Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].Den 23 Januar Unsre heutigen Excursiones waren 1) nach dem Printz von Schwartzburg, wo Den 24 Januar Nachdem wir den Duc de Bouillon nicht zu Hause angetroffen, und Den 23 Januar Unsre heutigen Excursiones waren 1) nach dem Printz von Schwartzburg, wo Den 24 Januar Nachdem wir den Duc de Bouillon nicht zu Hause angetroffen, und <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <pb facs="#f0133"/> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 23 <choice><abbr>Jan:</abbr><expan>Januar</expan></choice></head><lb/> <p> Unsre heutigen Excursiones waren 1) nach dem <persName xml:id="TidB13108" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12299">Printz von Schwartzburg</persName>, w<unclear reason="covered">o</unclear><lb/> selbst auch der <persName xml:id="TidB13109" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10583">Graf Stahrenberg</persName> sich befand, und von denen Bedienten<lb/> des <persName xml:id="TidB13110" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12299">Printzen</persName> ein Concert auf Waldhörnern gemacht wurde. Die Praese<unclear reason="covered">n-</unclear><lb/> tation des <persName xml:id="TidB13111" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12299">Printzen</persName> wird Morgen in <placeName xml:id="TidB13112" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10310">Versailles</placeName> auf eben die Weise, w<unclear reason="covered">ie</unclear><lb/> es bey <persName xml:id="TidB13113" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10000" ref="http://d-nb.info/gnd/129906689">Ill<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">mo</hi></hi></persName> zugegangen, geschehen, und zwar nicht, wie auf dem Tap<gap reason="illegible"/><lb/> gewesen en Comte, sondern en prince. 2.) nach der <persName xml:id="TidB13114" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10031">Marquise de<lb/> Montbrun</persName>, welche wir etwas beßer, aber doch im Bette liegend un<unclear reason="covered">d</unclear><lb/> bey derselben, außer ihrem Herrn, die <persName xml:id="TidB13115" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12677">Comtesse de Poitier</persName> Dame d’ho<unclear reason="covered">neur</unclear><lb/> de son <persName xml:id="TidB13117" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12425"><choice><abbr>Alt:</abbr><expan>Altesse</expan></choice> Royale</persName>, und noch eine Marquise antrafen. Der meiste<lb/> Discours war dismal von dem großen Vermögen des in vorig<unclear reason="covered">en</unclear><lb/> Diario erwehneten <persName xml:id="TidB13118" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10056">Printzen von Monaco</persName> und seinen guten Qu<unclear reason="covered">a-</unclear><lb/> litaeten, item vom Aderlaßen und andern Medicinischen Materien<lb/> dabey wir wenigstens in der Sprache uns zu üben, Gelegenheit<lb/> hatten. Der <persName xml:id="TidB13119" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10029">Duc de Bouillon</persName> und die <persName xml:id="TidB13120" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10082">Duchesse de la Tremouil<unclear reason="covered">le</unclear></persName><lb/> wurden nicht zu Hause angetroffen. Von dem <persName xml:id="TidB13121" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12277">Comte de Belisle</persName><lb/> ist noch anzumercken, daß ehegestern ein <persName xml:id="TidB13122" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12679">Preußischer Courier</persName> bey<lb/> demselben angelanget <add place="superlinear">sey</add>, und er sich so fort nach <placeName xml:id="TidB13124" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10310">Versailles</placeName> begeben<lb/> habe, item, daß der König ihm befohlen, die gantze mitgehe<gap reason="illegible"/><lb/> starcke Suite in seinem Hause zu <placeName xml:id="TidB13126" corresp="register.xml#regID_66.lemID_12279">Franckfurt</placeName> selbst beköstig<unclear reason="covered">en</unclear><lb/> zu laßen, um durch das Ausgehen in die Cabarets nicht etwan<lb/> Unordnung und Mißvergnügen bey denen Teutschen zu ver-<lb/> ursachen. 