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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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versehen, und zwar dergestalt, welche Schrift den Innhalt des Bildes erkläret, u.
allerhand gute moralen in sich faßet; doch ist iedes Blatt nur auf einer Seite
mit Bild und Schrift versehen, und zwar dergestalt, daß allemal 2 solche erfa[unleserliches Material]
Seiten, und wiederum 2 leere zusammen schlagen. Die große Dispute, ob die-
ses Buch mit beweglichen Buchstaben gedruckt oder die Schrift, gleich denen
Bildern, in höltzerne Tafeln geschnitten und also abgedruckt sey, hat
Monsieur Sallier durch Ergreiffung der Mittel-Straße, dergestalt decidiren wollen,
daß er paginas von beyderley Sorten darinn anzutreffen vermeynet. Wie
er denn auch in dem gedruckten Catalogo der Königlichen Bibliothec, davon
nunmehro 3 Volumina in folio fertig sind, hiervon eine eigne Observation
eingerücket; indeßen haben seine Gründe uns nicht allerdings über
zeugend geschienen, und sind wir, dem Augenschein nach, vor die höltzernen
Tafeln mehr portiret. An ietzt gedachtem Catalogo wird starck fort
gearbeitet, und dürfte sich derselbe auf 16 bis 18 gedruckte Folianten
erstrecken, davon aber nichts verkauft, sondern bloß durch den König
verschenckt wird. Die ietzige Anzahl derer gedruckten Bücher beläuft
sich ohngefähr auf 94 bis 96000, derer Manuscriptorum aber auf 30000,
und ist der ordinaire Band roth Maroquin mit goldnen Zierarten.
Das Gebäude ist seit 10 Jahren mercklich erweitert und ins Quadrat
eingerichtet, noch zur Zeit aber nur die eine Seite dieses Quadrats,
bestehend in 2 Gallerien und einem Salon, völlig fertig und aufrangi-
ret. Serveti bekantes Buch de erroribus Trimitatis de anno 1531 und seine
Dialogi von eben dieser und anderen Materien de anno 1532 wurden uns
gleichfals gezeiget, und vor dismal damit beschloßen, weil der Abbe Sallier
Geschäfte hatte, auch deswegen denen Printzen von Darmstadt, welche
sich gleichfals zu Besichtigung der Bibliothec ansagen ließen, die
admission abschlug. Nachmittags fuhren wir zum neuen Marechall
de Bellisle
, und hinterließen unsre Gratulations-Absicht auf einer
Charte geschrieben, weil man ihn zu sprechen, das Glück nicht haben
kan. Die fernern Ausfahrten nach dem Marquis de Gardouge und
dem Prince de Turenne waren, wegen beyder Abwesenheit, gleichfals
vergeblich, und beschloßen wir also den heutigen Tag bey dem Marquis
de Montbrun
, welcher gantz ungeduldig war, daß seine Gemahlin,
die sich in der Kirche befand, so lange außenbliebe; doch sagte er: elle prie[unleserliches Material]
Dieu pour pardonner les folies, qu'on a fait dans ce carnaval ici
womit er wohl, wie die Histoire anecdote gibt, auf sich selbst zielen
mochte. Als die Marquise endlich sehr ermüdet, weil sie zu Fuße ge-
gangen, nach Hause kam, auch der Comte de Chabot und Monsieur de la Faye
eine Weile da gewesen, gab sie uns, da wir alleine bey ihr waren
mancherley Nachrichten von dem Hause Orleans, wovon folgendes
verdienet angemerckt zu werden: Weil Louis XIV seine natürlichen Kinder
der Königlichen Race gleich machen wollen, so hat er sonderlich die Orlean-
sche Heirath mit seiner Montespanischen Tochter, der ietzigen
Altesse Royale, dazu bequem gefunden, solche aber durch zu treiben
die Gelegenheit ergriffen, als der Duc d'Orleans, nachmaliger Regent
beschuldiget worden, daß er allerhand Intri[unleserliches Material]guen gespielet, um den
ietzigen König von Spanien als damaligen Duc d'Anjou um die
Spanische Succession zu bringen. Denn da dem Duc d'Orleans diese
gegründete oder ungegründete Beschuldigung als eine Art des criminis

versehen, und zwar dergestalt, welche Schrift den Innhalt des Bildes erkläret, u.
