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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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einiger Jubelschriften.
Hadrian Junio wieder angestimmt, wie Cöster in dem
Wald spatzieren gegangen, und auf Holtzrinden Buch-
staben geschnitten, und hernach unterschiedliche Bücher
auf Taffeln geschnitten habe; endlich hätte er eintzelne
Buchstaben von Holtz geschnitten zusammen gesetzt,
weil aber dieses nicht recht fort wolte, so hätte er Buch-
staben von Metall verfertiget, und damit den Spiegel
der Behoudenisse
1440. gedruckt. Die Fabel, daß
Cöstern ein Diener durchgegangen, und sich nach
Mayntz gewendet hätte, wird getrost nachgeschrieben,
aber nicht bewiesen. Damit man sich nun auch einen
Begrif von einer Kirche und einem dabey stehenden
Hauß, worinnen Cöster gewohnt, machen könnte, so
hat er selbiges sehr sauber in Kupffer stechen lassen.
Worzu dient doch dieser Unrath! Alsdenn kömmen
die unüberwindlichen Beweise vor Costern. Der er-
ste
ist, daß die erste Ausgabe des Spigels der Behou-
denis
noch würcklich auf dem Rathhause zu Harlem,
die andere Ausgabe aber auf dem Printzenhof in der
Stadtbibliotheck, von eben dem zweyten Druck ein
Exemplar zu Hoorn, in der öffentlichen Bibliotheck,
zu Amsterdam, ingleichen eine lateinische Ubersetzung
davon: Speculum humanae salvationis, an unter-
schiedenen Orten mehr besindlich sey, welche Coster
gedruckt haben soll und der Verfasser selbsten gesehen
hat. Man leugnet ja nicht, daß Cöster ein solches
Buch in Holtz geschnitten habe, welches hernach auch
gedruckt worden ist, sondern es kommt auf die Fra-
ge an: Ob Holtzschneiden, drucken heise? Dieses wird
sich Niemand in der Welt bereden lassen. Daß aber
Cöster metallene Buchstaben verfertiget, ist wohl ge-
sagt, aber nicht erwiesen. Nunmehro folgen die
Zeugnisse der Geschichtschreiber, welche sich vor Haar-

lem

einiger Jubelſchriften.
Hadrian Junio wieder angeſtimmt, wie Coͤſter in dem
Wald ſpatzieren gegangen, und auf Holtzrinden Buch-
ſtaben geſchnitten, und hernach unterſchiedliche Buͤcher
auf Taffeln geſchnitten habe; endlich haͤtte er eintzelne
Buchſtaben von Holtz geſchnitten zuſammen geſetzt,
weil aber dieſes nicht recht fort wolte, ſo haͤtte er Buch-
ſtaben von Metall verfertiget, und damit den Spiegel
der Behoudeniſſe
1440. gedruckt. Die Fabel, daß
Coͤſtern ein Diener durchgegangen, und ſich nach
Mayntz gewendet haͤtte, wird getroſt nachgeſchrieben,
aber nicht bewieſen. Damit man ſich nun auch einen
Begrif von einer Kirche und einem dabey ſtehenden
Hauß, worinnen Coͤſter gewohnt, machen koͤnnte, ſo
hat er ſelbiges ſehr ſauber in Kupffer ſtechen laſſen.
Worzu dient doch dieſer Unrath! Alsdenn koͤmmen
die unuͤberwindlichen Beweiſe vor Coſtern. Der er-
ſte
iſt, daß die erſte Ausgabe des Spigels der Behou-
denis
noch wuͤrcklich auf dem Rathhauſe zu Harlem,
die andere Ausgabe aber auf dem Printzenhof in der
Stadtbibliotheck, von eben dem zweyten Druck ein
Exemplar zu Hoorn, in der oͤffentlichen Bibliotheck,
zu Amſterdam, ingleichen eine lateiniſche Uberſetzung
davon: Speculum humanæ ſalvationis, an unter-
ſchiedenen Orten mehr beſindlich ſey, welche Coſter
gedruckt haben ſoll und der Verfaſſer ſelbſten geſehen
hat. Man leugnet ja nicht, daß Coͤſter ein ſolches
Buch in Holtz geſchnitten habe, welches hernach auch
gedruckt worden iſt, ſondern es kommt auf die Fra-
ge an: Ob Holtzſchneiden, drucken heiſe? Dieſes wird
ſich Niemand in der Welt bereden laſſen. Daß aber
Coͤſter metallene Buchſtaben verfertiget, iſt wohl ge-
ſagt, aber nicht erwieſen. Nunmehro folgen die
Zeugniſſe der Geſchichtſchreiber, welche ſich vor Haar-

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[479/0586] einiger Jubelſchriften. Hadrian Junio wieder angeſtimmt, wie Coͤſter in dem Wald ſpatzieren gegangen, und auf Holtzrinden Buch- ſtaben geſchnitten, und hernach unterſchiedliche Buͤcher auf Taffeln geſchnitten habe; endlich haͤtte er eintzelne Buchſtaben von Holtz geſchnitten zuſammen geſetzt, weil aber dieſes nicht recht fort wolte, ſo haͤtte er Buch- ſtaben von Metall verfertiget, und damit den Spiegel der Behoudeniſſe 1440. gedruckt. Die Fabel, daß Coͤſtern ein Diener durchgegangen, und ſich nach Mayntz gewendet haͤtte, wird getroſt nachgeſchrieben, aber nicht bewieſen. Damit man ſich nun auch einen Begrif von einer Kirche und einem dabey ſtehenden Hauß, worinnen Coͤſter gewohnt, machen koͤnnte, ſo hat er ſelbiges ſehr ſauber in Kupffer ſtechen laſſen. Worzu dient doch dieſer Unrath! Alsdenn koͤmmen die unuͤberwindlichen Beweiſe vor Coſtern. Der er- ſte iſt, daß die erſte Ausgabe des Spigels der Behou- denis noch wuͤrcklich auf dem Rathhauſe zu Harlem, die andere Ausgabe aber auf dem Printzenhof in der Stadtbibliotheck, von eben dem zweyten Druck ein Exemplar zu Hoorn, in der oͤffentlichen Bibliotheck, zu Amſterdam, ingleichen eine lateiniſche Uberſetzung davon: Speculum humanæ ſalvationis, an unter- ſchiedenen Orten mehr beſindlich ſey, welche Coſter gedruckt haben ſoll und der Verfaſſer ſelbſten geſehen hat. Man leugnet ja nicht, daß Coͤſter ein ſolches Buch in Holtz geſchnitten habe, welches hernach auch gedruckt worden iſt, ſondern es kommt auf die Fra- ge an: Ob Holtzſchneiden, drucken heiſe? Dieſes wird ſich Niemand in der Welt bereden laſſen. Daß aber Coͤſter metallene Buchſtaben verfertiget, iſt wohl ge- ſagt, aber nicht erwieſen. Nunmehro folgen die Zeugniſſe der Geſchichtſchreiber, welche ſich vor Haar- lem

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/586>, abgerufen am 25.11.2024.