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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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strengste Rechnung von dem Vermögen seiner Frau ablegen müße.
Sonsten rühmte sie des Cure zu Sankt Eustache Gutthätigkeiten ge-
gen die Armen, deren er bey ietziger Theurung täglich 1800 verpflege.
Von des Fürst Lichtenstein hiesigen prächtigen Einzug und übrigen
magnificence erzehlete sie unter andern, daß seine Gemahlin
ein großes Bouquet von den kostbarsten Steinen gehabt, welchen
eine ziemlich Summe Geldes zu stehen gekommen. Der Rest des Abends
wurde beym Duc de Gesvres zugebracht, allwo wir nebst vielen
andern Herren auch den Marquis de Felly ehemaligen Hofmeister
des Comte de Cleremont prince du Sang, antrafen. Der meiste
Discours war von des Königs in Preußen Besitznehmung
von Schlesien, und wolte der Duc gewiße Nachricht haben,
daß er auch bereits in Böhmen eingerücket sey.

Den 1 Februar

Speiseten wir Mittags der ehegestrigen Invitation zu Folge, bey
dem Grafen von Sachsen, und waren die übrigen Gäste die 3
Printzen von Darmstadt nebst dem Herrn von Planta und Herrn von Ried-Esel, der
Printz von Schwartzburg nebst dem Herrn von Hertenberg, Mylord Fiz-William ein
sehr reicher und ietzo sich auf Reisen befindender Englischer Herr und endlich
2 Officiers von dem Regiement des Grafen von Sachsen, welches
ietzo zu Dunkörken im Quartier liegt. Bey unsrer Hin kunft
trafen wir den Duc de Boufler dort an, welcher Marechal de
Camp und Gouverneur von Lille und gantz Flandern ist, dem man
auf sein Verlangen von der Jülichischen Successions-Sache, und
in specie von denen Fundamenten des Sultzbachischen Hauses ei-
nige Nachricht geben muste. Der Graf von Sachsen hielt davor,
daß der König von Preußen sich in Schlesien mainteniren würde,
und prophezeyhete in 6 Monaten einen allgemeinen Krieg, auch er-
zehlete er, daß der König letzthin ihn zu Versailles gefraget: le Roi
de Pologne, votre frere, Sera-t-il elu Empereur? worauf er geant-
wortet; je [unleserliches Material]n'en scai rien, mais si votre Majeste veut parier la dessus
je serai tres volontier de moitre avec elle, welche Antwort von der
gantzen Gesellschaft als sehr spirituel applaudiret, von ihm aber
darauf gesaget wurde: c'etoit une reponse toute simple et naturelle.
Von dem Hochseeligen 11dern Herrn erzehlete er dismal, daß er sehr special
mit demselben bekant gewesen, setzte aber hinzu: depuis qui s'est plonge
dans la devotion, je l'ai perdu de vue. Wir sahen eines und anders von
seinen Reißen, desgleichen einen von ihm inventirten Brust=Harnisch von
Rosenfarbnen Gros de tom, welcher aus 15 überein ander gelegten, und
gleich einer Schnür-Brust durchnäheten Blättern bestehet, doch aber nicht
denen Büchsen= und Flinten= sondern nur denen Pistolen=Schüßen resistiren
kan, wie denn die marquen von einem solchen ohne Effect darauf geschehenen

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strengste Rechnung von dem Vermögen seiner Frau ablegen müße.
Sonsten rühmte sie des Curé zu Sankt Eustache Gutthätigkeiten ge-
gen die Armen, deren er bey ietziger Theurung täglich 1800 verpflege.
Von des Fürst Lichtenstein hiesigen prächtigen Einzug und übrigen
magnificence erzehlete sie unter andern, daß seine Gemahlin
ein großes Bouquet von den kostbarsten Steinen gehabt, welchen
eine ziemlich Summe Geldes zu stehen gekommen. Der Rest des Abends
wurde beym Duc de Gesvres zugebracht, allwo wir nebst vielen
andern Herren auch den Marquis de Felly ehemaligen Hofmeister
des Comte de Cleremont prince du Sang, antrafen. Der meiste
Discours war von des Königs in Preußen Besitznehmung 
von Schlesien, und wolte der Duc gewiße Nachricht haben,
daß er auch bereits in Böhmen eingerücket sey.

