Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

Bild:
<< vorherige Seite
Den 21 Januar

Vormittags besuchte uns der Printz von Schwartzburg nebst dem
Herrn von Hertenberg und conferirten wir mit ihnen über allerhand
Häußliche Geschäfte. Nachmittags statteten wir, auf die
von dem Marquis de Montbrun nur gegebene Nachricht, bey
dem Duc de Bouillon wegen der zwischen seiner Tochter und
dem prince de Monaco geschloßenen Heirath, die Gratulation ab.
Er lag wegen einer Indisposition zu Bette, vor demselben aber
saß die princesse Braut mit ihrer Hofmeisterin, welche erstere
Illustrissimum mit dem gewöhnlichen Ehren-Kuß empfing, der Duc aber den
Glückwunsch überaus freundlich beantwortete. Der prince de
Monaco
ist sehr reich und von guter Aufführung, und die Princessin,
welche sich in einem Closter aufhält, siehet wohl aus, scheinet auch
tugendhaft erzogen zu seyn; wie sie denn sich sehr lange und f[unleserliches Material]
mit einiger Gewaltthätigkeit wegerte, ihre Backen von dem Herrn Vater
mit dem gewöhnlichen rouge bemahlen zu laßen, sich aber doch endlich
aus Gehorsam, wie sie sagte, submittirte. Sie declarirte sich auch
wider die Opern u. Commedien u. versicherte solche niemalen sehen
zu wollen, worauf aber der Herr Vater sagt: ma folle vous re-
viendrez bien de ces sentimens. Unsre fernere Visite war
bey dem Marquis de Gardouge, welcher uns die Schriften des
Eveque de Montpellier anrühmete, und denen Appellanten, als solchen
Leuten das Wort redete, welche eben deswegen als wahre Glieder d[unleserliches Material]
catholischer Kirche angesehen werden müßen, weil sie von der eigenmächtigen
Constitution des Pabsts an die Kirche appeliret hätten, wobey den[unleserliches Material]
über die bekante Materie, ob der Pabst mit seiner Autoritaet über
oder unter des Concilium zu setzen sey, aus der Historie und nach
denen alt=frantzösischen principiis weitläufig discouriret wurde.
Madame Montbrun konten wir, weil sie schlief, nicht zu sprechen be-
kommen, machten also das heutige Final bey dem Duc de Gesvres, wel-
cher, in Gegenwart des Comte de Vienne und anderer Anwesenden
von des letzt verstorbenen Duc de Bourbon und seiner eigenen i[unleserliches Material]
deßen Gesellschaft ehemals geführeten höchst debauchanten Lebens-
Art, eine umständliche Erzehlung machte, als wovon jener gestorben,
er aber nach einer 3 jährigen Medicinischen poenitentz zwar beym
Leben blieben, aber doch immer kräncklich sey. Bey welcher Gelegenheit
er Illustrissimum ermahnete, in der bisherigen Sobrietaet und ordentlichen Lebens-
Art ohnabläßig fort zu fahren, und sich davon nichts abwendig
machen zu laßen. Bey unsrer Zurückkunft ins Quartier
erfuhren wir, daß der Comte de Saxe zur Gegen-Visite bey
uns gewesen.

Den 21 Januar

Vormittags besuchte uns der Printz von Schwartzburg nebst dem
Herrn von Hertenberg und conferirten wir mit ihnen über allerhand
Häußliche Geschäfte. Nachmittags statteten wir, auf die
von dem Marquis de Montbrun nur gegebene Nachricht, bey
dem Duc de Bouillon wegen der zwischen seiner Tochter und
dem prince de Monaco geschloßenen Heirath, die Gratulation ab.
