Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. VI. Wohleingerichtete
Waltze, geschlagenen Filtz, oder Tuch fein eben und
gleich auf dieses alles; ziehe hernach mit dem Creutz-
haspel
die Tafel, oder deinen Tisch sein gleich biß auf
die andere Seite hindurch, wie die Figur ausweiset.

FIG. VI.

Wir haben die Gelegenheit nicht vorbey gehen las-
sen wollen, auf dieser Figur eine Presse mit einem
Rade vorzustellen und wie selbige nach perspectivischer
Art gesehen wird, wann der Drucker mit ermelde-
ten Rade die Tafel, oder Tisch nebst der Kupferplat-
te durchziehet. Ob mit dem Haspel, oder Creutz,
oder mit dem Rade bessere Arbeit kan verfertiget wer-
den, läßt sich leicht entscheiden. Ohnstreitig ist die
letztere besser, denn mit dem Haspel, oder Creutz ist
viel schwerer zu drucken, als mit dem Rade, weil
man mit der erstern keinen gleichen Zug hat, sondern
man immer rücken muß; hingegen mit dem Rade
treibet man die Tafel mit der Kupferplatte unverrückt
durch, dahero das Kupfer viel besser zum Vorschein
kommt, zumal wenn ein Kohlfeuer, worauf die Kupfer-
platte ehe sie eingeschwärtzet, noch darzukommt und er-
wärmet wird. Es geschiehet solches meistentheils
bey grossen Portraiten, welche wegen ihres saubern
Stiches besonders tractiret seyn wollen. Man kan aber
die Arbeit nicht vor einen solchen Lohn begehren, als
die mit dem Haspel, oder Creutz verfertiget wird,
weil vielmehr Zeit darauf verwendet werden muß,
als mit dem Creutz. Es wird aber auch ein guter
Firniß darzu erfordert, welcher sich aus der Tiefe
sein heraus hebet, wie ich selbst gesehen, daß wenn
der Drucker die eingeschwärtzte Kupferplatte in der
Presse abgezogen, sie gesehen, als wenn sie noch nicht

gebraucht

Cap. VI. Wohleingerichtete
Waltze, geſchlagenen Filtz, oder Tuch fein eben und
gleich auf dieſes alles; ziehe hernach mit dem Creutz-
haſpel
die Tafel, oder deinen Tiſch ſein gleich biß auf
die andere Seite hindurch, wie die Figur ausweiſet.

FIG. VI.

Wir haben die Gelegenheit nicht vorbey gehen laſ-
ſen wollen, auf dieſer Figur eine Preſſe mit einem
Rade vorzuſtellen und wie ſelbige nach perſpectiviſcher
Art geſehen wird, wann der Drucker mit ermelde-
ten Rade die Tafel, oder Tiſch nebſt der Kupferplat-
te durchziehet. Ob mit dem Haſpel, oder Creutz,
oder mit dem Rade beſſere Arbeit kan verfertiget wer-
den, laͤßt ſich leicht entſcheiden. Ohnſtreitig iſt die
letztere beſſer, denn mit dem Haſpel, oder Creutz iſt
viel ſchwerer zu drucken, als mit dem Rade, weil
man mit der erſtern keinen gleichen Zug hat, ſondern
man immer ruͤcken muß; hingegen mit dem Rade
treibet man die Tafel mit der Kupferplatte unverruͤckt
durch, dahero das Kupfer viel beſſer zum Vorſchein
kommt, zumal wenn ein Kohlfeuer, worauf die Kupfer-
platte ehe ſie eingeſchwaͤrtzet, noch darzukommt und er-
waͤrmet wird. Es geſchiehet ſolches meiſtentheils
bey groſſen Portraiten, welche wegen ihres ſaubern
Stiches beſonders tractiret ſeyn wollen. Man kan aber
die Arbeit nicht vor einen ſolchen Lohn begehren, als
die mit dem Haſpel, oder Creutz verfertiget wird,
weil vielmehr Zeit darauf verwendet werden muß,
als mit dem Creutz. Es wird aber auch ein guter
Firniß darzu erfordert, welcher ſich aus der Tiefe
ſein heraus hebet, wie ich ſelbſt geſehen, daß wenn
der Drucker die eingeſchwaͤrtzte Kupferplatte in der
Preſſe abgezogen, ſie geſehen, als wenn ſie noch nicht

