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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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wir der Madame und Monsieur de la Faye die Visite, und hatten Gelegenheit, seine
zahlreiche Bibliothec, welche auch mit Lünigs und anderer teutschen
Publicisten Schriften versehen ist, in Augenschein zu nehmen. Wie
er denn seiner Kriegs-Dienste ohngeachtet, da er Capitain von
einer Dragoner-Compagnie ist, noch immer fleißig lieset und stu-
diret. Der Comte de Fontenay, welchen man ehemals bey der Madmoiselle
Ville Franche
gesehen, war auch gegenwärtig, und erinnerte sich
der alten Bekandschaft; wie denn auch Madamede la Faye, welche sich
damals in ihrer ersten Jugend in eben dem Hause aufgehalten, sich
auf den VIten Herrn und Herrn Graf Lynar gantz wohl zu besinnen wuste.
Wir nahmen den Monsieur de la Faye mit in unsern Wagen
zur Madame Montbrun, und brachten daselbst den Abend zu mit
lauter Gesprächen von unserm teutschen Vaterlande, welches
Monsieur de la Faye wohl durchreiset, auch die letzten Campagnes
in Ungarn als General-Adjutant von Palfi mit gethan hat.

Den 26 Januar

Mittags speiseten wir bey dem Printz von Schwartzburg, woselbst
auch der Graf Schönfeld zu Gaste war, und wurde nach der
Tafel, von dem Printz selbst, mit der Fleute traversiere,
und von 3 ihm accompagnirenden Waldhornisten, ein sehr
douces und wohlklingendes Concert gemacht, von denen Darmstädtischen Printzen aber die Nachricht communiciret, daß der Churfürst
von Mayntz
dieses Zeitliche gesegnet habe, an deren Richtigkeit
iedoch hier doch gezweifelt wird, weil der hiesige Minister
am Mayntzischen Hofe Monsieur Blondel davon noch nichts gemeldet.
Unser dismaliger Besuch bey der Marquise de Montbrun
welchen wir bisher, ihrer noch nicht völlig gehobenen Kranckheit
wegen, täglich abgestattet, gab ihr Gelegenheit, weil wir gantz
alleine beysamen waren, uns mit vieler tendresse vorzustellen
wie nahe es ihr gehe, daß wir nicht in den Himmel kommen würden.
Denn als eine gute Catholickin, muße sie uns doch die Seelig-
keit absprechen. Jedoch, weil es denen Lesern angenehmer seyn möchte
das Gespräch selbst, als eine bloße Relation von demselben, hier zu finden,
so will man selbiges, so gut es dem Gedächtniß möglich, beyfügen.

Madame de Montbrun. Je regrete infiniment la perte des Vos ames, car etant
bonne catholique je ne crois pas, que Vous serez sauve.
Nous. Le merite de Jesus Christ nous sauvera, et nous ne croyons pas,
que Madame voudra entre sauvez antrement.
Madame de Montbrun. O non; mais il faut entre brebis pour avoir part au merite de Jesus Christ.
Nous. Oui, Madame, il faut entre brebis, c'est a dire, se laisses conduire, moyennant
la parole de Dieu et par sa grace dans les Saintes voyes et suivre les traces
de [unleserliches Material]Sauveur pour faire voir, que notre foi en lui ne soit pas imaginaire, mais

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wir der Madame und Monsieur de la Faye die Visite, und hatten Gelegenheit, seine
zahlreiche Bibliothec, welche auch mit Lünigs und anderer teutschen
Publicisten Schriften versehen ist, in Augenschein zu nehmen. Wie
er denn seiner Kriegs-Dienste ohngeachtet, da er Capitain von
einer Dragoner-Compagnie ist, noch immer fleißig lieset und stu-
diret. Der Comte de Fontenay, welchen man ehemals bey der Madmoiselle
Ville Franche
gesehen, war auch gegenwärtig, und erinnerte sich
der alten Bekandschaft; wie denn auch Madamede la Faye, welche sich
damals in ihrer ersten Jugend in eben dem Hause aufgehalten, sich
auf den VIten Herrn und Herrn Graf Lynar gantz wohl zu besinnen wuste.
Wir nahmen den Monsieur de la Faye mit in unsern Wagen
zur Madame Montbrun, und brachten daselbst den Abend zu mit
lauter Gesprächen von unserm teutschen Vaterlande, welches
Monsieur de la Faye wohl durchreiset, auch die letzten Campagnes
in Ungarn als General-Adjutant von Palfi mit gethan hat.

