gaben, mehr und mehr, von den eingeschlichenen Druck- fehlern gereiniget, welches bei Bibeln und Schulbüchern ganz unvergleichliche Vortheile seyn. Wie ich denn wünschen möchte, daß man mit den Scribenten, die in Schulen tractirt werden, bald nachfolgen; und also die- selben, ohne alle Druckfehler, der Welt mittheilen; zu- gleich aber auch die Ehre unsers Vaterlandes und den Nutzen mehr und mehr befördern möchte. Denn man kann nicht leugnen, daß die Ausländer, sonderlich die Engelländer und Holländer, zum theil auch die Franzo- sen uns bisher, in diesem Stücke, zuvorgekommen sind.
§. III.
Jch komme ferner auf die ietzige Art Noten zu drucken, über die man sonderlich in neuern Zeiten nichts angenehmers sehen kann. Die berühmtesten Mu- sicverständige, die diesen Dingen freilich den rechten Werth zu setzen wissen, werden mir ihren Beifall, in ei- ner Sache, nicht versagen, deren Grund sie, vor andern am besten einzusehen im Stande sind. Zwar bereits vor unsern Zeiten hat man den Liebhabern der edlen Music mit gedruckten Noten einigen Vortheil schaffen wollen. Zu Wittenberg nennte sich George Rhau in des Ludeci seinem Missali einen privilegirten Notenbuchdrucker: denn er war ein Kenner und Liebhaber der Music. Allein es war dieselbe Art mit so vieler Mühe für dem Buchdru- cker, und mit so vieler Unannehmlichkeit für dem Leser verknüpft, daß diese gedruckten Noten, gegen die heutigen zu rechnen, bei nahe ekelhaft wurden. Nunmehro aber kann man die Linien, oder den sogenannten Noten-Plan, mit leichter Mühe und accurat, in einer Reihe, hinter ein- ander darstellen. Hierauf kann man die musicalischen Schlüssel, Tact-Arten und Noten, mit der grösten Be- quemlichkeit und Annehmlichkeit setzen. Muste man vormahls die Noten mit den Linien zugleich darstellen,
und
Vorrede.
gaben, mehr und mehr, von den eingeſchlichenen Druck- fehlern gereiniget, welches bei Bibeln und Schulbuͤchern ganz unvergleichliche Vortheile ſeyn. Wie ich denn wuͤnſchen moͤchte, daß man mit den Scribenten, die in Schulen tractirt werden, bald nachfolgen; und alſo die- ſelben, ohne alle Druckfehler, der Welt mittheilen; zu- gleich aber auch die Ehre unſers Vaterlandes und den Nutzen mehr und mehr befoͤrdern moͤchte. Denn man kann nicht leugnen, daß die Auslaͤnder, ſonderlich die Engellaͤnder und Hollaͤnder, zum theil auch die Franzo- ſen uns bisher, in dieſem Stuͤcke, zuvorgekommen ſind.
§. III.
Jch komme ferner auf die ietzige Art Noten zu drucken, uͤber die man ſonderlich in neuern Zeiten nichts angenehmers ſehen kann. Die beruͤhmteſten Mu- ſicverſtaͤndige, die dieſen Dingen freilich den rechten Werth zu ſetzen wiſſen, werden mir ihren Beifall, in ei- ner Sache, nicht verſagen, deren Grund ſie, vor andern am beſten einzuſehen im Stande ſind. Zwar bereits vor unſern Zeiten hat man den Liebhabern der edlen Muſic mit gedruckten Noten einigen Vortheil ſchaffen wollen. Zu Wittenberg nennte ſich George Rhau in des Ludeci ſeinem Miſſali einen privilegirten Notenbuchdrucker: denn er war ein Kenner und Liebhaber der Muſic. Allein es war dieſelbe Art mit ſo vieler Muͤhe fuͤr dem Buchdru- cker, und mit ſo vieler Unannehmlichkeit fuͤr dem Leſer verknuͤpft, daß dieſe gedruckten Noten, gegen die heutigen zu rechnen, bei nahe ekelhaft wurden. Nunmehro aber kann man die Linien, oder den ſogenannten Noten-Plan, mit leichter Muͤhe und accurat, in einer Reihe, hinter ein- ander darſtellen. Hierauf kann man die muſicaliſchen Schluͤſſel, Tact-Arten und Noten, mit der groͤſten Be- quemlichkeit und Annehmlichkeit ſetzen. Muſte man vormahls die Noten mit den Linien zugleich darſtellen,
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[0016]
Vorrede.
gaben, mehr und mehr, von den eingeſchlichenen Druck-
fehlern gereiniget, welches bei Bibeln und Schulbuͤchern
ganz unvergleichliche Vortheile ſeyn. Wie ich denn
wuͤnſchen moͤchte, daß man mit den Scribenten, die in
Schulen tractirt werden, bald nachfolgen; und alſo die-
ſelben, ohne alle Druckfehler, der Welt mittheilen; zu-
gleich aber auch die Ehre unſers Vaterlandes und den
Nutzen mehr und mehr befoͤrdern moͤchte. Denn man
kann nicht leugnen, daß die Auslaͤnder, ſonderlich die
Engellaͤnder und Hollaͤnder, zum theil auch die Franzo-
ſen uns bisher, in dieſem Stuͤcke, zuvorgekommen ſind.
§. III. Jch komme ferner auf die ietzige Art Noten
zu drucken, uͤber die man ſonderlich in neuern Zeiten
nichts angenehmers ſehen kann. Die beruͤhmteſten Mu-
ſicverſtaͤndige, die dieſen Dingen freilich den rechten
Werth zu ſetzen wiſſen, werden mir ihren Beifall, in ei-
ner Sache, nicht verſagen, deren Grund ſie, vor andern
am beſten einzuſehen im Stande ſind. Zwar bereits vor
unſern Zeiten hat man den Liebhabern der edlen Muſic
mit gedruckten Noten einigen Vortheil ſchaffen wollen.
Zu Wittenberg nennte ſich George Rhau in des Ludeci
ſeinem Miſſali einen privilegirten Notenbuchdrucker:
denn er war ein Kenner und Liebhaber der Muſic. Allein
es war dieſelbe Art mit ſo vieler Muͤhe fuͤr dem Buchdru-
cker, und mit ſo vieler Unannehmlichkeit fuͤr dem Leſer
verknuͤpft, daß dieſe gedruckten Noten, gegen die heutigen
zu rechnen, bei nahe ekelhaft wurden. Nunmehro aber
kann man die Linien, oder den ſogenannten Noten-Plan,
mit leichter Muͤhe und accurat, in einer Reihe, hinter ein-
ander darſtellen. Hierauf kann man die muſicaliſchen
Schluͤſſel, Tact-Arten und Noten, mit der groͤſten Be-
quemlichkeit und Annehmlichkeit ſetzen. Muſte man
vormahls die Noten mit den Linien zugleich darſtellen,
und
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 4. Leipzig. 1745, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst04_1745/16>, abgerufen am 16.07.2024.
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