Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. I. Verzeichniß
Und dieses sind die allerersten gedruckten Bücher in
der Welt. Sie hielten sich in dem Hause zum jun-
gen,
welches Guttenberg gehörte, und von der Zeit
an nur das Buchdruckerhauß genennet wurde, gantz
stille und in geheim auf, damit ihre Kunst nicht ent-
deckt würde. Faust brachte hierauf eine grose An-
zahl Bibeln nach Pariß zum Verkauf. Weil aber
die Käufer eine ausserordentliche Gleichheit darinnen
fanden, die es noch vor geschrieben hielten, so be-
schuldigten sie ihn einer Hexerey, daß er auch genö-
thiget wurde Pariß zu verlassen. Er flohe also in al-
ler Eil nach Mayntz, und von dar nach Straßburg,
allwo er Johann Menteln die Kunst entdeckte.
Der erworbene Gewinnst gab Gelegenheit, daß sich
die ersten Erfinder veruneinigten. Weil sich nun
Guttenberg beleydiget befand, und vor Gericht die
Sache verlohr, so gieng er nach Straßburg und rich-
tete daselbst mit einigen Gehülfen eine Druckerey an,
welches um das Jahr 1455. geschahe. Weil es ihm
aber auch hier nicht nach seinem Sinn gieng, so ver-
fügte er sich 1459. nach Haarlem und legte daselbst
eine Druckerey an. Der Ruf von der zu Haarlem
errichteten Buchdruckerey kam bald nach Engelland.
dahero der Cantzler von der hohen Schule zu Oxford
Thomas Bourchier sogleich Robert Tournor
nebst einem Kauffmann Wilhelm Caxton nach
Holland schickte, Nachricht davon einzuziehen. Sie
brachten es auch so weit, daß sie Friedrich von
Corselles,
einen Mitarbeiter des Guttenbergs,
mit Geld bestachen, und ihn nach Oxford überschiff-
ten. Aller Wahrscheinlichkeit nach mag man diese
Untreue mit Gensfleisch zu Straßburg, und mit
Fausten zn Haarlem vermenget haben. Unterdessen

ver-

Cap. I. Verzeichniß
Und dieſes ſind die allererſten gedruckten Buͤcher in
der Welt. Sie hielten ſich in dem Hauſe zum jun-
gen,
welches Guttenberg gehoͤrte, und von der Zeit
an nur das Buchdruckerhauß genennet wurde, gantz
ſtille und in geheim auf, damit ihre Kunſt nicht ent-
deckt wuͤrde. Fauſt brachte hierauf eine groſe An-
zahl Bibeln nach Pariß zum Verkauf. Weil aber
die Kaͤufer eine auſſerordentliche Gleichheit darinnen
fanden, die es noch vor geſchrieben hielten, ſo be-
ſchuldigten ſie ihn einer Hexerey, daß er auch genoͤ-
thiget wurde Pariß zu verlaſſen. Er flohe alſo in al-
ler Eil nach Mayntz, und von dar nach Straßburg,
allwo er Johann Menteln die Kunſt entdeckte.
Der erworbene Gewinnſt gab Gelegenheit, daß ſich
die erſten Erfinder veruneinigten. Weil ſich nun
Guttenberg beleydiget befand, und vor Gericht die
Sache verlohr, ſo gieng er nach Straßburg und rich-
tete daſelbſt mit einigen Gehuͤlfen eine Druckerey an,
welches um das Jahr 1455. geſchahe. Weil es ihm
aber auch hier nicht nach ſeinem Sinn gieng, ſo ver-
fuͤgte er ſich 1459. nach Haarlem und legte daſelbſt
eine Druckerey an. Der Ruf von der zu Haarlem
errichteten Buchdruckerey kam bald nach Engelland.
dahero der Cantzler von der hohen Schule zu Oxford
Thomas Bourchier ſogleich Robert Tournor
nebſt einem Kauffmann Wilhelm Caxton nach
Holland ſchickte, Nachricht davon einzuziehen. Sie
brachten es auch ſo weit, daß ſie Friedrich von
Corſelles,
einen Mitarbeiter des Guttenbergs,
mit Geld beſtachen, und ihn nach Oxford uͤberſchiff-
ten. Aller Wahrſcheinlichkeit nach mag man dieſe
Untreue mit Gensfleiſch zu Straßburg, und mit
Fauſten zn Haarlem vermenget haben. Unterdeſſen