Er lag wegen einer Indisposition zu Bette, vor demselben aber
saß die princesse Braut mit ihrer Hofmeisterin, welche erstere
Illustrissimum mit dem gewöhnlichen Ehren-Kuß empfing, der Duc aber den
Glückwunsch überaus freundlich beantwortete. Der prince de
Monaco
ist sehr reich und von guter Aufführung, und die Princessin,
welche sich in einem Closter aufhält, siehet wohl aus, scheinet auch
tugendhaft erzogen zu seyn; wie sie denn sich sehr lange und f[unleserliches Material]
mit einiger Gewaltthätigkeit wegerte, ihre Backen von dem Herrn Vater
mit dem gewöhnlichen rouge bemahlen zu laßen, sich aber doch endlich
aus Gehorsam, wie sie sagte, submittirte. Sie declarirte sich auch
wider die Opern u. Commedien u. versicherte solche niemalen sehen
zu wollen, worauf aber der Herr Vater sagt: ma folle vous re-
viendrez bien de ces sentimens. Unsre fernere Visite war
bey dem Marquis de Gardouge, welcher uns die Schriften des
Evêque de Montpellier anrühmete, und denen Appellanten, als solchen
Leuten das Wort redete, welche eben deswegen als wahre Glieder d[unleserliches Material]
catholischer Kirche angesehen werden müßen, weil sie von der eigenmächtigen
Constitution des Pabsts an die Kirche appeliret hätten, wobey den[unleserliches Material]
über die bekante Materie, ob der Pabst mit seiner Autoritaet über
oder unter des Concilium zu setzen sey, aus der Historie und nach
denen alt=frantzösischen principiis weitläufig discouriret wurde.
Madame Montbrun konten wir, weil sie schlief, nicht zu sprechen be-
kommen, machten also das heutige Final bey dem Duc de Gesvres, wel-
cher, in Gegenwart des Comte de Vienne und anderer Anwesenden
von des letzt verstorbenen Duc de Bourbon und seiner eigenen i[unleserliches Material]
deßen Gesellschaft ehemals geführeten höchst debauchanten Lebens-
Art, eine umständliche Erzehlung machte, als wovon jener gestorben,
er aber nach einer 3 jährigen Medicinischen poenitentz zwar beym
Leben blieben, aber doch immer kräncklich sey. Bey welcher Gelegenheit
er Illustrissimum ermahnete, in der bisherigen Sobrietaet und ordentlichen Lebens-
Art ohnabläßig fort zu fahren, und sich davon nichts abwendig
machen zu laßen. Bey unsrer Zurückkunft ins Quartier
erfuhren wir, daß der Comte de Saxe zur Gegen-Visite bey
uns gewesen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter">
        <pb facs="#f0131"/>
        <div type="diaryEntry">
          <head rendition="#c">                Den 21 <choice><abbr>Jan:</abbr><expan>Januar</expan></choice></head><lb/>
          <p>                Vormittags besuchte uns der <persName xml:id="TidB11658" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12299">Printz von Schwartzburg</persName> nebst d<unclear reason="covered">em</unclear><lb/><persName xml:id="TidB11659" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10035"><choice><abbr>H.</abbr><expan>Herrn</expan></choice><choice><abbr>v.</abbr><expan>von</expan></choice> Hertenberg </persName>und conferirten wir mit ihnen über allerha<unclear reason="covered">nd</unclear><lb/>
Häußliche Geschäfte. Nachmittags statteten wir, auf die<lb/>
von dem <persName xml:id="TidB11660" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10031">Marquis de Montbrun</persName> nur gegebene Nachricht, bey<lb/>
dem <persName xml:id="TidB11661" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10029">Duc de Bouillon</persName> wegen der zwischen seiner <persName xml:id="TidB11662" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10102">Tochter</persName> un<unclear reason="covered">d</unclear><lb/>
dem <persName xml:id="TidB11663" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10056">prince de Monaco</persName> geschloßenen Heirath, die Gratulation <unclear reason="covered">ab.</unclear><lb/>
Er lag wegen einer Indisposition zu Bette, vor demselben ab<unclear reason="covered">er</unclear><lb/>
