacre de Louis [unleserliches Material]XV, desgleichen
Fructus belli Ludovici XIVti angemercket. In dem ersten sind alle
Ceremonien und Solennitaeten, welche bey der Salbung des ietzigen
Königs zu Rheims vorgegangen, und in dem letzern alle Kriegs-
Expeditiones Ludwig XIV abgeschildert. Ein großes Buch von allerhand
mit Farben ungemein sauber gemahlten 4 füßigen Thieren
war auch merckwürdig, desgleichen trafen wir hier [unleserliches Material]ein Original
Portrait Königs Johannis in Franckreich an, welches mit bunten
Farben auf ein verguldetes Bret gemahlet, und in einem der
mit Lilien besträueten gleichfals verguldeten Rahmen sehr
altfränckisch eingefaßt war. Weil wir einmal in dem Bilder-
gusto waren, so begaben wir uns von hier iedoch ohne die Printzen
nach dem Palais Royal, um die von dem letzt verstorbenen Re-
genten Duc d'Orleans vor 4 Millionen Livres angeschaften Ge-
mählde mit denen Haupt-Apartemens in Augenschein zu nehmen.
Diese letztern sind fast alle mit rothem Damast ausgeschlagen, und
mit denen in verguldete Rahmen enchaffirten Gemählden gantz
dicke behenget. Der Grund zu dieser Bilder-Collection ist das Cabinet
oder die Gallerie der Schwedischen Königin Christinae, welche durch verschiedene
Hände passiret, beständig aber beysammen geblieben, und von dem
Regenten vor 400/m Livres erkauft worden ist. Es finden sich hier un-
zähliche Stücke von denen berühmten alten Meistern, als: Raphael

zwey, welche wechselsweise sich gebrauchen laßen müßen, davor
iedweder jährlich 500 Livres vom Hofe zu empfangen hat. Alles ging
hierbey gantz stille, ordentlich und decent zu, und zeichnete der Professor
selbst mit, ohnerachtet seine eigentliche Verrichtung nur ist, die Riße
derer andern zu censiren. Wir fuhren von hier noch nach der Ma-
dame de Montbrun
, weil wir in der Nähe waren; trafen sie
aber nicht zu Hause an, und begaben uns also nach unserm Hôtel
zur Ruhe

Den 17 Februar

Früh besuchten wir zum andernmal die Königliche Bibliothec woselbst
sich auch die Printzen von Darmstadt befanden, um das zur Bibliothec
gehörige Cabinet von Kupfer-Stichen in Augenschein zu nehmen.
Es formiret solches eine aparte ziemlich zahlreiche Bibliothec in lauter
Regal-Bänden bestehend und hat einen besondern Aufseher. Man ist ietzo
beschäftiget, diesen großen Schatz in beßre Ørdnung zu bringen, und
die Kupfer-Stücke nach denen Meistern in chronologischer Ørdnung zu
rangiren, damit solchergestalt dieses Behältniß eine sichtbare Historie
der Kupferstecher-Kunst vorstellen könne. Man wieß uns eine Collection
vom Kupfer-Stichen, welche noch vor Albert Durern und zwar von
deßen Lehrmeister Martin Sekon genannt, gestochen sind. Wie denn
überhaupt der Aufseher dieses Cabinets davor hielt, daß das Kupfer-Stechen
erst nach der Buchdruckerey aufkommen, und man zuerst in Silber
sodann in Kupfer, und endlich auch in Holtz Bilder zu schneiden angefangen
in welchem allen er viellecht nicht von jedermann Beyfall finden
möchte. Unter der unglaublichen Anzahl vortreflich schöner und neuer
Kupfer-Collectionen haben wir besonders le sacre de Louis [unleserliches Material]XV, desgleichen
Fructus belli Ludovici XIVti angemercket. In dem ersten sind alle
Ceremonien und Solennitaeten, welche bey der Salbung des ietzigen
Königs zu Rheims vorgegangen, und in dem letzern alle Kriegs-
Expeditiones Ludwig XIV abgeschildert. Ein großes Buch von allerhand
mit Farben ungemein sauber gemahlten 4 füßigen Thieren
war auch merckwürdig, desgleichen trafen wir hier [unleserliches Material]ein Original
Portrait Königs Johannis in Franckreich an, welches mit bunten
Farben auf ein verguldetes Bret gemahlet, und in einem der
mit Lilien besträueten gleichfals verguldeten Rahmen sehr
altfränckisch eingefaßt war.   Weil wir einmal in dem Bilder-
gusto waren, so begaben wir uns von hier iedoch ohne die Printzen
nach dem Palais Royal, um die von dem letzt verstorbenen Re-
genten Duc d’Orleans vor 4 Millionen Livres angeschaften Ge-
mählde mit denen Haupt-Apartemens in Augenschein zu nehmen.
Diese letztern sind fast alle mit rothem Damast ausgeschlagen, und
mit denen in verguldete Rahmen enchaffirten Gemählden gantz
dicke behenget. Der Grund zu dieser Bilder-Collection ist das Cabinet
oder die Gallerie der Schwedischen Königin Christinae, welche durch verschiedene
Hände passiret, beständig aber beysammen geblieben, und von dem
Regenten vor 400/m Livres erkauft worden ist. Es finden sich hier un-
zähliche Stücke von denen berühmten alten Meistern, als: Raphael

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/167>, abgerufen am 21.12.2024.