Und so viel vor dieses mal! Nunmehro will ich mein Wörterbuch fortsetzen. Jch muß aber erst ein paar Worte zu meiner Vertheidigung beybrin- gen. Es ist mir hier gegangen, wie es bey allen menschlichen Handlungen zu gehen pflegt: laudatur ab his, culpatur ab aliis. Man hat mich gelobet, und gescholten. Jch pflege zwar überhaupt der Wahrheit ein Gehör zu geben. Schilt man mich mit Grund, so verbessere ich selbiges hertzlich gerne. Schilt man mich ohne Grund, so lache ich über die Eitelkeit der Menschen. Unterdessen muß ich doch um einiger schwachen Gemüther wegen auch etwas zu meiner Nothdurfft allhier sagen. Man hat mir nem- lich zur Schande, wie man es nennet, nachgesa- get, als wenn ich allerhand Wörter in mein Wör- terbuch eingerücket hätte, die zum Theil recht läp- pisch wären. Das unschuldige Wort Schwamm, und die Redensart: Pappier anfeuchten und einige wenige mehr, klingen in den Ohren dieser aufgewor- fenen unbilligen Richter so läppisch. Was kan aber ich davor, daß sich diese Herren Richter selbsten sol- cher läppischen Dinge, wie sie es in der That zu ih- rer eigenem Schande heisen, bedienen. Da ich mir vorgesetzet, alle diejenigen Dinge zu beschreiben, und zugleich zu berichten, zu was man sich selbiger in Dru- ckereyen bedienet; So musten angeführte Wörter nothwendiger Weise einen Platz einnehmen. Wenn ich Lust hätte mich mit diesen Tadlern in einen Streit ein- zulassen, so könnte ich selbigen mit dem verworffenen Schwamm gar leicht das düstre aus den Augen wi- schen; Und wenn ich sie mit gleicher Müntze bezahlen wollte. so könnte ich ihre trocknen Urtheile leichte an-
feuch-
Cap. VII. Fortſetzung
§. VI.
Und ſo viel vor dieſes mal! Nunmehro will ich mein Woͤrterbuch fortſetzen. Jch muß aber erſt ein paar Worte zu meiner Vertheidigung beybrin- gen. Es iſt mir hier gegangen, wie es bey allen menſchlichen Handlungen zu gehen pflegt: laudatur ab his, culpatur ab aliis. Man hat mich gelobet, und geſcholten. Jch pflege zwar uͤberhaupt der Wahrheit ein Gehoͤr zu geben. Schilt man mich mit Grund, ſo verbeſſere ich ſelbiges hertzlich gerne. Schilt man mich ohne Grund, ſo lache ich uͤber die Eitelkeit der Menſchen. Unterdeſſen muß ich doch um einiger ſchwachen Gemuͤther wegen auch etwas zu meiner Nothdurfft allhier ſagen. Man hat mir nem- lich zur Schande, wie man es nennet, nachgeſa- get, als wenn ich allerhand Woͤrter in mein Woͤr- terbuch eingeruͤcket haͤtte, die zum Theil recht laͤp- piſch waͤren. Das unſchuldige Wort Schwamm, und die Redensart: Pappier anfeuchten und einige wenige mehr, klingen in den Ohren dieſer aufgewor- fenen unbilligen Richter ſo laͤppiſch. Was kan aber ich davor, daß ſich dieſe Herren Richter ſelbſten ſol- cher laͤppiſchen Dinge, wie ſie es in der That zu ih- rer eigenem Schande heiſen, bedienen. Da ich mir vorgeſetzet, alle diejenigen Dinge zu beſchreiben, und zugleich zu berichten, zu was man ſich ſelbiger in Dru- ckereyen bedienet; So muſten angefuͤhrte Woͤrter nothwendiger Weiſe einen Platz einnehmen. Wenn ich Luſt haͤtte mich mit dieſen Tadlern in einen Streit ein- zulaſſen, ſo koͤnnte ich ſelbigen mit dem verworffenen Schwamm gar leicht das duͤſtre aus den Augen wi- ſchen; Und wenn ich ſie mit gleicher Muͤntze bezahlen wollte. ſo koͤnnte ich ihre trocknen Urtheile leichte an-
feuch-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0545"n="438"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Cap. <hirendition="#aq">VII.</hi> Fortſetzung</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. <hirendition="#aq">VI.</hi></head><lb/><p>Und ſo viel vor dieſes mal! Nunmehro will ich<lb/>
mein Woͤrterbuch fortſetzen. Jch muß aber erſt<lb/>