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0066" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. <hi rendition="#aq">I.</hi> Verzeichniß</hi></fw><lb/>
Und die&#x017F;es &#x017F;ind die allerer&#x017F;ten gedruckten Bu&#x0364;cher in<lb/>
der Welt. Sie hielten &#x017F;ich in dem Hau&#x017F;e <hi rendition="#fr">zum jun-<lb/>
gen,</hi> welches <hi rendition="#fr">Guttenberg</hi> geho&#x0364;rte, und von der Zeit<lb/>
an nur das Buchdruckerhauß genennet wurde, gantz<lb/>
&#x017F;tille und in geheim auf, damit ihre Kun&#x017F;t nicht ent-<lb/>
deckt wu&#x0364;rde. <hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi> brachte hierauf eine gro&#x017F;e An-<lb/>
zahl Bibeln nach Pariß zum Verkauf. Weil aber<lb/>
die Ka&#x0364;ufer eine au&#x017F;&#x017F;erordentliche Gleichheit darinnen<lb/>
fanden, die es noch vor ge&#x017F;chrieben hielten, &#x017F;o be-<lb/>
&#x017F;chuldigten &#x017F;ie ihn einer Hexerey, daß er auch geno&#x0364;-<lb/>
thiget wurde Pariß zu verla&#x017F;&#x017F;en. Er flohe al&#x017F;o in al-<lb/>
ler Eil nach Mayntz, und von dar nach Straßburg,<lb/>
allwo er <hi rendition="#fr">Johann Menteln</hi> die Kun&#x017F;t entdeckte.<lb/>
Der erworbene Gewinn&#x017F;t gab Gelegenheit, daß &#x017F;ich<lb/>
die er&#x017F;ten Erfinder veruneinigten. Weil &#x017F;ich nun<lb/><hi rendition="#fr">Guttenberg</hi> beleydiget befand, und vor Gericht die<lb/>
Sache verlohr, &#x017F;o gieng er nach Straßburg und rich-<lb/>
tete da&#x017F;elb&#x017F;t mit einigen Gehu&#x0364;lfen eine Druckerey an,<lb/>
welches um das Jahr 1455. ge&#x017F;chahe. Weil es ihm<lb/>
aber auch hier nicht nach &#x017F;einem Sinn gieng, &#x017F;o ver-<lb/>
fu&#x0364;gte er &#x017F;ich 1459. nach Haarlem und legte da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
eine Druckerey an. Der Ruf von der zu Haarlem<lb/>
errichteten Buchdruckerey kam bald nach Engelland.<lb/>
dahero der Cantzler von der hohen Schule zu Oxford<lb/><hi rendition="#fr">Thomas Bourchier</hi> &#x017F;ogleich <hi rendition="#fr">Robert Tournor</hi><lb/>
neb&#x017F;t einem Kauffmann <hi rendition="#fr">Wilhelm Caxton</hi> nach<lb/>
Holland &#x017F;chickte, Nachricht davon einzuziehen. Sie<lb/>
brachten es auch &#x017F;o weit, daß &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Friedrich von<lb/>
Cor&#x017F;elles,</hi> einen Mitarbeiter des <hi rendition="#fr">Guttenbergs,</hi><lb/>
mit Geld be&#x017F;tachen, und ihn nach Oxford u&#x0364;ber&#x017F;chiff-<lb/>
ten. Aller Wahr&#x017F;cheinlichkeit nach mag man die&#x017F;e<lb/>
Untreue mit <hi rendition="#fr">Gensflei&#x017F;ch</hi> zu Straßburg, und mit<lb/><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;ten</hi> zn Haarlem vermenget haben. Unterde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0066] Cap. I. Verzeichniß Und dieſes ſind die allererſten gedruckten Buͤcher in der Welt. Sie hielten ſich in dem Hauſe zum jun- gen, welches Guttenberg gehoͤrte, und von der Zeit an nur das Buchdruckerhauß genennet wurde, gantz ſtille und in geheim auf, damit ihre Kunſt nicht ent- deckt wuͤrde. Fauſt brachte hierauf eine groſe An- zahl Bibeln nach Pariß zum Verkauf. Weil aber die Kaͤufer eine auſſerordentliche Gleichheit darinnen fanden, die es noch vor geſchrieben hielten, ſo be- ſchuldigten ſie ihn einer Hexerey, daß er auch genoͤ- thiget wurde Pariß zu verlaſſen. Er flohe alſo in al- ler Eil nach Mayntz, und von dar nach Straßburg, allwo er Johann Menteln die Kunſt entdeckte. Der erworbene Gewinnſt gab Gelegenheit, daß ſich die erſten Erfinder veruneinigten. Weil ſich nun Guttenberg beleydiget befand, und vor Gericht die Sache verlohr, ſo gieng er nach Straßburg und rich- tete daſelbſt mit einigen Gehuͤlfen eine Druckerey an, welches um das Jahr 1455. geſchahe. Weil es ihm aber auch hier nicht nach ſeinem Sinn gieng, ſo ver- fuͤgte er ſich 1459. nach Haarlem und legte daſelbſt eine Druckerey an. Der Ruf von der zu Haarlem errichteten Buchdruckerey kam bald nach Engelland. dahero der Cantzler von der hohen Schule zu Oxford Thomas Bourchier ſogleich Robert Tournor nebſt einem Kauffmann Wilhelm Caxton nach Holland ſchickte, Nachricht davon einzuziehen. Sie brachten es auch ſo weit, daß ſie Friedrich von Corſelles, einen Mitarbeiter des Guttenbergs, mit Geld beſtachen, und ihn nach Oxford uͤberſchiff- ten. Aller Wahrſcheinlichkeit nach mag man dieſe Untreue mit Gensfleiſch zu Straßburg, und mit Fauſten zn Haarlem vermenget haben. Unterdeſſen ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/66
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/66>, abgerufen am 24.11.2024.