saß die <persName xml:id="TidB11665" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10102">princesse Braut</persName> mit ihrer <persName xml:id="TidB11666" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12503">Hofmeisterin</persName>, welche ers<unclear reason="covered">tere</unclear><lb/><choice><abbr><persName xml:id="TidB11664" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10000" ref="http://d-nb.info/gnd/129906689">Ill<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">mum</hi></hi></persName></abbr><expan>Illustrissimum</expan></choice> mit dem <choice><abbr>gewöhnl:</abbr><expan>gewöhnlichen</expan></choice> Ehren-Kuß empfing, der <persName xml:id="TidB11667" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10029">Duc</persName> aber den<lb/>
Glückwunsch überaus <choice><abbr>freundl:</abbr><expan>freundlich</expan></choice> beantwortete. Der <persName xml:id="TidB11668" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10056">prince de<lb/>
Monaco</persName> ist sehr reich <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> von guter Aufführung, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> die <persName xml:id="TidB11669" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10102">Princ<unclear reason="covered">essin,</unclear></persName><lb/>
welche sich in einem Closter aufhält, siehet wohl aus, scheinet au<unclear reason="covered">ch</unclear><lb/>
tugendhaft erzogen zu seyn; wie sie denn sich sehr lange <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> f<gap reason="illegible"/><lb/>
mit einiger Gewaltthätigkeit wegerte, ihre Backen von dem <choice><abbr>H.</abbr><expan>Herrn</expan></choice> V<unclear reason="covered">ater</unclear><lb/>
mit dem <choice><abbr>gewöhnl:</abbr><expan>gewöhnlichen</expan></choice> rouge bemahlen zu laßen, sich aber doch end<unclear reason="covered">lich</unclear><lb/>
aus Gehorsam, wie sie sagte, submittirte. Sie declarirte sich au<unclear reason="covered">ch</unclear><lb/>
wider die Opern u. Commedien u. versicherte solche niemalen se<unclear reason="covered">hen</unclear><lb/>
zu wollen, worauf aber der <choice><abbr>H.</abbr><expan>Herr</expan></choice> <persName xml:id="TidB11670" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10029">Vater</persName> sagt: ma folle vous re<unclear reason="covered">-</unclear><lb/>
viendrez bien de ces sentimens. Unsre fernere Visite war<lb/>
bey dem <persName xml:id="TidB11671" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12189">Marquis de Gardouge</persName>, welcher uns die Schriften de<unclear reason="covered">s</unclear><lb/><persName xml:id="TidB11672" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12504">Evêque de Montpellier</persName> anrühmete, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> denen Appellanten<del rendition="#s">,</del> als solch<unclear reason="covered">en</unclear><lb/>
Leuten das Wort redete, welche eben deswegen als wahre Glieder d<gap reason="illegible"/><lb/><choice><abbr>cathol:</abbr><expan>catholischer</expan></choice> Kirche angesehen werden müßen, weil sie von der eigenmäch<unclear reason="covered">tigen</unclear><lb/>
Constitution des <persName xml:id="TidB11673" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10402" ref="http://d-nb.info/gnd/118655434">Pabsts</persName> an die Kirche appeliret hätten, wobey den<gap reason="illegible"/><lb/>
über die bekante Materie, ob der <persName xml:id="TidB11674" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10402" ref="http://d-nb.info/gnd/118655434">Pabst</persName> mit seiner Autoritaet übe<unclear reason="covered">r</unclear><lb/>
oder unter des Concilium zu setzen sey, aus der Historie <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> nach<lb/>
denen alt=<choice><abbr>frantzöl:</abbr><expan>frantzösischen</expan></choice> principiis weitläufig discouriret wurde.<lb/><persName xml:id="TidB11675" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10011"><choice><abbr>Mad.</abbr><expan>Madame</expan></choice> Montbrun</persName> konten wir, weil sie schlief, nicht zu sprechen be<unclear reason="covered">-</unclear><lb/>
kommen, machten also das heutige Final bey dem <persName xml:id="TidB11676" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10002" ref="http://d-nb.info/gnd/117732214">Duc de Gesvres</persName>, wel-<lb/>
cher, in Gegenwart des <persName xml:id="TidB11677" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12505">Comte de Vienne</persName> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> anderer Anwesende<unclear reason="covered">n</unclear><lb/>