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Bey iener fanden wir ihren einen Bruder,<lb/> den <persName xml:id="TidB13134" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12681">Prasidenten von Collmar</persName>, und noch einen andern President<lb/> au Parlement de Bretagne, Nahmens <persName xml:id="TidB13135" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12682">de Larray</persName>. Beyde und son<unclear reason="covered">derlich</unclear><lb/> der <persName xml:id="TidB13136" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12681">Collmarsche President</persName> scheinen gelehrte und kluge Leute<lb/> zu seyn; wie sie denn über die <choice><abbr>Oesterreichl:</abbr><expan>Österreichische</expan></choice> Successions-Sache,<lb/> die <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB13138" corresp="register.xml#regID_42.lemID_12278">Kayser-Wahl</name>, und andere Staats-Materien weitläufig mit<lb/> uns discourireten. 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Den 23 Jan:
Unsre heutigen Excursiones waren 1) nach dem Printz von Schwartzburg, wo
selbst auch der Graf Stahrenberg sich befand, und von denen Bedienten
des Printzen ein Concert auf Waldhörnern gemacht wurde. Die Praesen-
tation des Printzen wird Morgen in Versailles auf eben die Weise, wie
es bey Illmo zugegangen, geschehen, und zwar nicht, wie auf dem Tap_
gewesen en Comte, sondern en prince. 2.) nach der Marquise de
Montbrun, welche wir etwas beßer, aber doch im Bette liegend und
bey derselben, außer ihrem Herrn, die Comtesse de Poitier Dame d’honeur
de son Alt: Royale, und noch eine Marquise antrafen. Der meiste
Discours war dismal von dem großen Vermögen des in vorigen
Diario erwehneten Printzen von Monaco und seinen guten Qua-
litaeten, item vom Aderlaßen und andern Medicinischen Materien
dabey wir wenigstens in der Sprache uns zu üben, Gelegenheit
hatten. Der Duc de Bouillon und die Duchesse de la Tremouille
wurden nicht zu Hause angetroffen. Von dem Comte de Belisle
ist noch anzumercken, daß ehegestern ein Preußischer Courier bey
demselben angelanget sey, und er sich so fort nach Versailles begeben
habe, item, daß der König ihm befohlen, die gantze mitgehe_
starcke Suite in seinem Hause zu Franckfurt selbst beköstigen
zu laßen, um durch das Ausgehen in die Cabarets nicht etwan
Unordnung und Mißvergnügen bey denen Teutschen zu ver-
ursachen. Wie er denn deswegen 20 Köche mit sich führen wird.
Den 24 Jan:
Nachdem wir den Duc de Bouillon nicht zu Hause angetroffen, und
uns bey der Bücher-Auction des ohnlängst verstorbenen Tresorier de
France Mr. Bellanger ¼ Stunde aufgehalten, passirten wir den
Nachmittag bey der Comtesse Lützelburg, und den Abend bey der Mar-
quise de Montbrun. Bey iener fanden wir ihren einen Bruder,
den Prasidenten von Collmar, und noch einen andern President
au Parlement de Bretagne, Nahmens de Larray. Beyde und sonderlich
der Collmarsche President scheinen gelehrte und kluge Leute
zu seyn; wie sie denn über die Oesterreichl: Successions-Sache,
die Kayser-Wahl, und andere Staats-Materien weitläufig mit
uns discourireten. Schon gedachter President von Collmar ist
einer von denen frantzösischen Commissarien, welche die Grentz-Scheidung
zwischen Lotharingen und dem Reich, sonderl: aber die Austauschung
gewißer in Lotharingen gelegener, vornehmlich dem Chur-Fürsten
von Trier zuständiger Ländereyen gegen andere, welche der
König von Franckreich auf teutschen Boden hat, zum Stande
bringen sollen. Er gab uns aber die Nachricht, daß diese Commission, um
derer Willen er sich mit denen Kayserl: Commissarien 3 Monath in
Luneville aufgehalten, durch den Todt des Kaysers völlig abrumpiret sey.
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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