Den 1 Februar

Speiseten wir Mittags der ehegestrigen Invitation zu Folge, bey
dem Grafen von Sachsen, und waren die übrigen Gäste die 3
Printzen von Darmstadt nebst dem Herrn von Planta und Herrn von Ried-Esel, der
Printz von Schwartzburg nebst dem Herrn von Hertenberg, Mylord Fiz-William ein
sehr reicher und ietzo sich auf Reisen befindender Englischer Herr und endlich
2 Officiers von dem Regiement des Grafen von Sachsen, welches
ietzo zu Dunkörken im Quartier liegt. Bey unsrer Hin kunft
trafen wir den Duc de Boufler dort an, welcher Marechal de
Camp und Gouverneur von Lille und gantz Flandern ist, dem man
auf sein Verlangen von der Jülichischen Successions-Sache, und
in specie von denen Fundamenten des Sultzbachischen Hauses ei-
nige Nachricht geben muste. Der Graf von Sachsen hielt davor,
daß der König von Preußen sich in Schlesien mainteniren würde,
und prophezeyhete in 6 Monaten einen allgemeinen Krieg, auch er-
zehlete er, daß der König letzthin ihn zu Versailles gefraget: le Roi
de Pologne, votre frere, Sera-t-il elu Empereur? worauf er geant-
wortet; je [unleserliches Material]n’en scai rien, mais si vôtre Majesté veut parier la dessus
je serai tres volontier de moitre avec elle, welche Antwort von der
gantzen Gesellschaft als sehr spirituel applaudiret, von ihm aber
darauf gesaget wurde: c’etoit une reponse toute simple et naturelle.
Von dem Hochseeligen 11dern Herrn erzehlete er dismal, daß er sehr special
mit demselben bekant gewesen, setzte aber hinzu: depuis qui s'est plongé
dans la devotion, je l’ai perdu de vue. Wir sahen eines und anders von
seinen Reißen, desgleichen einen von ihm inventirten Brust=Harnisch von
Rosenfarbnen Gros de tom, welcher aus 15 überein ander gelegten, und
gleich einer Schnür-Brust durchnäheten Blättern bestehet, doch aber nicht
denen Büchsen= und Flinten= sondern nur denen Pistolen=Schüßen resistiren
kan, wie denn die marquen von einem solchen ohne Effect darauf geschehenen

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[0144] 67 strengste Rechnung von dem Vermögen seiner Frau ablegen müße. Sonsten rühmte sie des Curé zu St. Eustache Gutthätigkeiten ge- gen die Armen, deren er bey ietziger Theurung tägl: 1800 verpflege. Von des Fürst Lichtenstein hiesigen prächtigen Einzug und übrigen magnificence erzehlete sie unter andern, daß seine Gemahlin ein großes Bouquet von den kostbarsten Steinen gehabt, welchen eine zieml: Summe Geldes zu stehen gekommen. Der Rest des Abends wurde beym Duc de Gesvres zugebracht, allwo wir nebst vielen andern Hhl auch den Marquis de Felly ehemaligen Hofmeister des Comte de Clermont prince du Sang, antrafen. Der meiste Discours war von des Königs in Preußen Besitznehmung  von Schlesien, und wolte der Duc gewiße Nachricht haben, daß er auch bereits in Böhmen eingerücket sey. Den 1 Febr: Speiseten wir Mittags der ehegestrigen Invitation zu Folge, bey dem Grafen von Sachsen, und waren die übrigen Gäste die 3 Printzen von Darmstadt nebst dH. v. Planta u. H. v. Ried-Esel, der Printz von Schwartzburg nebst dH. v. Hertenberg, Mylord Fiz-William ein sehr reicher und ietzo sich auf Reisen befindender Engl: Hl: u. endl: 2 Officiers von dem Regiement des Grafen von Sachsen, welches ietzo zu Dunkörken im Quartier liegt. Bey unsrer Hin kunft trafen wir den Duc de Boufler dort an, welcher Marechal de Camp u. Gouverneur von Lille u. gantz Flandern ist, dem man auf sein Verlangen von der Jülichischen Successions-Sache, und in specie von denen Fundamenten des Sultzbachischen Hauses ei- nige Nachricht geben muste. Der Graf von Sachsen hielt davor, daß der König von Preußen sich in Schlesien mainteniren würde, und prophezeyhete in 6 Monaten einen allgemeinen Krieg, auch er- zehlete er, daß der König letzthin ihn zu Versailles gefraget: le Roi de Pologne, votre frere, Sera-t-il elu Empereur? worauf er geant- wortet; je n’en scai rien, mais si vôtre Majesté veut parier la dessus je serai tres volontier de moitre avec elle, welche Antwort von der gantzen Gesellschaft als sehr spirituel applaudiret, von ihm aber darauf gesaget wurde: c’etoit une reponse toute simple et naturelle. Von dem Hochseel: 11dern Herrn erzehlete er dismal, daß er sehr special mit demselben bekant gewesen, setzte aber hinzu: depuis qui s'est plongé dans la devotion, je l’ai perdu de vue. Wir sahen eines und anders von seinen Reißen, desgl. einen von ihm inventirten Brust=Harnisch von Rosenfarbnen Gros de tom, welcher aus 15 überein ander gelegten, und gleich einer Schnür-Brust durchnäheten Blättern bestehet, doch aber nicht denen Büchsen= u. Flinten= sondern nur denen Pistolen=Schüßen resistiren kan, wie denn die marquen von einem solchen ohne Effect darauf geschehenen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/144>, abgerufen am 21.12.2024.