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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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die Buchdruckerkunst erfunden?
son einen Erfinder nenne, da ich doch behauptete
die Buchdruckerkunst wäre schon vor ihm erfunden
worden. Dem ersten Ansehen nach hat er Recht.
Doch nein, er hat nicht Recht Jch schreibe ja nicht,
daß Jenson der Erfinder der Buchdruckerey über-
haupt, welches auch Omnibonus nicht sagt, sondern
nur von der netten Art zu Drucken gewesen. Also
sage ich ja recht Jenson ist einer von den ersten Buch-
druckern zu Venedig gewesen, welcher ein Erfinder,
nicht der Buchdruckerey, sondern der zierlichen Buch-
staben gewesen ist. Kan denn dieses nicht beysam-
men stehen? Nein spricht Herr Wadskiär das heißt
Propagatio. Gar Recht, Fortpflantzung in Anse-
hung der Buchdruckerey überhaupt, und Erfindung
in Ansehung der zierlichen Buchstaben.

Er meynt ferner die Worte: Non ut scribuntur
calamo,
stiessen meine Einschränckung übern Hauf-
fen, und ich hätte sie vorbey gelassen. Sie stossen
meine Meynung gar nicht übern Hauffen, sondern
sie sind vor dieselbige. Denn die Sache verhält sich
also: Es ist bekannt, daß die allerersten gedruckten
Bücher mit sogenannter Mönchsschrift gedruckt wa-
ren, welche wie geschrieben aussahen. Faust hat ja
seine gedruckten Bibeln vor geschrieben verkauft, und
wer solche gedruckte Bücher gesehen hat, der wird
und muß mir hierinnen Beyfall geben. Daß dieser
Druck kein zierlicher Druck genennet werden kan,
wird abermahls niemand läugnen. Man sehe aber
den Druck des Jensons an, so wird man finden,
daß selbiger wie unsre heutige Tertia Antiqva-
Schrift aussieht. Sieht nun diese Schrift nicht viel
besser, als Mönchsschrift aus? Jch solte meynen, es

wäre

die Buchdruckerkunſt erfunden?
ſon einen Erfinder nenne, da ich doch behauptete
die Buchdruckerkunſt waͤre ſchon vor ihm erfunden
worden. Dem erſten Anſehen nach hat er Recht.
Doch nein, er hat nicht Recht Jch ſchreibe ja nicht,
daß Jenſon der Erfinder der Buchdruckerey uͤber-
haupt, welches auch Omnibonus nicht ſagt, ſondern
nur von der netten Art zu Drucken geweſen. Alſo
ſage ich ja recht Jenſon iſt einer von den erſten Buch-
druckern zu Venedig geweſen, welcher ein Erfinder,
nicht der Buchdruckerey, ſondern der zierlichen Buch-
ſtaben geweſen iſt. Kan denn dieſes nicht beyſam-
men ſtehen? Nein ſpricht Herr Wadſkiaͤr das heißt
Propagatio. Gar Recht, Fortpflantzung in Anſe-
hung der Buchdruckerey uͤberhaupt, und Erfindung
in Anſehung der zierlichen Buchſtaben.

Er meynt ferner die Worte: Non ut ſcribuntur
calamo,
ſtieſſen meine Einſchraͤnckung uͤbern Hauf-
fen, und ich haͤtte ſie vorbey gelaſſen. Sie ſtoſſen
meine Meynung gar nicht uͤbern Hauffen, ſondern
ſie ſind vor dieſelbige. Denn die Sache verhaͤlt ſich
alſo: Es iſt bekannt, daß die allererſten gedruckten
Buͤcher mit ſogenannter Moͤnchsſchrift gedruckt wa-
ren, welche wie geſchrieben ausſahen. Fauſt hat ja
ſeine gedruckten Bibeln vor geſchrieben verkauft, und
wer ſolche gedruckte Buͤcher geſehen hat, der wird
und muß mir hierinnen Beyfall geben. Daß dieſer
Druck kein zierlicher Druck genennet werden kan,
wird abermahls niemand laͤugnen. Man ſehe aber
den Druck des Jenſons an, ſo wird man finden,
daß ſelbiger wie unſre heutige Tertia Antiqva-
Schrift ausſieht. Sieht nun dieſe Schrift nicht viel
beſſer, als Moͤnchsſchrift aus? Jch ſolte meynen, es

waͤre
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[111/0147] die Buchdruckerkunſt erfunden? ſon einen Erfinder nenne, da ich doch behauptete die Buchdruckerkunſt waͤre ſchon vor ihm erfunden worden. Dem erſten Anſehen nach hat er Recht. Doch nein, er hat nicht Recht Jch ſchreibe ja nicht, daß Jenſon der Erfinder der Buchdruckerey uͤber- haupt, welches auch Omnibonus nicht ſagt, ſondern nur von der netten Art zu Drucken geweſen. Alſo ſage ich ja recht Jenſon iſt einer von den erſten Buch- druckern zu Venedig geweſen, welcher ein Erfinder, nicht der Buchdruckerey, ſondern der zierlichen Buch- ſtaben geweſen iſt. Kan denn dieſes nicht beyſam- men ſtehen? Nein ſpricht Herr Wadſkiaͤr das heißt Propagatio. Gar Recht, Fortpflantzung in Anſe- hung der Buchdruckerey uͤberhaupt, und Erfindung in Anſehung der zierlichen Buchſtaben. Er meynt ferner die Worte: Non ut ſcribuntur calamo, ſtieſſen meine Einſchraͤnckung uͤbern Hauf- fen, und ich haͤtte ſie vorbey gelaſſen. Sie ſtoſſen meine Meynung gar nicht uͤbern Hauffen, ſondern ſie ſind vor dieſelbige. Denn die Sache verhaͤlt ſich alſo: Es iſt bekannt, daß die allererſten gedruckten Buͤcher mit ſogenannter Moͤnchsſchrift gedruckt wa- ren, welche wie geſchrieben ausſahen. Fauſt hat ja ſeine gedruckten Bibeln vor geſchrieben verkauft, und wer ſolche gedruckte Buͤcher geſehen hat, der wird und muß mir hierinnen Beyfall geben. Daß dieſer Druck kein zierlicher Druck genennet werden kan, wird abermahls niemand laͤugnen. Man ſehe aber den Druck des Jenſons an, ſo wird man finden, daß ſelbiger wie unſre heutige Tertia Antiqva- Schrift ausſieht. Sieht nun dieſe Schrift nicht viel beſſer, als Moͤnchsſchrift aus? Jch ſolte meynen, es waͤre

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/147>, abgerufen am 22.11.2024.