messen; so daß man weder Ubelstand, noch Unordnung, bey derselben Anblick, zu bemerken hat.
§. VI.
Und wenn ich auch hierbei die so genannte getriebene Arbeit, die die Buchdrucker manchmahl zu ihrer Lust, und Ver- gnügung anderer, zu brauchen pflegen und welche oft mancher- lei artige Erfindungen darstellen; ingleichen den bunten, d. i. aus allerhand Farben bestehenden Druck mit Stillschweigen übergehe: so muß ich doch mit wenigen noch dreier Dinge ge- denken. Man hat selbst in der Residenz des Türkischen Kaisers eine Druckerei angelegt. Denn obgleich des Grie- chischen Patriarchen Cyrilli Lucaris Unternehmung, durch die List der Jesuiten, nicht zur Kraft kam; weil Blindheit und Eigen- nutz im Wege stunden: so hat man doch 1728 mit Vergnügen erfahren, daß ein gewisser Hungar, der zu den Türkischen Un- glauben übergetreten, sonst aber des ehemahligen Siebenbürgi- schen Fürstens Ragozy Agente und Dollmetscher gewesen, durch Beihülfe einiger Juden, und Genehmhaltung des Groß Sul- tans, des Muffci und anderer Türkischen Befehlshaber, ein Tür- kisches Wörter-Buch in zween Voluminibus an das Licht gestellt. Und wie D. Joh. Friedr. Bachstrom, dieselbe Druckerei vollends in Ordnung gebracht, ist anderweit, sonderlich aber bey dem be- rühmten Lesser in der kurtzgefaßten Historie der Buchdruckerei Bl. 104 mit mehrern nachzulesen. Jn aller darüber entstandnen Unruhen ungeachtet, wurde, in dieser Arbeit, nach der Zeit, mit großem Eifer fortgefahren: weil der Türkische Kaiser und des- sen Oberpriester, ohne daß sie sich an das Mißvergnügen der Türkischen Schreiber kehrten, dieses Werk unterstützten.
§. VII.
So ist auch hierbei die Bemühung in Halle und Tran- qvebar malabarische Bücher der Welt vor Augen zu legen nicht wegzulassen. Denn sie beweiset offenbar, daß den Neuern ein Vorzug vor den Alten gebühre. Ein gleiches muß ich von den Buchdruckereien in Rußland sagen, die in der That in ganz andern Zustande zu unsern Zeiten sich befinden, als ehedem. Es sind auch gnug daselbst ausgefertigte Bücher verhanden, die einen ieden von dieser Sache zur Gnüge überzeugen können. Be- siehe unsern dritten Theil Bl. 329, ingle ichen Bl. 350.
Jedoch ich muß dich, mein Leser, um Verzeihung bitten, daß ich mit meinem vierten und letzten Theile der so nöthig als nütz- lichen Buchdruckerkunst so lange ausgeblieben. Jch bin, wider Willen und Hoffen, in einer gewissen Sache verhindert worden.
Jn-
Vorrede.
meſſen; ſo daß man weder Ubelſtand, noch Unordnung, bey derſelben Anblick, zu bemerken hat.
§. VI.
Und wenn ich auch hierbei die ſo genannte getriebene Arbeit, die die Buchdrucker manchmahl zu ihrer Luſt, und Ver- gnuͤgung anderer, zu brauchen pflegen und welche oft mancher- lei artige Erfindungen darſtellen; ingleichen den bunten, d. i. aus allerhand Farben beſtehenden Druck mit Stillſchweigen uͤbergehe: ſo muß ich doch mit wenigen noch dreier Dinge ge- denken. Man hat ſelbſt in der Reſidenz des Tuͤrkiſchen Kaiſers eine Druckerei angelegt. Denn obgleich des Grie- chiſchen Patriarchen Cyrilli Lucaris Unternehmung, durch die Liſt der Jeſuiten, nicht zur Kraft kam; weil Blindheit und Eigen- nutz im Wege ſtunden: ſo hat man doch 1728 mit Vergnuͤgen erfahren, daß ein gewiſſer Hungar, der zu den Tuͤrkiſchen Un- glauben uͤbergetreten, ſonſt aber des ehemahligen Siebenbuͤrgi- ſchen Fuͤrſtens Ragozy Agente und Dollmetſcher geweſen, durch Beihuͤlfe einiger Juden, und Genehmhaltung des Groß Sul- tans, des Muffci und anderer Tuͤrkiſchen Befehlshaber, ein Tuͤr- kiſches Woͤrter-Buch in zween Voluminibus an das Licht geſtellt. Und wie D. Joh. Friedr. Bachſtrom, dieſelbe Druckerei vollends in Ordnung gebracht, iſt anderweit, ſonderlich aber bey dem be- ruͤhmten Leſſer in der kurtzgefaßten Hiſtorie der Buchdruckerei Bl. 104 mit mehrern nachzuleſen. Jn aller daruͤber entſtandnen Unruhen ungeachtet, wurde, in dieſer Arbeit, nach der Zeit, mit großem Eifer fortgefahren: weil der Tuͤrkiſche Kaiſer und deſ- ſen Oberprieſter, ohne daß ſie ſich an das Mißvergnuͤgen der Tuͤrkiſchen Schreiber kehrten, dieſes Werk unterſtuͤtzten.
