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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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Cap. II. Ob ein Däne
Die übrigen Worte stehen bereits oben Sagt denn
nun Pontanus: Jenson war ein Däne. Jch kan
es nimmermehr finden. So viel ich einsehe, so heisen
Pontani Worte teutsch also: Aus Jensons Namen
nimmt man ab, daß er ein Däne gewesen; Oder
Jensons Name lehrt uns; Oder damit ich doch recht
lateinisch teutsch schreibe: Jensons Name verräth etc.
Es ist also weiter nichts, als eine Muthmassung, die
aber keinen Grund hat. Von dem Namen eines
Mannes auf dessen Vaterland zu schlüssen ist eine neue
Art zu schlüssen. Wenn dieses angienge, so müßte
Jenson auch ein Schwede, ein Holläuder etc. und
wieder umgekehrt mancher Schwede, Holländer und
Frantzose ein Däne seyn, wie ich bereits in meiner 2.
Anmerckung dargethan habe. Und gesetzt, Pon-
tanus
sagte rund herautz Jenson wäre ein Däne ge-
wesen, so wäre es deßwegen noch nicht wahr. Eine
Schwalbe macht keinen Sommer. Wenn hat Pon-
tanus
gelebt? Zum wenigsten anderthalb hundert
Jahr nach Jenson. Sollte er dahero besser, als
Jenson selbst gewußt haben, wo er gebohren worden?
Wo hat er sich aufgehalten? Jn Holland, und Jen-
son
in Venedig. Man wird sich also in Holland um
die Buchdrucker in Venedig treflich bekümmert haben,
daß man auch auf anderthalb hundert Jahre hinaus
besser gewußt hat, wo sie gebohren, als sie es selbst
gewußt haben. Bey was vor Gelegenheit hat denn
Pontanus dieses Zeugniß abgeleget? Da er die Dä-
nische Geschichte beschrieben. Hier ist der Grund die-
ser Muthmassung sonder Zweifel zu suchen. Ponta-
nus
war Historiographus bey dem König von Dän-
nemarck, dahero hat er vermuthlich auch den Dänen
eine Ehre zueignen wollen, wenn er in die Welt schrieb,

eine

Cap. II. Ob ein Daͤne
Die uͤbrigen Worte ſtehen bereits oben Sagt denn
nun Pontanus: Jenſon war ein Daͤne. Jch kan
es nimmermehr finden. So viel ich einſehe, ſo heiſen
Pontani Worte teutſch alſo: Aus Jenſons Namen
nimmt man ab, daß er ein Daͤne geweſen; Oder
Jenſons Name lehrt uns; Oder damit ich doch recht
lateiniſch teutſch ſchreibe: Jenſons Name verraͤth ꝛc.
Es iſt alſo weiter nichts, als eine Muthmaſſung, die
aber keinen Grund hat. Von dem Namen eines
Mannes auf deſſen Vaterland zu ſchluͤſſen iſt eine neue
Art zu ſchluͤſſen. Wenn dieſes angienge, ſo muͤßte
Jenſon auch ein Schwede, ein Hollaͤuder ꝛc. und
wieder umgekehrt mancher Schwede, Hollaͤnder und
Frantzoſe ein Daͤne ſeyn, wie ich bereits in meiner 2.
Anmerckung dargethan habe. Und geſetzt, Pon-
tanus
ſagte rund herautz Jenſon waͤre ein Daͤne ge-
weſen, ſo waͤre es deßwegen noch nicht wahr. Eine
Schwalbe macht keinen Sommer. Wenn hat Pon-
tanus
gelebt? Zum wenigſten anderthalb hundert
Jahr nach Jenſon. Sollte er dahero beſſer, als
Jenſon ſelbſt gewußt haben, wo er gebohren worden?
Wo hat er ſich aufgehalten? Jn Holland, und Jen-
ſon
in Venedig. Man wird ſich alſo in Holland um
die Buchdrucker in Venedig treflich bekuͤmmert haben,
daß man auch auf anderthalb hundert Jahre hinaus
beſſer gewußt hat, wo ſie gebohren, als ſie es ſelbſt
gewußt haben. Bey was vor Gelegenheit hat denn
Pontanus dieſes Zeugniß abgeleget? Da er die Daͤ-
niſche Geſchichte beſchrieben. Hier iſt der Grund die-
ſer Muthmaſſung ſonder Zweifel zu ſuchen. Ponta-
nus
war Hiſtoriographus bey dem Koͤnig von Daͤn-
nemarck, dahero hat er vermuthlich auch den Daͤnen
eine Ehre zueignen wollen, wenn er in die Welt ſchrieb,

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[108/0144] Cap. II. Ob ein Daͤne Die uͤbrigen Worte ſtehen bereits oben Sagt denn nun Pontanus: Jenſon war ein Daͤne. Jch kan es nimmermehr finden. So viel ich einſehe, ſo heiſen Pontani Worte teutſch alſo: Aus Jenſons Namen nimmt man ab, daß er ein Daͤne geweſen; Oder Jenſons Name lehrt uns; Oder damit ich doch recht lateiniſch teutſch ſchreibe: Jenſons Name verraͤth ꝛc. Es iſt alſo weiter nichts, als eine Muthmaſſung, die aber keinen Grund hat. Von dem Namen eines Mannes auf deſſen Vaterland zu ſchluͤſſen iſt eine neue Art zu ſchluͤſſen. Wenn dieſes angienge, ſo muͤßte Jenſon auch ein Schwede, ein Hollaͤuder ꝛc. und wieder umgekehrt mancher Schwede, Hollaͤnder und Frantzoſe ein Daͤne ſeyn, wie ich bereits in meiner 2. Anmerckung dargethan habe. Und geſetzt, Pon- tanus ſagte rund herautz Jenſon waͤre ein Daͤne ge- weſen, ſo waͤre es deßwegen noch nicht wahr. Eine Schwalbe macht keinen Sommer. Wenn hat Pon- tanus gelebt? Zum wenigſten anderthalb hundert Jahr nach Jenſon. Sollte er dahero beſſer, als Jenſon ſelbſt gewußt haben, wo er gebohren worden? Wo hat er ſich aufgehalten? Jn Holland, und Jen- ſon in Venedig. Man wird ſich alſo in Holland um die Buchdrucker in Venedig treflich bekuͤmmert haben, daß man auch auf anderthalb hundert Jahre hinaus beſſer gewußt hat, wo ſie gebohren, als ſie es ſelbſt gewußt haben. Bey was vor Gelegenheit hat denn Pontanus dieſes Zeugniß abgeleget? Da er die Daͤ- niſche Geſchichte beſchrieben. Hier iſt der Grund die- ſer Muthmaſſung ſonder Zweifel zu ſuchen. Ponta- nus war Hiſtoriographus bey dem Koͤnig von Daͤn- nemarck, dahero hat er vermuthlich auch den Daͤnen eine Ehre zueignen wollen, wenn er in die Welt ſchrieb, eine

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/144>, abgerufen am 22.11.2024.