Den 26 Januar

Mittags speiseten wir bey dem Printz von Schwartzburg, woselbst
auch der Graf Schönfeld zu Gaste war, und wurde nach der
Tafel, von dem Printz selbst, mit der Fleute traversiere,
und von 3 ihm accompagnirenden Waldhornisten, ein sehr
douces und wohlklingendes Concert gemacht, von denen Darmstädtischen Printzen aber die Nachricht communiciret, daß der Churfürst
von Mayntz
dieses Zeitliche gesegnet habe, an deren Richtigkeit
iedoch hier doch gezweifelt wird, weil der hiesige Minister
am Mayntzischen Hofe Monsieur Blondel davon noch nichts gemeldet.
Unser dismaliger Besuch bey der Marquise de Montbrun
welchen wir bisher, ihrer noch nicht völlig gehobenen Kranckheit
wegen, täglich abgestattet, gab ihr Gelegenheit, weil wir gantz
alleine beysamen waren, uns mit vieler tendresse vorzustellen
wie nahe es ihr gehe, daß wir nicht in den Himmel kommen würden.
Denn als eine gute Catholickin, muße sie uns doch die Seelig-
keit absprechen. Jedoch, weil es denen Lesern angenehmer seyn möchte
das Gespräch selbst, als eine bloße Relation von demselben, hier zu finden,
so will man selbiges, so gut es dem Gedächtniß möglich, beyfügen.

Madame de Montbrun. Je regrete infiniment la perte des Vos ames, car étant
bonne catholique je ne crois pas, que Vous serez sauvé.
Nous. Le merite de Jesus Christ nous sauvera, et nous ne croyons pas,
que Madame voudra ẽtre sauvéz antrement.
Madame de Montbrun. O non; mais il faut ẽtre brebis pour avoir part au merite de Jesus Christ.
Nous. Oui, Madame, il faut ẽtre brebis, c’est à dire, se laisses conduire, moyennant
la parole de Dieu et par sa grace dans les Saintes voyes et suivre les traces
de [unleserliches Material]Sauveur pour faire voir, que nõtre foi en lui ne soit pas imaginaire, mais

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[0136] 63 wir der Mad: und Mr. de la Faye die Visite, und hatten Gelegenheit, seine zahlreiche Bibliothec, welche auch mit Lünigs und anderer teutschen Publicisten Schriften versehen ist, in Augenschein zu nehmen. Wie er denn seiner Kriegs-Dienste ohngeachtet, da er Capitain von einer Dragoner-Compagnie ist, noch immer fleißig lieset und stu- diret. Der Comte de Fontenay, welchen man ehemals bey der Mad: Ville Franche gesehen, war auch gegenwärtig, und erinnerte sich der alten Bekandschaft; wie denn auch Mad.de la Faye, welche sich damals in ihrer ersten Jugend in eben dem Hause aufgehalten, sich auf den VIten Hlr. und H. Graf Lynar gantz wohl zu besinnen wuste. Wir nahmen den Mr: de la Faye mit in unsern Wagen zur Mad. Montbrun, und brachten daselbst den Abend zu mit lauter Gesprächen von unserm teutschen Vaterlande, welches Mr de la Faye wohl durchreiset, auch die letzten Campagnes in Ungarn als General-Adjutant von Palfi mit gethan hat. Den 26 Jan: Mittags speiseten wir bey dem Printz von Schwartzburg, woselbst auch der Graf Schönfeld zu Gaste war, und wurde nach der Tafel, von dem Printz selbst, mit der Fleute traversiere, und von 3 ihm accompagnirenden Waldhornisten, ein sehr douces u. wohlklingendes Concert gemacht, von denen Darm- städtl. Printzen aber die Nachricht communiciret, daß der Churfürst von Mayntz dieses Zeitliche gesegnet habe, an deren Richtigkeit iedoch hier gezweifelt wird, weil der hiesige Minister am Mayntzil. Hofe Mr. Blondel davon noch nichts gemeldet. Unser dismaliger Besuch bey der Marquise de Montbrun welchen wir bisher, ihrer noch nicht völlig gehobenen Kranckheit wegen, täglich abgestattet, gab ihr Gelegenheit, weil wir gantz alleine beysamen waren, uns mit vieler tendresse vorzustellen wie nahe es ihr gehe, daß wir nicht in den Himmel kommen würden. Denn als eine gute Catholickin, muße sie uns doch die Seelig- keit absprechen. Jedoch, weil es denen Lesern angenehmer seyn möchte das Gespräch selbst, als eine bloße Relation von demselben, hier zu finden, so will man selbiges, so gut es dem Gedächtniß möglich, beyfügen. Madame de Montbrun. Je regrete infiniment la perte des Vos ames, car étant bonne catholique je ne crois pas, que Vous serez sauvé. Nous. Le merite de Jesus Christ nous sauvera, et nous ne croyons pas, que Madame voudra ẽtre sauvéz antrement. M. O non; mais il faut ẽtre brebis pour avoir part au merite de Jesus Christ. N. Oui, Madame, il faut ẽtre brebis, c’est à dire, se laisses conduire, moyennant la parole de Dieu et par sa grace dans les Saintes voyes et suivre les traces de Sauveur pour faire voir, que nõtre foi en lui ne soit pas imaginaire, mais

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/136>, abgerufen am 21.11.2024.