allerhand gute moralen in sich faßet; doch ist iedes Blatt nur auf einer Seite
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Seiten, und wiederum 2 leere zusammen schlagen. Die große Dispute, ob die-
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Monsieur Sallier durch Ergreiffung der Mittel-Straße, dergestalt decidiren wollen,
daß er paginas von beyderley Sorten darinn anzutreffen vermeynet. Wie
er denn auch in dem gedruckten Catalogo der Königlichen Bibliothec, davon
nunmehro 3 Volumina in folio fertig sind, hiervon eine eigne Observation
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Tafeln mehr portiret. An ietzt gedachtem Catalogo wird starck fort
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erstrecken, davon aber nichts verkauft, sondern bloß durch den König
verschenckt wird. Die ietzige Anzahl derer gedruckten Bücher beläuft
sich ohngefähr auf 94 bis 96000, derer Manuscriptorum aber auf 30000,
und ist der ordinaire Band roth Maroquin mit goldnen Zierarten.
Das Gebäude ist seit 10 Jahren mercklich erweitert und ins Quadrat
eingerichtet, noch zur Zeit aber nur die eine Seite dieses Quadrats,
bestehend in 2 Gallerien und einem Salon, völlig fertig und aufrangi-
ret. Serveti bekantes Buch de erroribus Trimitatis de anno 1531 und seine
Dialogi von eben dieser und anderen Materien de anno 1532 wurden uns
gleichfals gezeiget, und vor dismal damit beschloßen, weil der Abbé Sallier
Geschäfte hatte, auch deswegen denen Printzen von Darmstadt, welche
sich gleichfals zu Besichtigung der Bibliothec ansagen ließen, die
admission abschlug. Nachmittags fuhren wir zum neuen Marechall
de Bellisle
, und hinterließen unsre Gratulations-Absicht auf einer
Charte geschrieben, weil man ihn zu sprechen, das Glück nicht haben
kan. Die fernern Ausfahrten nach dem Marquis de Gardouge und
dem Prince de Turenne waren, wegen beyder Abwesenheit, gleichfals
vergeblich, und beschloßen wir also den heutigen Tag bey dem Marquis
de Montbrun
, welcher gantz ungeduldig war, daß seine Gemahlin,
die sich in der Kirche befand, so lange außenbliebe; doch sagte er: elle prie[unleserliches Material]
Dieu pour pardonner les folies, qu’on a fait dans ce carnaval ici
womit er wohl, wie die Histoire anecdote gibt, auf sich selbst zielen
mochte. Als die Marquise endlich sehr ermüdet, weil sie zu Fuße ge-
gangen, nach Hause kam, auch der Comte de Chabot und Monsieur de la Faye
eine Weile da gewesen, gab sie uns, da wir alleine bey ihr waren
mancherley Nachrichten von dem Hause Orleans, wovon folgendes
verdienet angemerckt zu werden: Weil Louis XIV seine natürlichen Kinder
der Königlichen Race gleich machen wollen, so hat er sonderlich die Orlean-
sche Heirath mit seiner Montespanischen Tochter, der ietzigen
Altesse Royale, dazu bequem gefunden, solche aber durch zu treiben
die Gelegenheit ergriffen, als der Duc d’Orleans, nachmaliger Regent
beschuldiget worden, daß er allerhand Intri[unleserliches Material]guen gespielet, um den
ietzigen König von Spanien als damaligen Duc d’Anjou um die
Spanische Succession zu bringen. Denn da dem Duc d’Orleans diese
gegründete oder ungegründete Beschuldigung als eine Art des criminis

