Was tausend Schreiber dichten, Kan ich allein verrichten.
Das IV.) Emblema stellet vor den Musenberg mit den neun Musen, da Apollo dem Erfinder der Dru- ckerey Guttenberg einen Lorbeer-Crantz verehret.
Devise.
Gelehrte können nicht mit Kronen Den Nutz der Druckerkunst belohnen. In memoriam Jubilaei tertii typographici.
Bis hieher der Herr Verfasser. Jch mag nicht ur- theilen, weil meine Leser gar leichte einsehen werden, wo man wider die Natur der Sachen gedichtet hat. Bücher, die auf Stengeln aus der Erde hervor wachsen, mögte ich gerne sehen. Nun kömmt erst eine poetische Vorrede, und als denn weit hergehohl- te Noten über die Vorrede. Endlich ließt man das Gedichte selbst. Es bestehet aus 86. Strophen von zwölf Zeilen. Vermuthlich soll es eine Nachahmung des lateinischen Gedichtes des bekannten Bergellans seyn. Es ist aber dergestalt gerathen, daß man kaum glauben sollte, daß ein Teutscher Urheber da- von wäre. Gedancken, Ausdruck und Reim sind öfters wider alle Regeln. Jn den angehängten Anmerckungen welche 4. Bogen starck sind, hat uns der Herr Verfasser eine Probe von seiner grosen Wis- senschaft mitgetheilt. Denn man findet darinnen Le- bensbeschreibungen von alten und neuen Gottesge- lehrten, Geschichtschreibern, Aertzten, und auch so gar von den Componisten und Capellmeistern, welche wohl Niemand hierinnen suchen wird, und mit Recht
nicht
der vornehmſten Jubelſchriften.
Deviſe.
Was tauſend Schreiber dichten, Kan ich allein verrichten.
Das IV.) Emblema ſtellet vor den Muſenberg mit den neun Muſen, da Apollo dem Erfinder der Dru- ckerey Guttenberg einen Lorbeer-Crantz verehret.
Deviſe.
Gelehrte koͤnnen nicht mit Kronen Den Nutz der Druckerkunſt belohnen. In memoriam Jubilæi tertii typographici.
Bis hieher der Herr Verfaſſer. Jch mag nicht ur- theilen, weil meine Leſer gar leichte einſehen werden, wo man wider die Natur der Sachen gedichtet hat. Buͤcher, die auf Stengeln aus der Erde hervor wachſen, moͤgte ich gerne ſehen. Nun koͤmmt erſt eine poetiſche Vorrede, und als denn weit hergehohl- te Noten uͤber die Vorrede. Endlich ließt man das Gedichte ſelbſt. Es beſtehet aus 86. Strophen von zwoͤlf Zeilen. Vermuthlich ſoll es eine Nachahmung des lateiniſchen Gedichtes des bekannten Bergellans ſeyn. Es iſt aber dergeſtalt gerathen, daß man kaum glauben ſollte, daß ein Teutſcher Urheber da- von waͤre. Gedancken, Ausdruck und Reim ſind oͤfters wider alle Regeln. Jn den angehaͤngten Anmerckungen welche 4. Bogen ſtarck ſind, hat uns der Herr Verfaſſer eine Probe von ſeiner groſen Wiſ- ſenſchaft mitgetheilt. Denn man findet darinnen Le- bensbeſchreibungen von alten und neuen Gottesge- lehrten, Geſchichtſchreibern, Aertzten, und auch ſo gar von den Componiſten und Capellmeiſtern, welche wohl Niemand hierinnen ſuchen wird, und mit Recht
nicht
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der vornehmſten Jubelſchriften.
Deviſe.
Was tauſend Schreiber dichten,
Kan ich allein verrichten.
Das IV.) Emblema ſtellet vor den Muſenberg mit
den neun Muſen, da Apollo dem Erfinder der Dru-
ckerey Guttenberg einen Lorbeer-Crantz verehret.
Deviſe.
Gelehrte koͤnnen nicht mit Kronen
Den Nutz der Druckerkunſt belohnen.
In memoriam Jubilæi tertii typographici.
Bis hieher der Herr Verfaſſer. Jch mag nicht ur-
theilen, weil meine Leſer gar leichte einſehen werden,
wo man wider die Natur der Sachen gedichtet hat.
Buͤcher, die auf Stengeln aus der Erde hervor
wachſen, moͤgte ich gerne ſehen. Nun koͤmmt erſt
eine poetiſche Vorrede, und als denn weit hergehohl-
te Noten uͤber die Vorrede. Endlich ließt man das
Gedichte ſelbſt. Es beſtehet aus 86. Strophen von
zwoͤlf Zeilen. Vermuthlich ſoll es eine Nachahmung
des lateiniſchen Gedichtes des bekannten Bergellans
ſeyn. Es iſt aber dergeſtalt gerathen, daß man
kaum glauben ſollte, daß ein Teutſcher Urheber da-
von waͤre. Gedancken, Ausdruck und Reim ſind
oͤfters wider alle Regeln. Jn den angehaͤngten
Anmerckungen welche 4. Bogen ſtarck ſind, hat uns
der Herr Verfaſſer eine Probe von ſeiner groſen Wiſ-
ſenſchaft mitgetheilt. Denn man findet darinnen Le-
bensbeſchreibungen von alten und neuen Gottesge-
lehrten, Geſchichtſchreibern, Aertzten, und auch ſo
gar von den Componiſten und Capellmeiſtern, welche
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/127>, abgerufen am 22.11.2024.
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