Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Oft würd' ich bey sanftem Mondschein bis zur
Mitternacht wandeln, in einsamen frohen Be-
trachtungen, über den harmonischen Weltbau,
wenn unzählbare Welten und Sonnen über mir
leuchten.

Auch besucht' ich den Landmann, wenn er
beym Furchen-ziehenden Pflug singt, oder die
frohen Reihen der Schnitter, wenn sie ihre länd-
lichen Lieder singen, und hörte ihre frohen Ge-
schichtchens und ihren muntern Scherz; oder
wenn der Herbst kommt, und die Bäume bunt
färbet, dann würd' ich die Gesang-vollen Wein-
Hügel besuchen, wenn die Mädchens und die
Jünglinge im Rebenhain lachen, und die reifen
Trauben sammeln. Wenn der Reichthum des
Herbstes gesammelt ist, dann gehen sie jauchzend
zu der Hütte zurük, wo der Kelter lautes Knarren
weit umher tönt; sie sammeln sich in der Hütte,
wo ein frohes Mahl sie erwartet. Der erste Hun-
ger ist gestillet, izt kommt der ländliche Scherz

Oft würd’ ich bey ſanftem Mondſchein bis zur
Mitternacht wandeln, in einſamen frohen Be-
trachtungen, über den harmoniſchen Weltbau,
wenn unzählbare Welten und Sonnen über mir
leuchten.

Auch beſucht’ ich den Landmann, wenn er
beym Furchen-ziehenden Pflug ſingt, oder die
frohen Reihen der Schnitter, wenn ſie ihre länd-
lichen Lieder ſingen, und hörte ihre frohen Ge-
ſchichtchens und ihren muntern Scherz; oder
wenn der Herbſt kommt, und die Bäume bunt
färbet, dann würd’ ich die Geſang-vollen Wein-
Hügel beſuchen, wenn die Mädchens und die
Jünglinge im Rebenhain lachen, und die reifen
Trauben ſammeln. Wenn der Reichthum des
Herbſtes geſammelt iſt, dann gehen ſie jauchzend
zu der Hütte zurük, wo der Kelter lautes Knarren
weit umher tönt; ſie ſammeln ſich in der Hütte,
wo ein frohes Mahl ſie erwartet. Der erſte Hun-
ger iſt geſtillet, izt kommt der ländliche Scherz

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0132" n="127"/>
        <p>Oft würd&#x2019; ich bey &#x017F;anftem Mond&#x017F;chein bis zur<lb/>
Mitternacht wandeln, in ein&#x017F;amen frohen Be-<lb/>
trachtungen, über den harmoni&#x017F;chen Weltbau,<lb/>
wenn unzählbare Welten und Sonnen über mir<lb/>
leuchten.</p><lb/>
        <p>Auch be&#x017F;ucht&#x2019; ich den Landmann, wenn er<lb/>
beym Furchen-ziehenden Pflug &#x017F;ingt, oder die<lb/>
frohen Reihen der Schnitter, wenn &#x017F;ie ihre länd-<lb/>
lichen Lieder &#x017F;ingen, und hörte ihre frohen Ge-<lb/>
&#x017F;chichtchens und ihren muntern Scherz; oder<lb/>
wenn der Herb&#x017F;t kommt, und die Bäume bunt<lb/>
färbet, dann würd&#x2019; ich die Ge&#x017F;ang-vollen Wein-<lb/>
Hügel be&#x017F;uchen, wenn die Mädchens und die<lb/>
Jünglinge im Rebenhain lachen, und die reifen<lb/>
Trauben &#x017F;ammeln. Wenn der Reichthum des<lb/>
Herb&#x017F;tes ge&#x017F;ammelt i&#x017F;t, dann gehen &#x017F;ie jauchzend<lb/>
zu der Hütte zurük, wo der Kelter lautes Knarren<lb/>
weit umher tönt; &#x017F;ie &#x017F;ammeln &#x017F;ich in der Hütte,<lb/>
wo ein frohes Mahl &#x017F;ie erwartet. Der er&#x017F;te Hun-<lb/>
ger i&#x017F;t ge&#x017F;tillet, izt kommt der ländliche Scherz<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0132] Oft würd’ ich bey ſanftem Mondſchein bis zur Mitternacht wandeln, in einſamen frohen Be- trachtungen, über den harmoniſchen Weltbau, wenn unzählbare Welten und Sonnen über mir leuchten. Auch beſucht’ ich den Landmann, wenn er beym Furchen-ziehenden Pflug ſingt, oder die frohen Reihen der Schnitter, wenn ſie ihre länd- lichen Lieder ſingen, und hörte ihre frohen Ge- ſchichtchens und ihren muntern Scherz; oder wenn der Herbſt kommt, und die Bäume bunt färbet, dann würd’ ich die Geſang-vollen Wein- Hügel beſuchen, wenn die Mädchens und die Jünglinge im Rebenhain lachen, und die reifen Trauben ſammeln. Wenn der Reichthum des Herbſtes geſammelt iſt, dann gehen ſie jauchzend zu der Hütte zurük, wo der Kelter lautes Knarren weit umher tönt; ſie ſammeln ſich in der Hütte, wo ein frohes Mahl ſie erwartet. Der erſte Hun- ger iſt geſtillet, izt kommt der ländliche Scherz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/132
Zitationshilfe: [Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/132>, abgerufen am 24.11.2024.