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[0163] versehen, , welche Schrift den Innhalt des Bildes erkläret, u. allerhand gute moralen in sich faßet; doch ist iedes Blatt nur auf einer Seite mit Bild und Schrift versehen, und zwar dergestalt, daß allemal 2 solche erfa_ Seiten, und wiederum 2 leere zusammen schlagen. Die große Dispute, ob die- ses Buch mit beweglichen Buchstaben gedruckt oder die Schrift, gleich denen Bildern, in höltzerne Tafeln geschnitten und also abgedruckt sey, hat Mr. Sallier durch Ergreiffung der Mittel-Straße, dergestalt decidiren wollen, daß er paginas von beyderley Sorten darinn anzutreffen vermeynet. Wie er denn auch in dem gedruckten Catalogo der Königl: Bibliothec, davon nunmehro 3 Volumina in fol: fertig sind, hiervon eine eigne Observation eingerücket; indeßen haben seine Gründe uns nicht allerdings über zeugend geschienen, und sind wir, dem Augenschein nach, vor die höltzernen Tafeln mehr portiret. An ietzt gedachtem Catalogo wird starck fort gearbeitet, und dürfte sich derselbe auf 16 bis 18 gedruckte Folianten erstrecken, davon aber nichts verkauft, sondern bloß durch den König verschenckt wird. Die ietzige Anzahl derer gedruckten Bücher beläuft sich ohngefähr auf 94 bis 96000, derer Manuscriptorum aber auf 30000, und ist der ordinaire Band roth Maroquin mit goldnen Zierarten. Das Gebäude ist seit 10 Jahren mercklich erweitert und ins Quadrat eingerichtet, noch zur Zeit aber nur die eine Seite dieses Quadrats, bestehend in 2 Gallerien und einem Salon, völlig fertig und aufrangi- ret. Serveti bekantes Buch de erroribus Trimitatis de ao 1531 und seine Dialogi von eben dieser und anderen Materien de ao 1532 wurden uns gleichfals gezeiget, und vor dismal damit beschloßen, weil der Abbé Sallier Geschäfte hatte, auch deswegen denen Printzen von Darmstadt, welche sich gleichfals zu Besichtigung der Bibliothec ansagen ließen, die admission abschlug. Nachmittags fuhren wir zum neuen Marechall de Bellisle, und hinterließen unsre Gratulations-Absicht auf einer Charte geschrieben, weil man ihn zu sprechen, das Glück nicht haben kan. Die fernern Ausfahrten nach dem Marquis de Gardouge und dem Prince de Turenne waren, wegen beyder Abwesenheit, gleichfals vergeblich, und beschloßen wir also den heutigen Tag bey dem Marquis de Montbrun, welcher gantz ungeduldig war, daß seine Gemahlin, die sich in der Kirche befand, so lange außenbliebe; doch sagte er: elle prie_ Dieu pour pardonner les folies, qu’on a fait dans ce carnaval ici womit er wohl, wie die Histoire anecdote gibt, auf sich selbst zielen mochte. Als die Marquise endl: sehr ermüdet, weil sie zu Fuße ge- gangen, nach Hause kam, auch der Comte de Chabot und Mr de la Faye eine Weile da gewesen, gab sie uns, da wir alleine bey ihr waren mancherley Nachrichten von dem Hause Orleans, wovon folgendes verdienet angemerckt zu werden: Weil Louis XIV seine natürl: Kinder der Königl: Race gleich machen wollen, so hat er sonderl: die Orlean- sche Heirath mit seiner Montespanischen Tochter, der ietzigen Altesse Royale, dazu bequem gefunden, solche aber durch zu treiben die Gelegenheit ergriffen, als der Duc d’Orleans, nachmaliger Regent beschuldiget worden, daß er allerhand Intriguen gespielet, um den ietzigen König von Spanien als damaligen Duc d’Anjou um die Spanil: Succession zu bringen. Denn da dem Duc d’Orleans diese gegründete oder ungegründete Beschuldigung als eine Art des criminis

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/163>, abgerufen am 23.11.2024.