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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745.

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alles Recht und natürliche und Christl. Billigkeit,
von iemanden nachgedruckt worden. Jedoch es wer-
den vielleicht solche seyn, die Gewinnsucht und diebische
Entwendung dessen, was des Nächsten ist, vor keine
Sünde achten; an die Regel CHristi aber gar nicht ge-
dencken: was du wilst, daß dir die Leute nicht thun sollen,
das thue ihnen auch nicht. Denn wenn sie daran ge-
dacht hätten: würden sie ja nimmermehr auf eine
solche ihrem Stande gar nicht anständige Unterneh-
mung gefallen seyn.
§. III.
"Derselbige verfluchte Geitz hat unter allen an-
"dern Ubeln, so er treibt, sich auch an unsere Ar-
"beit
gemacht, darinn seine Bosheit und Scha-
"den zu üben. Denn nachdem uns allhier zu Wit-
"tenberg der barmhertzige GOtt seine unaussprech-
"liche Gnade gegeben hat, daß wir sein heiliges
"Wort und die heilige Biblia hell und lauter in die
"teutsche Sprache bracht haben; daran wir (wie
"das ein ieglicher Vernünfftiger wohl dencken kan,)
"treffliche grosse Arbeit (a) (doch alles durch
"GOttes Gnade) gethan: so fähret der Geitz zu,
"und thut unsern Buchdruckern diese Schalckheit
"und Büberey, daß andere flugs bald hernach dru-
"cken; und also der unsern Rauberey ist, die GOtt
"auch wohl strafen wird, und keinem ehrlichen
"christlichen Menschen wohl anstehet. Wiewol
"meinethalben daran nichts gelegen. Denn ich
"habs umsonst empfangen; umsonst habe
"ichs gegeben, und begehre auch dafür
"nichts.
(b) CHristus mein HErr hat mirs viel
"hundert tausendfältig vergolten.

(a) Uber-
J 4
alles Recht und natuͤrliche und Chriſtl. Billigkeit,
von iemanden nachgedruckt worden. Jedoch es wer-
den vielleicht ſolche ſeyn, die Gewinnſucht und diebiſche
Entwendung deſſen, was des Naͤchſten iſt, vor keine
Suͤnde achten; an die Regel CHriſti aber gar nicht ge-
dencken: was du wilſt, daß dir die Leute nicht thun ſollen,
das thue ihnen auch nicht. Denn wenn ſie daran ge-
dacht haͤtten: wuͤrden ſie ja nimmermehr auf eine
ſolche ihrem Stande gar nicht anſtaͤndige Unterneh-
mung gefallen ſeyn.
§. III.
„Derſelbige verfluchte Geitz hat unter allen an-
„dern Ubeln, ſo er treibt, ſich auch an unſere Ar-
„beit
gemacht, darinn ſeine Bosheit und Scha-
„den zu uͤben. Denn nachdem uns allhier zu Wit-
„tenberg der barmhertzige GOtt ſeine unausſprech-
„liche Gnade gegeben hat, daß wir ſein heiliges
„Wort und die heilige Biblia hell und lauter in die
„teutſche Sprache bracht haben; daran wir (wie
„das ein ieglicher Vernuͤnfftiger wohl dencken kan,)
„treffliche groſſe Arbeit (a) (doch alles durch
„GOttes Gnade) gethan: ſo faͤhret der Geitz zu,
„und thut unſern Buchdruckern dieſe Schalckheit
„und Buͤberey, daß andere flugs bald hernach dru-
„cken; und alſo der unſern Rauberey iſt, die GOtt
„auch wohl ſtrafen wird, und keinem ehrlichen
„chriſtlichen Menſchen wohl anſtehet. Wiewol
„meinethalben daran nichts gelegen. Denn ich
„habs umſonſt empfangen; umſonſt habe
„ichs gegeben, und begehre auch dafuͤr
„nichts.
(b) CHriſtus mein HErr hat mirs viel
„hundert tauſendfaͤltig vergolten.

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J 4
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[135/0434] ⁽a⁾ alles Recht und natuͤrliche und Chriſtl. Billigkeit, von iemanden nachgedruckt worden. Jedoch es wer- den vielleicht ſolche ſeyn, die Gewinnſucht und diebiſche Entwendung deſſen, was des Naͤchſten iſt, vor keine Suͤnde achten; an die Regel CHriſti aber gar nicht ge- dencken: was du wilſt, daß dir die Leute nicht thun ſollen, das thue ihnen auch nicht. Denn wenn ſie daran ge- dacht haͤtten: wuͤrden ſie ja nimmermehr auf eine ſolche ihrem Stande gar nicht anſtaͤndige Unterneh- mung gefallen ſeyn. §. III. „Derſelbige verfluchte Geitz hat unter allen an- „dern Ubeln, ſo er treibt, ſich auch an unſere Ar- „beit gemacht, darinn ſeine Bosheit und Scha- „den zu uͤben. Denn nachdem uns allhier zu Wit- „tenberg der barmhertzige GOtt ſeine unausſprech- „liche Gnade gegeben hat, daß wir ſein heiliges „Wort und die heilige Biblia hell und lauter in die „teutſche Sprache bracht haben; daran wir (wie „das ein ieglicher Vernuͤnfftiger wohl dencken kan,) „treffliche groſſe Arbeit ⁽a⁾ (doch alles durch „GOttes Gnade) gethan: ſo faͤhret der Geitz zu, „und thut unſern Buchdruckern dieſe Schalckheit „und Buͤberey, daß andere flugs bald hernach dru- „cken; und alſo der unſern Rauberey iſt, die GOtt „auch wohl ſtrafen wird, und keinem ehrlichen „chriſtlichen Menſchen wohl anſtehet. Wiewol „meinethalben daran nichts gelegen. Denn ich „habs umſonſt empfangen; umſonſt habe „ichs gegeben, und begehre auch dafuͤr „nichts. ⁽b⁾ CHriſtus mein HErr hat mirs viel „hundert tauſendfaͤltig vergolten. (a) Uber- J 4

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/434>, abgerufen am 22.11.2024.