gebraucht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0511" n="410"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. <hi rendition="#aq">VI.</hi> Wohleingerichtete</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Waltze</hi>, ge&#x017F;chlagenen <hi rendition="#fr">Filtz</hi>, oder <hi rendition="#fr">Tuch</hi> fein eben und<lb/>
gleich auf die&#x017F;es alles; ziehe hernach mit dem <hi rendition="#fr">Creutz-<lb/>
ha&#x017F;pel</hi> die <hi rendition="#fr">Tafel</hi>, oder deinen <hi rendition="#fr">Ti&#x017F;ch</hi> &#x017F;ein gleich biß auf<lb/>
die andere Seite hindurch, wie die Figur auswei&#x017F;et.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">FIG. VI.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Wir haben die Gelegenheit nicht vorbey gehen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wollen, auf die&#x017F;er Figur eine Pre&#x017F;&#x017F;e mit einem<lb/>
Rade vorzu&#x017F;tellen und wie &#x017F;elbige nach per&#x017F;pectivi&#x017F;cher<lb/>
Art ge&#x017F;ehen wird, wann der Drucker mit ermelde-<lb/>
ten Rade die Tafel, oder Ti&#x017F;ch neb&#x017F;t der Kupferplat-<lb/>
te durchziehet. Ob mit dem Ha&#x017F;pel, oder Creutz,<lb/>
oder mit dem Rade be&#x017F;&#x017F;ere Arbeit kan verfertiget wer-<lb/>
den, la&#x0364;ßt &#x017F;ich leicht ent&#x017F;cheiden. Ohn&#x017F;treitig i&#x017F;t die<lb/>
letztere be&#x017F;&#x017F;er, denn mit dem Ha&#x017F;pel, oder Creutz i&#x017F;t<lb/>
viel &#x017F;chwerer zu drucken, als mit dem Rade, weil<lb/>
man mit der er&#x017F;tern keinen gleichen Zug hat, &#x017F;ondern<lb/>
man immer ru&#x0364;cken muß; hingegen mit dem Rade<lb/>
treibet man die Tafel mit der Kupferplatte unverru&#x0364;ckt<lb/>
durch, dahero das Kupfer viel be&#x017F;&#x017F;er zum Vor&#x017F;chein<lb/>
kommt, zumal wenn ein Kohlfeuer, worauf die Kupfer-<lb/>
platte ehe &#x017F;ie einge&#x017F;chwa&#x0364;rtzet, noch darzukommt und er-<lb/>
wa&#x0364;rmet wird. Es ge&#x017F;chiehet &#x017F;olches mei&#x017F;tentheils<lb/>
bey gro&#x017F;&#x017F;en Portraiten, welche wegen ihres &#x017F;aubern<lb/>
Stiches be&#x017F;onders tractiret &#x017F;eyn wollen. Man kan aber<lb/>
die Arbeit nicht vor einen &#x017F;olchen Lohn begehren, als<lb/>
die mit dem Ha&#x017F;pel, oder Creutz verfertiget wird,<lb/>
weil vielmehr Zeit darauf verwendet werden muß,<lb/>
als mit dem Creutz. Es wird aber auch ein guter<lb/>
Firniß darzu erfordert, welcher &#x017F;ich aus der Tiefe<lb/>
&#x017F;ein heraus hebet, wie ich &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ehen, daß wenn<lb/>
der Drucker die einge&#x017F;chwa&#x0364;rtzte Kupferplatte in der<lb/>
Pre&#x017F;&#x017F;e abgezogen, &#x017F;ie ge&#x017F;ehen, als wenn &#x017F;ie noch nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gebraucht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[410/0511] Cap. VI. Wohleingerichtete Waltze, geſchlagenen Filtz, oder Tuch fein eben und gleich auf dieſes alles; ziehe hernach mit dem Creutz- haſpel die Tafel, oder deinen Tiſch ſein gleich biß auf die andere Seite hindurch, wie die Figur ausweiſet. FIG. VI. Wir haben die Gelegenheit nicht vorbey gehen laſ- ſen wollen, auf dieſer Figur eine Preſſe mit einem Rade vorzuſtellen und wie ſelbige nach perſpectiviſcher Art geſehen wird, wann der Drucker mit ermelde- ten Rade die Tafel, oder Tiſch nebſt der Kupferplat- te durchziehet. Ob mit dem Haſpel, oder Creutz, oder mit dem Rade beſſere Arbeit kan verfertiget wer- den, laͤßt ſich leicht entſcheiden. Ohnſtreitig iſt die letztere beſſer, denn mit dem Haſpel, oder Creutz iſt viel ſchwerer zu drucken, als mit dem Rade, weil man mit der erſtern keinen gleichen Zug hat, ſondern man immer ruͤcken muß; hingegen mit dem Rade treibet man die Tafel mit der Kupferplatte unverruͤckt durch, dahero das Kupfer viel beſſer zum Vorſchein kommt, zumal wenn ein Kohlfeuer, worauf die Kupfer- platte ehe ſie eingeſchwaͤrtzet, noch darzukommt und er- waͤrmet wird. Es geſchiehet ſolches meiſtentheils bey groſſen Portraiten, welche wegen ihres ſaubern Stiches beſonders tractiret ſeyn wollen. Man kan aber die Arbeit nicht vor einen ſolchen Lohn begehren, als die mit dem Haſpel, oder Creutz verfertiget wird, weil vielmehr Zeit darauf verwendet werden muß, als mit dem Creutz. Es wird aber auch ein guter Firniß darzu erfordert, welcher ſich aus der Tiefe ſein heraus hebet, wie ich ſelbſt geſehen, daß wenn der Drucker die eingeſchwaͤrtzte Kupferplatte in der Preſſe abgezogen, ſie geſehen, als wenn ſie noch nicht gebraucht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/511
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/511>, abgerufen am 25.11.2024.