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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745.

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entweder in der betrüglichen Einbildung, oder in
den Gedancken, daß durch das vorgesetzte Zeugniß
meines Namens fremden Büchern einiger Credit
zuwachse, und dieselben bey andern beliebter
würden.

(a) Es war dieser Justus Menius zu Fulda 1499. geboh-
ren, und ein guter Freund Lutheri. Daher ihn auch
Lutherus mit Vorsetzung seiner Vorrede beehrte.
Nachdem er zuerst Diaconus in Mühlberg gewesen
war: ward er Prediger zu St. Thomas in Erfurt.
Hierauf wurde er der erste Lutherische Superintendent
in Eisenach, und zuletzt, als Friedr. Mecum, der insge-
mein Myconius genennet wird, 1546. starb, Superint.
in Gotha. Wegen der Majoristischen Streitigkeiten,
da er mit gesagt hatte: die guten Wercke sind noth-
wendig zur Seligkeit, muste er von Gotha nach Lan-
gensaltza entweichen. Ward aber, dem ungeachtet, Pastor
zu St. Thomas in Leipzig, und starb auch daselbst
1588. Man kan aus der Vorsetzung der Vorrede Lu-
theri, ingleichen aus seinen häuffigen Veränderungen
im Amte, und daß er dem Colloquio zu Marburg mit
beygewohnet, auf seine Gaben und Verdienste leicht
schliessen.
§. II.

Es ist das also schon eine gar altes Stratagema
der Buchdrucker und Buchhändler, daß sie vor
ihre Wercke, deren Abgang sie befördern wollen, ei-
nes berühmten und beliebten Mannes Vorrede (a) setzen lassen. Denn in der That die meisten Gelehr-
ten hangen an dem Vorurtheile des Ansehens,
ungeachtet sie sichs nicht einbilden, noch dasselbe ge-
stehen wollen. Jene wissen also, daß die meisten ein
Buch kauffen und lesen: weil ein in der gelehrten

Welt

entweder in der betruͤglichen Einbildung, oder in
den Gedancken, daß durch das vorgeſetzte Zeugniß
meines Namens fremden Buͤchern einiger Credit
zuwachſe, und dieſelben bey andern beliebter
wuͤrden.

(a) Es war dieſer Juſtus Menius zu Fulda 1499. geboh-
ren, und ein guter Freund Lutheri. Daher ihn auch
Lutherus mit Vorſetzung ſeiner Vorrede beehrte.
Nachdem er zuerſt Diaconus in Muͤhlberg geweſen
war: ward er Prediger zu St. Thomas in Erfurt.
Hierauf wurde er der erſte Lutheriſche Superintendent
in Eiſenach, und zuletzt, als Friedr. Mecum, der insge-
mein Myconius genennet wird, 1546. ſtarb, Superint.
in Gotha. Wegen der Majoriſtiſchen Streitigkeiten,
da er mit geſagt hatte: die guten Wercke ſind noth-
wendig zur Seligkeit, muſte er von Gotha nach Lan-
genſaltza entweichen. Ward abeꝛ, dem ungeachtet, Paſtor
zu St. Thomas in Leipzig, und ſtarb auch daſelbſt
1588. Man kan aus der Vorſetzung der Vorrede Lu-
theri, ingleichen aus ſeinen haͤuffigen Veraͤnderungen
im Amte, und daß er dem Colloquio zu Marburg mit
beygewohnet, auf ſeine Gaben und Verdienſte leicht
ſchlieſſen.
§. II.

Es iſt das alſo ſchon eine gar altes Stratagema
der Buchdrucker und Buchhaͤndler, daß ſie vor
ihre Wercke, deren Abgang ſie befoͤrdern wollen, ei-
nes beruͤhmten und beliebten Mañes Vorrede (a) ſetzen laſſen. Denn in der That die meiſten Gelehr-
ten hangen an dem Vorurtheile des Anſehens,
ungeachtet ſie ſichs nicht einbilden, noch daſſelbe ge-
ſtehen wollen. Jene wiſſen alſo, daß die meiſten ein
Buch kauffen und leſen: weil ein in der gelehrten

Welt
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[143/0442] entweder in der betruͤglichen Einbildung, oder in den Gedancken, daß durch das vorgeſetzte Zeugniß meines Namens fremden Buͤchern einiger Credit zuwachſe, und dieſelben bey andern beliebter wuͤrden. ⁽a⁾ Es war dieſer Juſtus Menius zu Fulda 1499. geboh- ren, und ein guter Freund Lutheri. Daher ihn auch Lutherus mit Vorſetzung ſeiner Vorrede beehrte. Nachdem er zuerſt Diaconus in Muͤhlberg geweſen war: ward er Prediger zu St. Thomas in Erfurt. Hierauf wurde er der erſte Lutheriſche Superintendent in Eiſenach, und zuletzt, als Friedr. Mecum, der insge- mein Myconius genennet wird, 1546. ſtarb, Superint. in Gotha. Wegen der Majoriſtiſchen Streitigkeiten, da er mit geſagt hatte: die guten Wercke ſind noth- wendig zur Seligkeit, muſte er von Gotha nach Lan- genſaltza entweichen. Ward abeꝛ, dem ungeachtet, Paſtor zu St. Thomas in Leipzig, und ſtarb auch daſelbſt 1588. Man kan aus der Vorſetzung der Vorrede Lu- theri, ingleichen aus ſeinen haͤuffigen Veraͤnderungen im Amte, und daß er dem Colloquio zu Marburg mit beygewohnet, auf ſeine Gaben und Verdienſte leicht ſchlieſſen. §. II. Es iſt das alſo ſchon eine gar altes Stratagema der Buchdrucker und Buchhaͤndler, daß ſie vor ihre Wercke, deren Abgang ſie befoͤrdern wollen, ei- nes beruͤhmten und beliebten Mañes Vorrede ⁽a⁾ ſetzen laſſen. Denn in der That die meiſten Gelehr- ten hangen an dem Vorurtheile des Anſehens, ungeachtet ſie ſichs nicht einbilden, noch daſſelbe ge- ſtehen wollen. Jene wiſſen alſo, daß die meiſten ein Buch kauffen und leſen: weil ein in der gelehrten Welt

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/442>, abgerufen am 22.11.2024.