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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Visite bey uns gewesen. Wie denn auch der Erb-Printz von Darmstadt und
Der Darmstädtische Minister von Böhmer gegen Abend zu gleichem Zweck vor
unser Hotel kamen, der hier gewöhnlichen Freyheit nach aber, unsrer
Post-Geschäfte wegen, nicht eingelaßen wurden.

Den 6 Februar

Mittags holeten wir den Printzen von Schwartzburg ab, und speiseten
mit demselben in Gesellschaft des Marquis de Gardouge und eines
Barons von Gersdorff, bey dem Marquis de Montbrun, und wolte der letzte
Nachricht haben, daß der König in Pohlen nomine des Chur Printzen als nächster Agnatis des Oeste-
rreichischen Hauses, die Böhmische Chur-Stimme auf dem Wahl-Tage zu
Franckfurt, nach Innhalt der güldenen Bulle, vertreten laßen
werde. Weil nun die Königin von Böhmen ihre Gesandten gleichfals
zu schicken Willens hätte, beyderley Gesandschaften aber unmöglich
zugleich admittiret werden könten, so hielte er vor ausgemacht, daß der
Termin zum Wahl-Tage so lange aufgeschoben werden würde, bis
man sich dieser Differentz wegen verglichen. Madame de Montbrun,
welche mediciniret hatte, nahm nach der Tafel von der gantzen Ge-
sellschaft die Visite im Bette an. Und als bey Gelegenheit des neben
ihrem Kopf-Küßen hängenden Crucifixes und anderer Reliquien, ein
Religions-Discours auf die Bahn kam, der Baron Gersdorf auch der
Marquise damit die [unleserliches Material]Cour zu machen vermeinte, daß er die
Motiven, wodurch Lutherus zur Reformation bewogen worden, aus
dem Hochmuth und Geitz herleitete, widersprach sie ihm darinn
und behauptete mit Illmo daß ihn wohl hauptsächlich die damalige
abus de la four de Rome dazu veranlaßet, ob sie wohl vor ihre
Person freylich davor hielte, daß er als ein entsprungener
Mönch kein solches Werckzeug gewesen, dem man viel Gutes
zutrauen könte. Wir fuhren von hier zum Abbe Ferrus,
und von der auf die nunmehro angegangene Foire de Sankt Germain,
welche aber, weil fast die Helfte der Boutiquen bey ietziger
nahrloser Zeiten leer stehet, nicht mehr in dem ehemaligen
Lustre ist. Unter denen vorhandenen Curiositaeten waren zwei
ohngefähr 8jährige schöne Knaben, welche auf einem aus gebrei-
tetem Teppich die wundersamsten und recht fürchterliche Contu-
siones machten, daß es nicht anders schiene, als ob alle Gelencke
bloß mit Faden zusammen gehänget wären. Währender
unsrer Abwesenheit waren Monsieur de la Faye, der Graf Schönfeld,
Baron Zech und Herr von Uffel zur Visite in unserm Quartier gewesen.

Den 7 Februar

Früh hatten wir von dem Brigardier Appelgrün Zuspruch und
communicirten ihm zu seinem besondern Vergnügen, unsre Schlesischen
Nachrichten. Er schmälete sehr auf den Commendanten des Schloßes
zu Olau
, daß er sich nicht beßer gewehret, und prophezeihete von
der Preußischen Entreprise einen schlechten Ausgang. Vor die Lutherische
Wahrheit bezeigete er viel Eifer, und sagte, es sey nicht honett
gehandelt, daß Lutherische oder wohl gar reformirte Officiers bey der
Frantzösischen Armee, sich äußerlich catholisch anstelten, um einen
Ludwigs-Orden oder andre, dennoch auch nicht allezeit erfolgende avantage

Visite bey uns gewesen. Wie denn auch der Erb-Printz von Darmstadt und
Der Darmstädtische Minister von Böhmer gegen Abend zu gleichem Zweck vor
unser Hotel kamen, der hier gewöhnlichen Freyheit nach aber, unsrer
Post-Geschäfte wegen, nicht eingelaßen wurden.

Den 6 Februar

Mittags holeten wir den Printzen von Schwartzburg ab, und speiseten
mit demselben in Gesellschaft des Marquis de Gardouge und eines
Barons von Gersdorff, bey dem Marquis de Montbrun, und wolte der letzte
Nachricht haben, daß der König in Pohlen nomine des Chur Printzen als nächster Agnatis des Oeste-
rreichischen Hauses, die Böhmische Chur-Stimme auf dem Wahl-Tage zu
Franckfurt, nach Innhalt der güldenen Bulle, vertreten laßen
werde. Weil nun die Königin von Böhmen ihre Gesandten gleichfals
zu schicken Willens hätte, beyderley Gesandschaften aber unmöglich
zugleich admittiret werden könten, so hielte er vor ausgemacht, daß der
Termin zum Wahl-Tage so lange aufgeschoben werden würde, bis
man sich dieser Differentz wegen verglichen. Madame de Montbrun,
welche mediciniret hatte, nahm nach der Tafel von der gantzen Ge-
sellschaft die Visite im Bette an. Und als bey Gelegenheit des neben
ihrem Kopf-Küßen hängenden Crucifixes und anderer Reliquien, ein
Religions-Discours auf die Bahn kam, der Baron Gersdorf auch der
Marquise damit die [unleserliches Material]Cour zu machen vermeinte, daß er die
Motiven, wodurch Lutherus zur Reformation bewogen worden, aus
dem Hochmuth und Geitz herleitete, widersprach sie ihm darinn
und behauptete mit Illmo daß ihn wohl hauptsächlich die damalige
abus de la four de Rome dazu veranlaßet, ob sie wohl vor ihre
Person freylich davor hielte, daß er als ein entsprungener
Mönch kein solches Werckzeug gewesen, dem man viel Gutes
zutrauen könte. Wir fuhren von hier zum Abbé Ferrus,
und von der auf die nunmehro angegangene Foire de Sankt Germain,
welche aber, weil fast die Helfte der Boutiquen bey ietziger
nahrloser Zeiten leer stehet, nicht mehr in dem ehemaligen
Lustre ist. Unter denen vorhandenen Curiositaeten waren zwei
ohngefähr 8jährige schöne Knaben, welche auf einem aus gebrei-
tetem Teppich die wundersamsten und recht fürchterliche Contu-
siones machten, daß es nicht anders schiene, als ob alle Gelencke
bloß mit Faden zusammen gehänget wären. Währender
unsrer Abwesenheit waren Monsieur de la Faye, der Graf Schönfeld,
Baron Zech und Herr von Uffel zur Visite in unserm Quartier gewesen.

Den 7 Februar

Früh hatten wir von dem Brigardier Appelgrün Zuspruch und
communicirten ihm zu seinem besondern Vergnügen, unsre Schlesischen
Nachrichten. Er schmälete sehr auf den Commendanten des Schloßes
zu Olau
, daß er sich nicht beßer gewehret, und prophezeihete von
der Preußischen Entreprise einen schlechten Ausgang. Vor die Lutherische
Wahrheit bezeigete er viel Eifer, und sagte, es sey nicht honett
gehandelt, daß Lutherische oder wohl gar reformirte Officiers bey der
Frantzösischen Armee, sich äußerlich catholisch anstelten, um einen
Ludwigs-Orden oder andre, dennoch auch nicht allezeit erfolgende avantage

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/153>, abgerufen am 14.08.2024.