keit zu haben scheinen. Oft reiss ich mich aus der Stadt los, und fliehe in einsame Ge- genden, dann entreisst die Schönheit der Na- tur mein Gemüth allem dem Ekel und allen den wiedrigen Eindrüken, die mich aus der Stadt verfolgt haben; ganz entzükt, ganz Empfindung über ihre Schönheit, bin ich dann glüklich wie ein Hirt im goldnen Weltalter und reicher als ein König.
Die Ekloge hat ihre Scenen in eben die- sen so beliebten Gegenden, sie bevölkert die- selben mit würdigen Bewohnern, und giebt uns Züge aus dem Leben glüklicher Leute, wie sie sich bey der natürlichsten Einfalt der Sitten, der Lebens-Art und ihrer Neigun- gen, bey allen Begegnissen, in Glük und Un- glük betragen. Sie sind frey von allen den Sclavischen Verhältnissen, und von allen
keit zu haben ſcheinen. Oft reiſs ich mich aus der Stadt los, und fliehe in einſame Ge- genden, dann entreiſst die Schönheit der Na- tur mein Gemüth allem dem Ekel und allen den wiedrigen Eindrüken, die mich aus der Stadt verfolgt haben; ganz entzükt, ganz Empfindung über ihre Schönheit, bin ich dann glüklich wie ein Hirt im goldnen Weltalter und reicher als ein König.
Die Ekloge hat ihre Scenen in eben die- ſen ſo beliebten Gegenden, ſie bevölkert die- ſelben mit würdigen Bewohnern, und giebt uns Züge aus dem Leben glüklicher Leute, wie ſie ſich bey der natürlichſten Einfalt der Sitten, der Lebens-Art und ihrer Neigun- gen, bey allen Begegniſſen, in Glük und Un- glük betragen. Sie ſind frey von allen den Sclaviſchen Verhältniſſen, und von allen
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keit zu haben ſcheinen. Oft reiſs ich mich
aus der Stadt los, und fliehe in einſame Ge-
genden, dann entreiſst die Schönheit der Na-
tur mein Gemüth allem dem Ekel und allen
den wiedrigen Eindrüken, die mich aus
der Stadt verfolgt haben; ganz entzükt,
ganz Empfindung über ihre Schönheit, bin
ich dann glüklich wie ein Hirt im goldnen
Weltalter und reicher als ein König.
Die Ekloge hat ihre Scenen in eben die-
ſen ſo beliebten Gegenden, ſie bevölkert die-
ſelben mit würdigen Bewohnern, und giebt
uns Züge aus dem Leben glüklicher Leute,
wie ſie ſich bey der natürlichſten Einfalt der
Sitten, der Lebens-Art und ihrer Neigun-
gen, bey allen Begegniſſen, in Glük und Un-
glük betragen. Sie ſind frey von allen den
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[Geßner, Salomon]: Idyllen. Zürich, 1756, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_idyllen_1756/11>, abgerufen am 25.07.2024.
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