daß das Jahr 1740. ein sehr denck- und merckwürdi- ges Jahr gewesen. Es war ein harter Winter. Ein kurtzer Frühling und Sommer; grosse Theurung und Noth; Es sturben etliche grosse Herren, und die Buch- drucker begehen ein Jubelfest. Bey welcher Gele- genheit viele Schriften herausgekommen, die aber nicht vor den gemeinen und armen Mann wären, wie der Herr Verfasser glaubt, dahero er diese Bogen aufgesetzt. Er hat selbigen die Uberschrift: Evange- lisch-Lutherische Buchdruckerfreude, deßwegen gege- ben, weil er geglaubt, die Römisch-Catholischen hät- ten kein Jubelfest begangen. Er irret sich aber ge- waltig, und verräth seine Unwissenheit treflich. Breß- lau, Bamberg, Prag, und andere Orte mehr, zeugen wider ihn, welches er gar leicht erfahren können, wenn er sich nur umgesehen hätte. Es waren da viele Nach- richten davon gedruckt. Endlich gelangen wir zu dem Gespräch selbsten. Es ist in drey Capitel abgetheilet. Jn dem ersten wird von der Erfindung und Ausbrei- tung der Buchdruckerkunst gehandelt; in dem andern von dem grossen Nutzen dieser Kunst; das dritte er- zehlet uns, wie das Jubelfest zu Ulm begangen wor- den sey, welches wir bereits schon gewußt haben, in- dem uns selbiges die Ulmischen Jubelreden hinlänglich genug erzehlet haben. S. meinen III. Theil p. 63. Ausserdem ist dieses Gespräch wider die Natur er- dichtet. Denn ein Buchdrucker weiß gewiß nicht so viel, als ihm hier beygeleget worden. Es ist zu gelehrt vor ihn. Der redend eingeführte Bürger fragt auch viel zu gelehrt, als ihm zukommt. Diese beyde Bür- ger sind, nach dem Begriff und Einrichtung des Herrn Verfassers, hochersahrne Leute.
§. 47.
Als das dritte hundertjährige Jubelfest wegen
Er-
daß das Jahr 1740. ein ſehr denck- und merckwuͤrdi- ges Jahr geweſen. Es war ein harter Winter. Ein kurtzer Fruͤhling und Sommer; groſſe Theurung und Noth; Es ſturben etliche groſſe Herren, und die Buch- drucker begehen ein Jubelfeſt. Bey welcher Gele- genheit viele Schriften herausgekommen, die aber nicht vor den gemeinen und armen Mann waͤren, wie der Herr Verfaſſer glaubt, dahero er dieſe Bogen aufgeſetzt. Er hat ſelbigen die Uberſchrift: Evange- liſch-Lutheriſche Buchdruckerfreude, deßwegen gege- ben, weil er geglaubt, die Roͤmiſch-Catholiſchen haͤt- ten kein Jubelfeſt begangen. Er irret ſich aber ge- waltig, und verraͤth ſeine Unwiſſenheit treflich. Breß- lau, Bamberg, Prag, und andere Orte mehr, zeugen wider ihn, welches er gar leicht erfahren koͤnnen, wenn er ſich nur umgeſehen haͤtte. Es waren da viele Nach- richten davon gedruckt. Endlich gelangen wir zu dem Geſpraͤch ſelbſten. Es iſt in drey Capitel abgetheilet. Jn dem erſten wird von der Erfindung und Ausbrei- tung der Buchdruckerkunſt gehandelt; in dem andern von dem groſſen Nutzen dieſer Kunſt; das dritte er- zehlet uns, wie das Jubelfeſt zu Ulm begangen wor- den ſey, welches wir bereits ſchon gewußt haben, in- dem uns ſelbiges die Ulmiſchen Jubelreden hinlaͤnglich genug erzehlet haben. S. meinen III. Theil p. 63. Auſſerdem iſt dieſes Geſpraͤch wider die Natur er- dichtet. Denn ein Buchdrucker weiß gewiß nicht ſo viel, als ihm hier beygeleget worden. Es iſt zu gelehrt vor ihn. Der redend eingefuͤhrte Buͤrger fragt auch viel zu gelehrt, als ihm zukommt. Dieſe beyde Buͤr- ger ſind, nach dem Begriff und Einrichtung des Herrn Verfaſſers, hocherſahrne Leute.
§. 47.
Als das dritte hundertjährige Jubelfeſt wegen
Er-
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daß das Jahr 1740. ein ſehr denck- und merckwuͤrdi-
ges Jahr geweſen. Es war ein harter Winter. Ein
kurtzer Fruͤhling und Sommer; groſſe Theurung und
Noth; Es ſturben etliche groſſe Herren, und die Buch-
drucker begehen ein Jubelfeſt. Bey welcher Gele-
genheit viele Schriften herausgekommen, die aber
nicht vor den gemeinen und armen Mann waͤren, wie
der Herr Verfaſſer glaubt, dahero er dieſe Bogen
aufgeſetzt. Er hat ſelbigen die Uberſchrift: Evange-
liſch-Lutheriſche Buchdruckerfreude, deßwegen gege-
ben, weil er geglaubt, die Roͤmiſch-Catholiſchen haͤt-
ten kein Jubelfeſt begangen. Er irret ſich aber ge-
waltig, und verraͤth ſeine Unwiſſenheit treflich. Breß-
lau, Bamberg, Prag, und andere Orte mehr, zeugen
wider ihn, welches er gar leicht erfahren koͤnnen, wenn
er ſich nur umgeſehen haͤtte. Es waren da viele Nach-
richten davon gedruckt. Endlich gelangen wir zu dem
Geſpraͤch ſelbſten. Es iſt in drey Capitel abgetheilet.
Jn dem erſten wird von der Erfindung und Ausbrei-
tung der Buchdruckerkunſt gehandelt; in dem andern
von dem groſſen Nutzen dieſer Kunſt; das dritte er-
zehlet uns, wie das Jubelfeſt zu Ulm begangen wor-
den ſey, welches wir bereits ſchon gewußt haben, in-
dem uns ſelbiges die Ulmiſchen Jubelreden hinlaͤnglich
genug erzehlet haben. S. meinen III. Theil p. 63.
Auſſerdem iſt dieſes Geſpraͤch wider die Natur er-
dichtet. Denn ein Buchdrucker weiß gewiß nicht ſo
viel, als ihm hier beygeleget worden. Es iſt zu gelehrt
vor ihn. Der redend eingefuͤhrte Buͤrger fragt auch
viel zu gelehrt, als ihm zukommt. Dieſe beyde Buͤr-
ger ſind, nach dem Begriff und Einrichtung des Herrn
Verfaſſers, hocherſahrne Leute.
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/64>, abgerufen am 27.11.2024.
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