§. VII.
So iſt auch hierbei die Bemuͤhung in Halle und Tran- qvebar malabariſche Buͤcher der Welt vor Augen zu legen nicht wegzulaſſen. Denn ſie beweiſet offenbar, daß den Neuern ein Vorzug vor den Alten gebuͤhre. Ein gleiches muß ich von den Buchdruckereien in Rußland ſagen, die in der That in ganz andern Zuſtande zu unſern Zeiten ſich befinden, als ehedem. Es ſind auch gnug daſelbſt ausgefertigte Buͤcher verhanden, die einen ieden von dieſer Sache zur Gnuͤge uͤberzeugen koͤnnen. Be- ſiehe unſern dritten Theil Bl. 329, ingle ichen Bl. 350.
Jedoch ich muß dich, mein Leſer, um Verzeihung bitten, daß ich mit meinem vierten und letzten Theile der ſo noͤthig als nuͤtz- lichen Buchdruckerkunſt ſo lange ausgeblieben. Jch bin, wider Willen und Hoffen, in einer gewiſſen Sache verhindert worden.
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meſſen; ſo daß man weder Ubelſtand, noch Unordnung,
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§. VI. Und wenn ich auch hierbei die ſo genannte getriebene
Arbeit, die die Buchdrucker manchmahl zu ihrer Luſt, und Ver-
gnuͤgung anderer, zu brauchen pflegen und welche oft mancher-
lei artige Erfindungen darſtellen; ingleichen den bunten, d. i.
aus allerhand Farben beſtehenden Druck mit Stillſchweigen
uͤbergehe: ſo muß ich doch mit wenigen noch dreier Dinge ge-
denken. Man hat ſelbſt in der Reſidenz des Tuͤrkiſchen
Kaiſers eine Druckerei angelegt. Denn obgleich des Grie-
chiſchen Patriarchen Cyrilli Lucaris Unternehmung, durch die
Liſt der Jeſuiten, nicht zur Kraft kam; weil Blindheit und Eigen-
nutz im Wege ſtunden: ſo hat man doch 1728 mit Vergnuͤgen
erfahren, daß ein gewiſſer Hungar, der zu den Tuͤrkiſchen Un-
glauben uͤbergetreten, ſonſt aber des ehemahligen Siebenbuͤrgi-
ſchen Fuͤrſtens Ragozy Agente und Dollmetſcher geweſen, durch
Beihuͤlfe einiger Juden, und Genehmhaltung des Groß Sul-
tans, des Muffci und anderer Tuͤrkiſchen Befehlshaber, ein Tuͤr-
kiſches Woͤrter-Buch in zween Voluminibus an das Licht geſtellt.
Und wie D. Joh. Friedr. Bachſtrom, dieſelbe Druckerei vollends
in Ordnung gebracht, iſt anderweit, ſonderlich aber bey dem be-
ruͤhmten Leſſer in der kurtzgefaßten Hiſtorie der Buchdruckerei
Bl. 104 mit mehrern nachzuleſen. Jn aller daruͤber entſtandnen
Unruhen ungeachtet, wurde, in dieſer Arbeit, nach der Zeit, mit
großem Eifer fortgefahren: weil der Tuͤrkiſche Kaiſer und deſ-
ſen Oberprieſter, ohne daß ſie ſich an das Mißvergnuͤgen der
Tuͤrkiſchen Schreiber kehrten, dieſes Werk unterſtuͤtzten.
§. VII. So iſt auch hierbei die Bemuͤhung in Halle und Tran-
qvebar malabariſche Buͤcher der Welt vor Augen zu legen
nicht wegzulaſſen. Denn ſie beweiſet offenbar, daß den Neuern
ein Vorzug vor den Alten gebuͤhre. Ein gleiches muß ich von
den Buchdruckereien in Rußland ſagen, die in der That in
ganz andern Zuſtande zu unſern Zeiten ſich befinden, als ehedem.
Es ſind auch gnug daſelbſt ausgefertigte Buͤcher verhanden, die
einen ieden von dieſer Sache zur Gnuͤge uͤberzeugen koͤnnen. Be-
ſiehe unſern dritten Theil Bl. 329, ingle ichen Bl. 350.
Jedoch ich muß dich, mein Leſer, um Verzeihung bitten, daß
ich mit meinem vierten und letzten Theile der ſo noͤthig als nuͤtz-
lichen Buchdruckerkunſt ſo lange ausgeblieben. Jch bin, wider
Willen und Hoffen, in einer gewiſſen Sache verhindert worden.
Jn-
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/19>, abgerufen am 16.07.2024.
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