ein paar Worte zu meiner Vertheidigung beybrin-<lb/>
gen. Es iſt mir hier gegangen, wie es bey allen<lb/>
menſchlichen Handlungen zu gehen pflegt: <hirendition="#aq">laudatur<lb/>
ab his, culpatur ab aliis.</hi> Man hat mich gelobet,<lb/>
und geſcholten. Jch pflege zwar uͤberhaupt der<lb/>
Wahrheit ein Gehoͤr zu geben. Schilt man mich<lb/>
mit Grund, ſo verbeſſere ich ſelbiges hertzlich gerne.<lb/>
Schilt man mich ohne Grund, ſo lache ich uͤber die<lb/>
Eitelkeit der Menſchen. Unterdeſſen muß ich doch um<lb/>
einiger ſchwachen Gemuͤther wegen auch etwas zu<lb/>
meiner Nothdurfft allhier ſagen. Man hat mir nem-<lb/>
lich zur Schande, wie man es nennet, nachgeſa-<lb/>
get, als wenn ich allerhand Woͤrter in mein Woͤr-<lb/>
terbuch eingeruͤcket haͤtte, die zum Theil recht <hirendition="#fr">laͤp-<lb/>
piſch</hi> waͤren. Das unſchuldige Wort <hirendition="#fr">Schwamm,</hi><lb/>
und die Redensart: <hirendition="#fr">Pappier anfeuchten</hi> und einige<lb/>
wenige mehr, klingen in den Ohren dieſer aufgewor-<lb/>
fenen unbilligen Richter ſo laͤppiſch. Was kan aber<lb/>
ich davor, daß ſich dieſe Herren Richter ſelbſten ſol-<lb/>
cher laͤppiſchen Dinge, wie ſie es in der That zu ih-<lb/>
rer eigenem Schande heiſen, bedienen. Da ich mir<lb/>
vorgeſetzet, alle diejenigen Dinge zu beſchreiben, und<lb/>
zugleich zu berichten, zu was man ſich ſelbiger in Dru-<lb/>
ckereyen bedienet; So muſten angefuͤhrte Woͤrter<lb/>
nothwendiger Weiſe einen Platz einnehmen. Wenn ich<lb/>
Luſt haͤtte mich mit dieſen Tadlern in einen Streit ein-<lb/>
zulaſſen, ſo koͤnnte ich ſelbigen mit dem verworffenen<lb/>
Schwamm gar leicht das duͤſtre aus den Augen wi-<lb/>ſchen; Und wenn ich ſie mit gleicher Muͤntze bezahlen<lb/>
wollte. ſo koͤnnte ich ihre trocknen Urtheile leichte an-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">feuch-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[438/0545]
Cap. VII. Fortſetzung
§. VI.
Und ſo viel vor dieſes mal! Nunmehro will ich
mein Woͤrterbuch fortſetzen. Jch muß aber erſt
ein paar Worte zu meiner Vertheidigung beybrin-
gen. Es iſt mir hier gegangen, wie es bey allen
menſchlichen Handlungen zu gehen pflegt: laudatur
ab his, culpatur ab aliis. Man hat mich gelobet,
und geſcholten. Jch pflege zwar uͤberhaupt der
Wahrheit ein Gehoͤr zu geben. Schilt man mich
mit Grund, ſo verbeſſere ich ſelbiges hertzlich gerne.
Schilt man mich ohne Grund, ſo lache ich uͤber die
Eitelkeit der Menſchen. Unterdeſſen muß ich doch um
einiger ſchwachen Gemuͤther wegen auch etwas zu
meiner Nothdurfft allhier ſagen. Man hat mir nem-
lich zur Schande, wie man es nennet, nachgeſa-
get, als wenn ich allerhand Woͤrter in mein Woͤr-
terbuch eingeruͤcket haͤtte, die zum Theil recht laͤp-
piſch waͤren. Das unſchuldige Wort Schwamm,
und die Redensart: Pappier anfeuchten und einige
wenige mehr, klingen in den Ohren dieſer aufgewor-
fenen unbilligen Richter ſo laͤppiſch. Was kan aber
ich davor, daß ſich dieſe Herren Richter ſelbſten ſol-
cher laͤppiſchen Dinge, wie ſie es in der That zu ih-
rer eigenem Schande heiſen, bedienen. Da ich mir
vorgeſetzet, alle diejenigen Dinge zu beſchreiben, und
zugleich zu berichten, zu was man ſich ſelbiger in Dru-
ckereyen bedienet; So muſten angefuͤhrte Woͤrter
nothwendiger Weiſe einen Platz einnehmen. Wenn ich
Luſt haͤtte mich mit dieſen Tadlern in einen Streit ein-
zulaſſen, ſo koͤnnte ich ſelbigen mit dem verworffenen
Schwamm gar leicht das duͤſtre aus den Augen wi-
ſchen; Und wenn ich ſie mit gleicher Muͤntze bezahlen
wollte. ſo koͤnnte ich ihre trocknen Urtheile leichte an-
feuch-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/545>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.