von des letzt verstorbenen <persName xml:id="TidB11678" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10087">Duc de Bourbon</persName> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> seiner eigenen i<gap reason="illegible"/><lb/>
deßen Gesellschaft ehemals geführeten höchst debauchanten Lebe<unclear reason="covered">ns-</unclear><lb/>
Art, eine <choice><abbr>umständl:</abbr><expan>umständliche</expan></choice> Erzehlung machte, als wovon jener gestorben,<lb/>
er aber nach einer 3 jährigen Medicinischen poenitentz zwar bey<unclear reason="covered">m</unclear><lb/>
Leben blieben, aber doch immer <choice><abbr>kränckl:</abbr><expan>kräncklich</expan></choice> sey. Bey welcher Gelegenh<unclear reason="covered">eit</unclear><lb/>
er <choice><abbr><persName xml:id="TidB11679" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10000" ref="http://d-nb.info/gnd/129906689">Ill<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">mum</hi></hi></persName></abbr><expan>Illustrissimum</expan></choice> ermahnete, in der bisherigen Sobrietaet <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <choice><abbr>ordentl:</abbr><expan>ordentlichen</expan></choice> Lebens-<lb/>
Art ohnabläßig fort zu fahren, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> sich davon nichts abwendig<lb/>
machen zu laßen. Bey unsrer Zurückkunft ins Quartier<lb/>
erfuhren wir, daß der <persName xml:id="TidB11680" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11826">Comte de Saxe</persName> zur Gegen-Visite bey<lb/>
uns gewesen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="letter">
</div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0131] Den 21 Jan: Vormittags besuchte uns der Printz von Schwartzburg nebst dem H. v. Hertenberg und conferirten wir mit ihnen über allerhand Häußliche Geschäfte. Nachmittags statteten wir, auf die von dem Marquis de Montbrun nur gegebene Nachricht, bey dem Duc de Bouillon wegen der zwischen seiner Tochter und dem prince de Monaco geschloßenen Heirath, die Gratulation ab. Er lag wegen einer Indisposition zu Bette, vor demselben aber saß die princesse Braut mit ihrer Hofmeisterin, welche erstere Illmum mit dem gewöhnl: Ehren-Kuß empfing, der Duc aber den Glückwunsch überaus freundl: beantwortete. Der prince de Monaco ist sehr reich u. von guter Aufführung, u. die Princessin, welche sich in einem Closter aufhält, siehet wohl aus, scheinet auch tugendhaft erzogen zu seyn; wie sie denn sich sehr lange u. f_ mit einiger Gewaltthätigkeit wegerte, ihre Backen von dem H. Vater mit dem gewöhnl: rouge bemahlen zu laßen, sich aber doch endlich aus Gehorsam, wie sie sagte, submittirte. Sie declarirte sich auch wider die Opern u. Commedien u. versicherte solche niemalen sehen zu wollen, worauf aber der H. Vater sagt: ma folle vous re- viendrez bien de ces sentimens. Unsre fernere Visite war bey dem Marquis de Gardouge, welcher uns die Schriften des Evêque de Montpellier anrühmete, u. denen Appellanten als solchen Leuten das Wort redete, welche eben deswegen als wahre Glieder d_ cathol: Kirche angesehen werden müßen, weil sie von der eigenmächtigen Constitution des Pabsts an die Kirche appeliret hätten, wobey den_ über die bekante Materie, ob der Pabst mit seiner Autoritaet über oder unter des Concilium zu setzen sey, aus der Historie u. nach denen alt=frantzöl: principiis weitläufig discouriret wurde. Mad. Montbrun konten wir, weil sie schlief, nicht zu sprechen be- kommen, machten also das heutige Final bey dem Duc de Gesvres, wel- cher, in Gegenwart des Comte de Vienne u. anderer Anwesenden von des letzt verstorbenen Duc de Bourbon u. seiner eigenen i_ deßen Gesellschaft ehemals geführeten höchst debauchanten Lebens- Art, eine umständl: Erzehlung machte, als wovon jener gestorben, er aber nach einer 3 jährigen Medicinischen poenitentz zwar beym Leben blieben, aber doch immer kränckl: sey. Bey welcher Gelegenheit er Illmum ermahnete, in der bisherigen Sobrietaet u. ordentl: Lebens- Art ohnabläßig fort zu fahren, u. sich davon nichts abwendig machen zu laßen. Bey unsrer Zurückkunft ins Quartier erfuhren wir, daß der Comte de Saxe zur Gegen-Visite bey uns gewesen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/131
Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/131>, abgerufen am 21.11.2024.