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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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die Buchdruckerkunst erfunden?
pturae, quae temporibus illis calamo manuque
exarabatur, vt difficulter ab illa distingui possint,
litteras quadratas & solidas commutabat, illasque
pulchras & nitidas formabat &c.
Pontanus sagt
ja an oben bestimmten Ort celeberrimus initio
apud Venetos typographos memoratur, eleganti-
bus typis expressit.
Es ist doch merckwürdig, daß
Herr Wadskiär seines Pontani Zeugniß vor wahr
annimmt, wenn es ihm beliebt, und solches wider
verläßt, wenn es wider ihn ist. Wenn nun Pon-
tanus
ein so glaubwürdiger Geschichtschreiber ist, so
muß Herr Wadskiär nothwendig seinen Jenson, als
den ersten Erfinder der Buchdruckerkunst, verlassen,
und Lorenz Küstern darzu machen. Denn dieses be-
hauptet Pontanus in Historia Geltr. Lib. IX. p. 476.
ausdrücklich. Wenn also dieser preißwürdige Ge-
schichtschreiber eine holländische Historie schreibt, so
schreibt er die Erfindung einem Holländer zu; Schreibt
er aber eine Dänische Historie, so soll auch ein Däne,
nach der Auslegung des Herrn Wadskiärs, die Ehre
haben. Entweder Pontani Zeugniß ist das erste,
oder das letzte mal, wahr; Jst es das letzte mal wahr,
so ist Küster der Erfinder. Wo bleibt also Jenson?
Jst es aber das erste mal wahr, so hat er das an-
mal die Wahrheit in Unwahrheit verwandelt, und
den Mantel nach den Wind gehänget. Und mit dem
Zeugniß eines solchen Mannes will man untrüglich er-
wiesene Wahrheiten und mich widerlegen? Jch ent-
halte mich gehäßiger Ausdrückungen, womit man mir
zu nahe getreten, ob ich hier gleich die schönste Ge-
legenheit hätte. Aus diesen allen erhellet nun zur Ge-
nüge, daß Omnibonus Jenson keinesweges zum
Erfinder der Buchdruckerkunst, sondern nur einer

neuen
H

die Buchdruckerkunſt erfunden?
pturæ, quæ temporibus illis calamo manuque
exarabatur, vt difficulter ab illa diſtingui poſſint,
litteras quadratas & ſolidas commutabat, illasque
pulchras & nitidas formabat &c.
Pontanus ſagt
ja an oben beſtimmten Ort celeberrimus initio
apud Venetos typographos memoratur, eleganti-
bus typis expreſſit.
Es iſt doch merckwuͤrdig, daß
Herr Wadſkiaͤr ſeines Pontani Zeugniß vor wahr
annimmt, wenn es ihm beliebt, und ſolches wider
verlaͤßt, wenn es wider ihn iſt. Wenn nun Pon-
tanus
ein ſo glaubwuͤrdiger Geſchichtſchreiber iſt, ſo
muß Herr Wadſkiaͤr nothwendig ſeinen Jenſon, als
den erſten Erfinder der Buchdruckerkunſt, verlaſſen,
und Lorenz Kuͤſtern darzu machen. Denn dieſes be-
hauptet Pontanus in Hiſtoria Geltr. Lib. IX. p. 476.
ausdruͤcklich. Wenn alſo dieſer preißwuͤrdige Ge-
ſchichtſchreiber eine hollaͤndiſche Hiſtorie ſchreibt, ſo
ſchreibt er die Erfindung einem Hollaͤnder zu; Schreibt
er aber eine Daͤniſche Hiſtorie, ſo ſoll auch ein Daͤne,
nach der Auslegung des Herrn Wadſkiaͤrs, die Ehre
haben. Entweder Pontani Zeugniß iſt das erſte,
oder das letzte mal, wahr; Jſt es das letzte mal wahr,
ſo iſt Kuͤſter der Erfinder. Wo bleibt alſo Jenſon?
Jſt es aber das erſte mal wahr, ſo hat er das an-
mal die Wahrheit in Unwahrheit verwandelt, und
den Mantel nach den Wind gehaͤnget. Und mit dem
Zeugniß eines ſolchen Mannes will man untruͤglich er-
wieſene Wahrheiten und mich widerlegen? Jch ent-
halte mich gehaͤßiger Ausdruͤckungen, womit man mir
zu nahe getreten, ob ich hier gleich die ſchoͤnſte Ge-
legenheit haͤtte. Aus dieſen allen erhellet nun zur Ge-
nuͤge, daß Omnibonus Jenſon keinesweges zum
Erfinder der Buchdruckerkunſt, ſondern nur einer

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[113/0149] die Buchdruckerkunſt erfunden? pturæ, quæ temporibus illis calamo manuque exarabatur, vt difficulter ab illa diſtingui poſſint, litteras quadratas & ſolidas commutabat, illasque pulchras & nitidas formabat &c. Pontanus ſagt ja an oben beſtimmten Ort celeberrimus initio apud Venetos typographos memoratur, eleganti- bus typis expreſſit. Es iſt doch merckwuͤrdig, daß Herr Wadſkiaͤr ſeines Pontani Zeugniß vor wahr annimmt, wenn es ihm beliebt, und ſolches wider verlaͤßt, wenn es wider ihn iſt. Wenn nun Pon- tanus ein ſo glaubwuͤrdiger Geſchichtſchreiber iſt, ſo muß Herr Wadſkiaͤr nothwendig ſeinen Jenſon, als den erſten Erfinder der Buchdruckerkunſt, verlaſſen, und Lorenz Kuͤſtern darzu machen. Denn dieſes be- hauptet Pontanus in Hiſtoria Geltr. Lib. IX. p. 476. ausdruͤcklich. Wenn alſo dieſer preißwuͤrdige Ge- ſchichtſchreiber eine hollaͤndiſche Hiſtorie ſchreibt, ſo ſchreibt er die Erfindung einem Hollaͤnder zu; Schreibt er aber eine Daͤniſche Hiſtorie, ſo ſoll auch ein Daͤne, nach der Auslegung des Herrn Wadſkiaͤrs, die Ehre haben. Entweder Pontani Zeugniß iſt das erſte, oder das letzte mal, wahr; Jſt es das letzte mal wahr, ſo iſt Kuͤſter der Erfinder. Wo bleibt alſo Jenſon? Jſt es aber das erſte mal wahr, ſo hat er das an- mal die Wahrheit in Unwahrheit verwandelt, und den Mantel nach den Wind gehaͤnget. Und mit dem Zeugniß eines ſolchen Mannes will man untruͤglich er- wieſene Wahrheiten und mich widerlegen? Jch ent- halte mich gehaͤßiger Ausdruͤckungen, womit man mir zu nahe getreten, ob ich hier gleich die ſchoͤnſte Ge- legenheit haͤtte. Aus dieſen allen erhellet nun zur Ge- nuͤge, daß Omnibonus Jenſon keinesweges zum Erfinder der Buchdruckerkunſt, ſondern nur einer neuen H

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/149>, abgerufen am 25.11.2024.